Prosa

Am Vorabend der französischen VorwahlenPayssage - Geschichten aus der französischen Provinz

Amerikanischer Soldatenfriedhof in Henri-Chapelle.
Abends kamen wir in Forges-les-Eaux an. Ich hielt vor dem Hoteleingang und half Paul aus dem Wagen. Er sollte im Foyer auf mich warten. Als ich mit dem Gepäck zurückkehrte, sass er unverändert dort: zusammengesunken auf dem viel zu grossen Sofa, den Kopf in die Hände gestützt. Ich führte ihn auf das Zimmer, legte ihm alle Sachen bereit: seinen Kulturbeutel, die Tabletten; eine Flasche Wasser.mehr...
10 min.

Anekdote über einen unangemeldeten BesucherKinderspirituosen, Kotze und Handfeuerwaffen

Es sind Schulferien. Meine Familie ist verreist. Im Haus meiner Eltern geniesse ich erstmals über einen längeren Zeitraum die Vorzüge einer sturmfreien Bude. Selbstverständlich nutze ich das aus und schmeisse eine Party. Der Andrang ist enorm. Sämtliche Altersgenossen der Kleinstadt sind gekommen. Darunter auch Gäste ohne Einladung. Letzteres hat zur Folge, dass ich im Anschluss an die Party den Keller neu streichen muss.mehr...
7 min.

Bald ist Weltuntergang, bitte weitersagen!.

Über Selbstbräuner vom Drogerie-DiscounterBald ist Weltuntergang, bitte weitersagen!

Seit einigen Monaten setze ich keinen Fuss mehr vor die Tür. Ich sehe mich selbst in der Rolle eines Endzeitritters, der seine Lanze niederlegen möchte. Ich sehe mich selbst in der Rolle eines Idioten, könnte man meinen – wahrscheinlich zu Recht. Dennoch, oder gerade deswegen, möchte ich mich nicht länger den Gefahren der Aussenwelt aussetzen. Fettnäpfchen möchte ich von nun an umgehen.mehr...
5 min.

Das Ende der liegenden AchtMia

Gelangweilt sass sie vor ihrer bereits abgestandenen Apfelsaftschorle, die ihr diese Polenschlampe vor etwa einer Stunde falsch lächelnd serviert hatte. Sie schaute auf ihr Smartphone. Boah, noch fast ne halbe Stunde bis das Scheissspiel vorbei ist. Sie hasste Fussball, sie hasste diese Kneipe und vor allem hasste sie es hier herkommen zu müssen.mehr...
24 min.

Froschfigur auf Hofmauer in Dörgenhausen, Ortsteil von Hoyerswerda.

In memoriam Antillen-Ochsenfrosch „Alles geht, nur der Frosch hüpft.“Der Letzte oder Begattet euch doch selber

Nur, weil ich ein Frosch bin, muss ich nicht blöde, träge und taub sein. Wie ihr mich sehen wollt, weiss ich. Traurig, weil ich allein lebe, noch trauriger, weil es keine Froschkinder gibt, am allertraurigsten, weil ihr euch diese kleinen Monster zuckersüss vorstellt und ihr sie euch halten und am liebsten nicht wachsen lassen wollt; wie ihr euch in alle Tierkleinkinder verliebt, ob Eisbär, ob Regenwurm, ob Husky.mehr...
26 min.

Eckhard MiederOpferlamm e. V.

Detail am Haus Zum Opferlamm Markt 4, Arnstadt, Thüringen.
In Bad Stützbach lebten vor einiger Zeit drei Schafe, deren Aufgabe es war, in der Vorstadt Rasen zu mähen, Babys in den Schlaf zu blöken und Fremden die Zähne zu zeigen. Die drei Schafe waren Freunde und hiessen Schürlämmer, Wiederanders und Märtz. Sie hatten beinahe vergessen, dass es ein Leben jenseits der Rasenflächen, der gestylten Kinderzimmer und der wenigen Fremden gab. Den Umständen entsprechend ging es ihnen gut.mehr...
19 min.

Crash RoomWo gehobelt wird

Barbara holte aus und schlug mit voller Wucht auf den Wohnzimmertisch ein. Das Axtblatt blieb im Holz stecken. Die Tischplatte hatte eine minderwertige Qualität, dachte Peter, während er zusah, wie sie die Axt wieder aus der Platte herauszog um abermals auf den Tisch einzuschlagen. Kleine Holzstücke segelten durch die Luft. Sie keuchte. Er behielt sie dabei genau im Auge.mehr...
4 min.

Iza und Zuzanna.

Polnische Musik und SpirituosenIza und Zuzanna

Zuzanna kam gewöhnlich am frühen Nachmittag zu uns. Kaum angekommen, setzte sie sich in unsere geräumige Küche und zündete sich eine Zigarette an, während sie erste Anekdoten herausposaunte und Geschehnisse und Begebenheiten zu erörtern begann. »Machst du uns Tee, Schatzi?!«, forderte Iza mich immer hektisch auf, um nicht eine Minute mit ablenkenden Nichtigkeiten zu vergeuden und um sich voll und ganz auf unseren so geschätzten Gast konzentrieren zu können.mehr...
12 min.

Ein Dreiakter„Warum sind alle so böse zu Trampel?“

Vater Jonas sitzt mit seinem Sohn Fynn am Frühstückstisch. Im Radio laufen Nachrichten. Der Name Trump fällt. Ausserdem wird ein knapper Kommentar zum grad eingeführten Präsidenten der USA gesendet. «Wieso sind alle so böse zu Trampel?» «Du meinst Trump.» «Es ist überhaupt nicht egal, wer Präsident von Amerika ist.» «Der Name schon?» «Okay. Das stimmt.» «Und warum sind alle so böse zu Tramp?»mehr...
4 min.

Zwei identische Brillen in einer KneipeAutor Normalverbraucher

Einmal traf ich einen Autor, der beschwerte sich, dass jeder Tag gleich verlaufe und er nicht vorankomme. Das tue mir leid, sagte ich ihm und wollte schnell wieder gehen, aber er hielt mich auf, liess mich nicht gehen, nahm mich quasi gefangen. Er wollte, er musste reden. Wieder mal war ich am falschen Ort, zur falschen Zeit. Und jetzt sass er vor mir, mit glänzendem Gesicht, leicht glasigen Augen und einer hippen Brille.mehr...
4 min.

Juristisches Getümmel um die Sanierung eines MietshausesHenry Haas. Fall eines Anwalts

Henry Haas. Fall eines Anwalts.
Der Rechtsanwalt Henry Haas übernimmt Ende der 1990er Jahre das Mandat dreier Handwerker aus Sachsen, die sich um eine halbe Million Mark Lohn betrogen fühlen. Sie haben ihn bei der Sanierung eines Mietshauses verdient. Der Bauherr kommt aus Schwaben. Während Haas den »Jahrhundertfall«, wie er ihn nennt, gleich in mehrere Prozesse aufspaltet, fächern sich die Interessen der Beteiligten auf.mehr...
26 min.

Aktueller Termin in Berlin

Muss niemand Macker sein?

Kritik am Umgang von Feine Sahne Fischfilet mit Vorwürfen sexualisierter Gewalt Die Band Feine Sahne Fischfilet hat mit ihrer Reaktion auf Vorwürfe sexualisierter Gewalt und Machtmissbrauch ein Musterbeispiel an fehlgeschlagenem Umgang ...

Samstag, 20. April 2024 - 19:00 Uhr

Schreina47, Schreinerstr. 47, 10247 Berlin

Internet Archive Book Images

Der Widerstreit im MenschLeben des Joab

Hier werde ich sterben, und ganz Israel wird jubeln. Der Wind steht gegen die Stadt. Ich höre das Geröll, das Gemurmel der Steine. Ich schliesse die Augen und sehe, was ich gern sah, wenn ich heimkehrte: Distelsträucher rollen dem Wind voran. Sie hüpfen den Hang hinab, vorbei an den weissen Knochen von Katzen, Hunden, Eseln und Vögeln. Ich fürchte mich nicht. Ich bin müde und heiter. Ich bin heiter und müde.mehr...
39 min.

Zwischen Jobcenter und AusnüchterungszelleMit den Augen meines Bruders

Seine Wohnung roch wie immer muffelig. Ich ging, oder kämpfte mich durch die Zimmer. Überall lagen Sachen herum, zumeist Bücher, Zeitschriften oder Papier, dazwischen Geschirr mit eingetrockneten Essensresten. Knapp zwanzig Jahre hatte er hier gehaust. In dieser kleinen Zwei-Zimmer-Wohnung im fünften Stock eines Sozialbaus. Ich hatte ihn schon lange nicht mehr besucht, die Kinder auch nicht.mehr...
9 min.

Jörn Birkholz

Placebo-EinkaufszettelSuper Markt

Ich sortiere lustlos die Cornflakes-Packungen ein. Eine nach der anderen. Immer fünf hintereinander, gerade in vier Reihen. Können Sie mir sagen, wo die Waschmittel stehen?, fragt mich einer. Ich drehe mich um, sehe ihn an. Er grinst dämlich, wirkt nicht wie jemand, der oft Waschmittel einkauft. Ich blicke auf meine Liste, hab schon wieder vergessen, wo das Waschmittel steht.mehr...
3 min.

Auszug aus der Beatnovelle von Axel MonteTrespass City

Die meisten Bewohner von Trespass City kamen hierher, weil sie in irgendeiner Zeit und Welt etwas übertreten hatten. Welche, die nicht mehr geduldet wurden, und welche, die nicht mehr dulden wollten. So trafen sich hier etliche Gruppen und Gestalten von den Rändern der Gesellschaft. Vom guten wie vom bösen Rand. Viele in Trespass City lebten dort in der Hoffnung auf einen weiteren Übertritt. Auf den letzten.mehr...
7 min.

Papstwahl und BlutspendeDie Besuche eines Freundes

Jörn Birkholz
Ich hatte mal einen Freund. Der besuchte mich von Zeit zu Zeit. Er sprach nicht viel, was mich nicht störte. Dieser Freund sass da bei mir in meinem Sessel und es schien immer so, als ob er etwas erwartete. Einmal sagte ich ihm, dass es mir immer so scheine, als ob er etwas erwarte.mehr...
6 min.

“Manchmal muss man sich zwei Herzen fassen.”Aller Anfang ist schwer

Eine kurze Begegnung im Bus. Unzählige Gedanken und unausgesprochene Worte später und immer noch kein Anfang gemacht. Der Schriftsteller Claudio Ghin reist durch die Stadt und fasst sich irgendwann zwei Herzen. Eine Erzählung.mehr...
10 min.

Aktueller Event in Leipzig

Internationaler Tag Des Kleinbäuerlichen Widerstands und Solawi-Frühlingsfest

Samstag, 20. April 2024 - 14:00 Uhr

Vierseithof An Der Schmiede 4 In Sehlis, An Der Schmiede 4, 04567 Leipzig

Auszug aus dem Roman von Eckhard MiederRepublik der Ratten

Republik der Ratten.
Am 7. Juni verabschiedete sich der Zimmermann Amadeus Zündbrodt von seiner Freundin, wie morgens üblich, mit einem Kuss auf ihre Stirn, die sich wächsern anfühlte, während sie ihren restlichen Körper unter der Bettdecke verbarg, und erst als Amadeus nach sieben Tagen noch immer nicht heimgekehrt war, stand Isabelle auf, schmierte sich eine Wurst-, eine Käse- und eine Marmeladenstulle, um sich die Kraft anzufuttern, die sie brauchte, um das nächste Polizeirevier aufzusuchen.mehr...
27 min.

Chatgespräche und InternetsafariMario

Mario kam abends meistens gegen acht. Er pflanzte sich auf meine ausladende Couch, während ich daneben auf meiner durchgelegenen Matratze lag. Mario schaltete immer sofort den Fernseher ein; war dieser schon an, wechselte er den Kanal, beziehungsweise sprang mehrere Male zwischen den Kanälen hin und her. Irgendwann fand er immer ein Programm, das eine Weile seine Aufmerksamkeit erregte.mehr...
13 min.

Jörn Birkholz

GinTonic, Bier und breite ProllsNight of the Poets

Wir verliessen den Laden für den ich seit Jahren zu alt war. Zu meiner Rechten hatte sie sich eingehakt. Sie hiess Katrin, Karin oder Karoline. Im Laufe der Nacht hatte ich ihr verraten, dass ich schreibe, was sie mit „Cool, ich auch!“ kommentierte.mehr...
10 min.

Arbeit, Affäre und ein ProjektKarrieretraum

Er wusste mehr, als sie ahnte. Das mit ihrer Tochter wusste er sogar schon lange vor ihr. Sie hatte ihn um Geld für die Wohnungskaution gebeten. Der neue Freund von Fee schien in Ordnung zu sein, absolvierte brav sein Informatikstudium. Auch das von Noras Affäre wusste er, und auch dass es noch nicht ganz klar war, ob es nur bei einer Affäre bleiben würde.mehr...
5 min.

Feuchtes Gras am silbrigen FlussZwischen den Bergen

In der siebten Nacht seiner Wanderung trieb es Josef vier Mal aus dem Zelt, und jedes Mal war es fast nur Wasser, bräunliches, grünliches Flüssiges, das ihn verliess. Josef fühlte sich matt, müde, lebensmüde, obwohl er die letzten Tage in euphorischer Stimmung verbracht hatte.mehr...
69 min.

Überwachung des Internet-VerkehrGeschichte vom Griesspudding-Terroristen

Geschichte vom Griesspudding-Terroristen.
Als Eduard K. am 24. Mai 2023 während des Frühstücks seinen Rechner hochfuhr und mit der Maus durch die Nachrichten fuhr, blieb ihm der Bissen (Camembert mit Tomatengeschmack aus der Tube auf biobakteriell angereicherter Brotscheibe) im Halse stecken.mehr...
4 min.

Ein Streifschuss am UnterarmWie aus der Pistole

Ein Schuss löst sich. Freyja verstummt. Blut tropft aus ihr auf den Boden. Nach dem Schock, folgt das Heulen. Ein Streifschuss am Unterarm. Jod, Pflaster, Verband. Papa macht sich auf den Weg zum Kiez und bringt die Pistole zurück.mehr...
3 min.

Eine NovelleDas rote Lichtlein

In der Leipziger Innenstadt steht unweit der Nicolai-Kirche ein Hotel, das zur Motel-One-Kette gehört; es handelt sich um eine minimalistische Herberge, die im Bad nicht Seife hat, im Zimmer nicht einen verschliessbaren Schrank, ein Telefon gibt es nicht, doch die übrige Einrichtung ist von Designern gemacht, das Bett ausgezeichnet, die Preise sind angemessen.mehr...
15 min.

Slayer vs. Hardcore-VeganerDer Obermieter

Jörn Birkholz
Mist, er ist schon wach! Das dezente Knarren der Balken, das Rascheln, es klingt, als würde da oben ein riesiger Marder hausen. Warum ist der schon auf, es ist doch erst halb neun?mehr...
8 min.

Joern Birkholz

Auch bei einem familiären Todesfall muss die Behörde informiert werdenKeine Wahl: Ein Verfahren droht

Ein Verfahren droht. Ich übte die Tätigkeit meines Ehrenamtes als Wahlhelfer - Schriftführerin im Wahlbezirk 17, OWiG Paragraph 224/5, Zeuge Herr Krippke - nicht aus, obwohl ich dazu verpflichtet gewesen sei.mehr...
5 min.

Eckhard MiederIm Niemandsland

Am Abend des meteorologischen Sommerbeginns 2015 rief der Gastwirt und Hoteldirektor Egon Schmahle nach seinem Vater, fand es nicht weiter verwunderlich, dass der sich nicht meldete, allzu dringlich war es nicht, auch hatte Schmahle alle Hände voll zu tun hinterm Tresen.mehr...
42 min.

Am Randes des Marktes.

Eckhard MiederAm Randes des Marktes

Friedrich sass auf den Stufen am Rande des Marktes, sah hin und wieder auf seine Armbanduhr, obwohl er nicht wirklich aufgeregt oder ungeduldig war. Er wartete auf Karoline, er lächelte für sich, es gehörte zu ihren charmanten Seiten, stets unpünktlich zu sein.mehr...
35 min.

Die Kunst der HeucheleiEschenbach

Eschenbach kam im Herbst. Ich hasste ihn sofort. Er hatte all das, was mir fehlte. Und damit nicht genug, er schien mich zu mögen.mehr...
5 min.

Badeferien am MittelemeerStrandgut

JB
»Keine Wolke am Himmel, herrlich.« »Dann creme dich bloss gut ein Christopher.« »Ja, ja, mach ich gleich, ist doch grad mal zehn.« »Die Sonne ist auch jetzt schon nicht zu unterschätzen.« »Ja, ja, guck dir das klare Wasser an, herrlich.« »Mamamehr...
3 min.

Apropos UrlaubDer Reisekoffer

Vor zwei Monaten, oder waren es vielleicht sogar drei? - ist ja eigentlich auch egal, da fuhr ich mit meinem Mann und meinen zwei Kindern nach Montenegro, um die Sommerferien dort zu verbringen.mehr...
3 min.

Karriereweiber und KinderwünscheDie Sonne, die uns täuscht

„Warum müssen wir auch hier ganz hinten sitzen?“, murrte er vor sich hin. „Ist doch egal“, entgegnete sie. „Nein, ist es nicht! Hinten bekommt man entweder sofort die Getränke, wenn man noch gar keinen Durst hat, oder erst am Schluss, wenn sicmehr...
4 min.

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