Kritische Fragen zu den gesundheitsgefährdenden Schwefelstandards Dirty Diesel: Afrikanische Giftluft auf dem Rückweg in die Schweiz
Wirtschaft
Heute verlässt die „Irenes Rainbow“ den Hafen von Accra und nimmt Kurs auf Antwerpen. An Bord ist auch ein Container mit der Aufschrift „Return to Sender“, den Public Eye und seine afrikanischen Partnerorganisationen dem Handelskonzern Trafigura bald vor dessen Genfer Haustür stellen.


Dirty Diesel: Afrikanische Giftluft auf dem Rückweg in die Schweiz. Foto: sarahcstanley (CC BY 2.0 cropped)
Auf www.dirtydiesel.ch lässt sich die knapp dreiwöchige Reise der Irenes Rainbow in Echtzeit mitverfolgen. Mithilfe eines Shiptracking-Dienstes kann man den Giftluft-Container ab sofort auf seinen rund 7000 Kilometern bis Antwerpen virtuell begleiten. Von dort geht die Fahrt dann weiter nach Genf, wo Trafigura – zusammen mit diesem symbolischen Geschenk – im November auch die Petition übergeben wird. Der vor zwei Wochen publizierte „Dirty Diesel“-Report, auf dessen erschreckenden Befunden die „Return to Sender“-Aktion beruht, stiess weltweit auf breites Medienecho und sorgt speziell in Westafrika weiter für Schlagzeilen.
In Ghana, Nigeria, Mali, der Elfenbeinküste, Togo und Senegal mussten verantwortliche Behörden und Regierungsmitglieder viele kritische Fragen zu den gesundheitsgefährdenden Schwefelstandards und der tiefen Treibstoffqualität beantworten. Der steigende öffentliche Druck hat die National Petroleum Authority in Ghana vor ein paar Tagen dazu veranlasst, unserer Partnerorganisation ACEP (Africa Center for Energy Policy) Gespräche über eine signifikante Verbesserung der geltenden Standards anzubieten. Auch die einflussreiche Vereinigung der Importeure von Erdölprodukten in Ghana unterstützt die Schwefelsenkung auf europäisches Niveau.
In den Niederlanden formiert sich derweil politischer Protest gegen die stark in Rotterdam und Amsterdam konzentrierte Produktion von toxischen Treibstoffen und deren Export nach Afrika. Für die holländische Handelsministerin Lilianne Ploumen ist dieses auf legaler „Regulierungsarbitrage“ basierende Geschäftsmodell der Rohstoffhändler „ein schwerwiegender Skandal“. Der Schweizer Bundesrat wiederum äussert in seiner Antwort auf eine entsprechende Anfrage der Genfer Nationalrätin Lisa Mazzone die Erwartung, dass hier domizilierte Unternehmen ihre soziale Verantwortung so wahrnehmen, wie die UNO-Leitprinzipien für Unternehmen und Menschenrechte es fordern.
Die angesprochenen Firmen verstecken sich in ihren Stellungnahmen jedoch hinter der Einhaltung der schwachen staatlichen Standards in den betroffenen Ländern. Sollte Trafigura seinem ethischen Führungsanspruch in dieser problematischen Branche doch noch nachleben und zum ersten sauberen Treibstofflieferant Afrikas avancieren, würde der Container an eine andere Genfer Adresse geliefert.
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