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Blaulicht zuckt auf Verkehrslage

Lyrik

Verkehrslage.
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Verkehrslage. Foto: Shuets Udono (CC BY-SA 2.0)

25. September 2017
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Der Mann auf dem Fahrrad zetert,
als er dem Mann im Auto
die Vorfahrt nimmt.
Knapp entkommt er.

Der Mann im Auto wütet,
als die Frau im weissen SUV vor ihm
nicht schnell genug bei Grün
über die Kreuzung rast.

Der Mann fällt vom Fahrrad,
als die Frau im weissen Panzer
ihn anfährt; touché! für den Stahl,
touché! für das Überleben. Wie es aussieht,
kommt er mit Prellungen davon.

Der Mann im Auto bremst
aus Neugierde an der Umfallstelle ab.
Ein anderer Mann in einem anderen Auto
fährt auf. Karambolage. Touché. Olé!,

ruft das Mädchen am Strassenrand.
Es ist in Spanien geboren und hat Heimweh.
Einmal hatte der Papa sie mitgenommen
zum Stierkampf in Málaga. Er palaverte
mit anderen Männern. Sie tranken Kognak,
lachten und rauchten Zigarren.

Das Mädchen hält einen Dackel,
dem ein Bein fehlt, rechts hinten,
an der Leine, der kläfft.

Die Frau steigt aus dem SUV und telefoniert.
Sie schreit, dass sie nichts dafür könne,
dass alle anderen Idioten sind.

Der Mann aus dem Auto steigt aus
und geht auf den Mann, der
aus dem anderen Auto gestiegen ist, zu.
Sie verabreden sich zum Duell.

Dann trifft der Leviathan ein.
Blaulicht zuckt auf seinem Schädeldach.
Mit seinem Maul Schluckt er sie alle.
Die Leute, ihre Autos, Scherben und Blut.
Alles verschwindet wie ungeschehen.
Nur das Mädchen mit dem Hund
läuft pfeifend bei Rot über die Strasse davon.
Der Hund humpelt frohgemut mit.

Das Mädchen denkt an den Stier,
der den Torero auf die Hörner nahm
im ersten und einzigen Stierkampf ihres Lebens.


Und aus dem Pfeifen,
was sie noch nicht weiss, wird eines Tages
das erste Lied ihres Lebens: Eines Tages,
ich war jung, sah ich den Stier siegen.
Ich fand es gerecht. Ich wusste nicht, warum.
Ich weiss es bis heute nicht. Aber ich fand es gerecht.

Eckhard Mieder

Eckhard Mieder

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