Und dennoch kann der Bann nicht gebrochen werden. Der Fetischismus des Kapitals,[5] seie unbewusst von den Marktsubjekten hervorgebrachte Selbstbewegung, die in ihrer Widerspruchsentfaltung Gesellschaft wie Natur verwüstet, wird gerade in der Hochzeit einer Spekulationsblase manifest. Keiner der relevanten Akteure kann es sich erlauben, einfach auszusteigen, solange die Billionen fliessen, keine Institution kann es wagen, diesen Investitionsrausch abzuwürgen, ohne die Ökonomie in den Abgrund zu reissen – auch wenn der unausweichliche Crash später umso heftiger ausfallen sollte.
Der spekulative Tigerritt, der gewissermassen einen destruktiven Nachklang der globalisierten Blasenökonomie[6] der untergehenden neoliberalen Ära bildet, wird abermals ein böses Ende nehmen – es stellt sich nur die Frage, wie schlimm es werden wird. Hierzu ist eine Charakterisierung und Quantifizierung dieser KI-Bonanza notwendig. Die aktuelle KI-Blase in der gegenwärtigen Endphase der finanzmarktgetriebenen Globalisierung erinnert frappierend an deren Anfang vor rund einem Vierteljahrhundert, als die zur Jahrtausendwende platzende Dot-Com-Blase mit Internetaktien[7] die erste globale Spekulationsdynamik ausbildete (Näheres Hierzu siehe: „KI als der finale Automatisierungsschub“).[8] Wissenschaftlich-Technische Durchbrüche lassen bei Investoren die Hoffnung auf die Ausbildung neuer Märkte, neuer Verwertungsfelder für das Kapital aufkommen, die schliesslich einen irrationalen Charakter annimmt – es wird zu viel Wachstum in zu kurzer Zeit erwartet, was schliesslich zu Fehlinvestitionen und dem unausweichlichen Crash führt.
Dennoch besteht ein wichtiger Unterschied zwischen den beiden Hightech-Blasen am Anfang und Ende der globalen Blasenökonomie und der 2008[9] kollabierenden Immobilienspekulation oder der Liquiditätsblase der Notenbanken, die erst 2020 mit dem pandemiebedingten Inflationsschub ihr Ende fand: Alle Spekulationsdynamiken haben zwar die Konjunktur angefeuert, doch den Hightech-Blasen lagen reale ökonomische Transformationen zugrunde, die ja die gesamte kapitalistische Produktionsweise tatsächlich veränderten. Selbst die Periode der kapitalistischen Globalisierung wäre ohne die IT-Revolution schlicht organisatorisch nicht durchführbar. Der spekulative Überschwang von 2000 oder 2025, er besteht somit in einer zu schnellen Vorwegnahme der realwirtschaftlichen Umwälzung – während die Blasenkonjunktur 2000-2020 auf expansiver Geldpolitik und reiner Preisspekulation aufbaute,[10] die in ihrer Endphase einen regelrechten Zentralbankkapitalismus[11] hervorbrachte.
Kurze Blasenvermessung
Die KI-Systeme könnten den Kapitalismus (voraussichtlich) grundlegend umwälzen, falls die hieraus resultierenden inneren Widersprüche diesen nicht in einen ähnlichen Kollaps in den Zentren treiben sollten, wie er sich in weiten Teilen der Peripherie abspielt. Die gegenwärtige KI-Spekulation wird dennoch einen Crash zeitigen, der die gesamte Ökonomie in Mitleidenschaft ziehen wird, weil sie zu viel Profit in zu kurzer Zeit erzielen müsste, um ökonomisch aufzugehen. Zwei Faktoren sind bei der Einschätzung dieser Spekulation zentral: Die Investitionstätigkeit samt der korrespondierenden Kreditaufnahme und die Kurssteigerungen an den Aktienmärkten.Die Billion (Tausend Milliarden), das ist inzwischen die praktische Einheit dei Vermessung der gegenwärtigen KI-Blase. Zwei Zahlen werden in der öffentlichen Diskussion gehandelt: Die Investitionen der IT-Branchenriesen in die Datenzentren, die die Infrastruktur des erträumten KI-Kapitalismus bilden würden, sollen sich laut Morgan Stanley bis 2028 auf 2,9 Billionen Dollar summieren,[12] während die Unternehmensberatung McKinsey gar von einem Investitionsaufkommen von 6,7 Billionen bis 2030 ausgeht.[13] Allein dieses Jahr soll die Branche lauf dem The Economist rund 400 Milliarden Dollar[14] in die KI-Infrastruktur hineinpumpen, während deren Gesamteinnahmen sich auf rund 50 Milliarden belaufen.[15] Damit diese Investitionen sich rentieren, müssten somit Einnahmen, die heuer bei rund 13 Prozent des Investitionsvolumens liegen, sehr bald regelrecht explodieren.
Das Geschäftsfeld der Branche, die Einführung von KI-Systemen in der Wirtschaft zwecks Rationalisierung und Produktivitätssteigerung, befindet sich tatsächlich im Wachstum, doch erlahmt dessen Dynamik 2025 zunehmend.[16] Während also die Ausgaben immer schneller steigen, verlangsamt sich das Wachstum der Einnahmen. Das liegt höchstwahrscheinlich an die vielen Kinderkrankheiten und technischen Unzulänglichkeiten, deren Lösung noch keinesfalls gewiss ist. Die ersten Ergebnisse sind ernüchternd, laut jüngsten Studien gaben rund 95 Prozent der Wirtschaftskunden der KI-Industrie an, keine nennenswerten Extraprofite aus der Anwendung dieser Systeme erzielt zu haben.[17] Andere Untersuchungen kamen laut der New York Times[18] zu ähnlichen Ergebnissen: demnach sollen 80 Prozent aller Unternehmen, die „generative KI“ nutzten, „unterm Strich“ keine signifikanten Vorteile erzielen haben.
Zu diesen Schwierigkeiten, die durch bessere Implementierung wohl überwunden werden könnten, stossen noch grundlegende Skalierungsprobleme, die etwa in Softwarefirmen zum Einsatz kommende KI-Systeme laut Studien bei Erfolgsraten von 1,5 bis 34 Prozent stagnieren lassen.[19] Grössere, teurere, aufwendigere Sprachmodelle sind nicht unbedingt besser: ChatGPT-3 kostete 50 Millionen, für ChatGPT-4 wurden 500 Millionen fällig und in ChatGPT-5 wurden schon fünf Milliarden gepumpt, ohne dass dies mit entsprechenden Verbesserungen der Modelle im praktischen Einsatz einherginge. Dies bedeutet nicht, dass nicht bald abermalige wissenschaftlich-technische Durchbrüche möglich sind, die einen weiteren Entwicklungsschub ermöglichen – nur lässt der KI-Einsatz in vielen Feldern derzeit schlicht zu wünschen übrig. Das Produkt, dass immer einfacher billig kopiert werden kann,[20] ist bei vielfachen Anwendungen (noch) nicht ausgereift genug.
Dennoch wurde der Boom der US-Aktienmärkte fast ausschliesslich von der KI-Blase getragen, deren Volumen laut Schätzungen bis zum 17-Fachen der Dot-Com-Blase und dem Vierfachen der Immobilienblase erreicht haben könnte.[21] Rund 80 Prozent der Kurssteigerungen auf dem US-Aktienmarkt in diesem Jahr soll auf den Boom der KI-Branche zurückzuführen sein.[22] Seit dem Debüt von ChatGPT 2022 ist der Wert des US-Aktienmarktes um schwindelerregende 21 Billionen (das sind 21 000 Milliarden) Dollar gewachsen, wobei nur zehn IT-Firmen für 55 Prozent dieses spekulativen Anstiegs verantwortlich sind.[23]
KI-Boom in der „Brathähnchenphase“
Der Finanzmarktboom wird von der entsprechenden Kreditaufnahme getragen, die aber nicht hauptsächlich von risikobereiten Investoren getragen wird, wie beim Dot-Com-Boom. Diesmal sind es hautsächlich die IT-Giganten wie Alphabet, Meta oder Microsoft, die mehr als die Hälfte der prognostizierten Investitionen in die KI-Infrastruktur schultern sollen. Die IT-Titanen machen rund 20 des Marktwerts aller im S&P 500 Index erfassten Konzerne aus, doch umfassen deren Bonds nur zwei Prozent des US-Unternehmensschulden.[24] Damit können diese hochprofitablen Techgiganten Finanzschocks weitaus besser absorbieren als die vielen mit Wagniskapital finanzierten Internetklitschen während des Dot-Com-Booms, der sie vor einem Vierteljahrhundert hervorbrachte. Krisenverschärfend beim kommenden Crash dürfte sich hingegen die allgemein hohe Schuldenlast auswirken, die von der Privatwirtschaft in den USA akkumuliert wurde – und die schon Ende 2024 mit 8,43 Trillionen Dollar[25] einen neuen historischen Höchststand erreichte.Ein Crash dürfte viele dieser Schuldentürme zum Einsturz bringen. Dass die KI-Blase ihr Endstadium erreicht, machen übrigens die absurden zirkulären Investitionen, macht der Investitionsinzest in der KI-Branche deutlich, was vor allem auf eine Simulation von Umsatz abzuzielen scheint, um den Investitionsstrom und somit den Spekulationsboom aufrechtzuerhalten.
Die Nachrichtenagentur Bloomberg[26] beschrieb im vergangenen Oktober ein undurchsichtiges, billionenschweres Geflecht von „zirkulären Deals“ in der Branche, bei denen die KI-Giganten gigantische Beträge untereinander verschieben, um ihre Investitionen zu finanzieren: Im September 2025 investierte etwa Nvidia rund 100 Milliarden in OpenAI, um Datenzentren zu finanzieren, die mit Nvidia-Chips bestückt werden sollen. Weitere Giganten wie AMD, Oracle und Microsoft sind an ähnlichen, teilweis über mehrere Stationen ablaufenden Deals beteiligt, die zwar Umsatz simulieren, aber nur innerhalb der Branche Milliarden verschieben und auf äussere Finanzierung angewiesen sind, ohne dass neue Märkte und Kunden erschlossen würden.
Das Endgame wird nicht nur anhand der „kreativen“ Finanzierungsmethoden evident: Die Financial Times schlussfolgerte etwa, dass die KI-Blase bereits ihre „Brathähnchenphase“ erreicht habe, nachdem die Aktien von Hähnchen-Restaurantketten in Südkorea im Oktober um bis zu 20 Prozent in die Höhe geschossen waren.[27] Der Hintergrund: Der CEO von Nvidia wurde in einer Hähnchenbraterei bei einem Geschäftsessen mit seinen Kollegen von Samsung Electronics und Hyundai Motors fotografiert.
Die exklusive, künstliche Intelligenzkonjunktur
Wie schlimm wird es also werden, sobald die Blase platzt? Dies kann nur anhand der konkreten konjunkturellen Effekte dieser Blase ermittelt werden. Wie stark ist die Ökonomie, die reale Wirtschaft von der Spekulationsdynamik abhängig geworden? Der The Economist, der die destruktiven Folgen aller grösseren Spekulationsblasen seit dem 19. Jahrhundert untersuchte, schlussfolgerte etwa, dass nur der Crash der privaten Eisenbahngesellschaften im späten 19. Jahrhundert ein grösseres destruktives Potenzial entfaltete, als es die gegenwärtige KI-Blase in sich trägt.[28] Damit drohen den Zentren des Spätkapitalismus stärkere Erschütterungen als im Gefolge der 2008 geplatzten Immobilienblase.Die KI ist der mit weitem Abstand wichtigste Konjunkturtreiber in den Vereinigten Staaten. Nahezu das gesamte reale US-Wirtschaftswachstum im ersten Halbjahr 2025 ist laut Schätzungen[29] von Ökonomen auf „Investitionen in Datenzentren und Technologie zur Softwareverarbeitung“ zurückzuführen. Andere Schätzungen kommen zum Schluss, dass in diesem Jahr der KI-Boom für rund 40 Prozent des Wirtschaftswachstums in den USA verantwortlich sein werde.[30]
Der Bau, die Renovierung und die Ausstattung von Eigenheimen, die den Bausektor während der Immobilienblase zum konjunkturellen Triebmotor machten, sie werden nun von den Aufbau von Datenzentren und den Investitionen in die entsprechende Infrastruktur ersetzt. Hinzu kommt der ökologisch desaströse Energie- und Wasserhunger der KI-Branche,[31] der den Energiesektor befeuert. Der Bau-, der Energiesektor, sie profitieren ganz konkret von den Träumen der KI-Götter im Silicon Valley. Und, by the way, dies bildete schon seit einem Vierteljahrhundert die Grundlage der globalisierten Blasenökonomie: die Spekulationsblasen fungieren in ihrer Aufstiegsphase als Konjunkturtreiber. Die gigantischen, in die Billionen gehenden Aufwendungen in die KI-Infrastruktur sind übrigens auch nicht Crashresistent, wie gerne von den KI-Gurus behauptet, die damit argumentieren, dass die Datencenter auch nach einem „Reinigenden Marktgewitter“ wieder genutzt werden könnten. Im Gegensatz zu dem Schienennetz, das dem Zusammenbruch der Eisenbahnspekulation im 19. Jahrhundert überlebte, oder selbst den optischen Kabelnetz, das fieberhaft während der Dot-Com-Blase verlegt wurde, haben die Datenzentren eine sehr kurze Halbwertszeit, da die KI-Chips sehr schnell obsolet werden – eine halbe Dekade reicht schon, um aus milliardenschweren Investitionen Elektroschrott zu machen.
Neben der spekulativ befeuerten Investitionstätigkeit wirkt auch der als „Wohlstandseffekt“ bezeichnete Nachfrageschub konjunkturbelebend, den die Blasenbildungen nach sich ziehen. Steigende Aktienpreise, dies wurde schon während des Dot-Com-Booms beobachtet, führen zu Mehrausgaben der Aktienhalter, die sich immer vermögender wähnen, solange das fiktive Kapital in ihrem Besitz nur den Weg nach Oben kennt. Der Anteil von Aktien an den Privatvermögen in den Vereinigten Staaten ist inzwischen auf den historischen Höchststand von 35 Prozent geklettert,[32] weit über dem spekulativen Niveau während der Dot-Com-Blase (30 Prozent) und der Immobilienblase (25 Prozent). Der höhere Aktienanteil zeitigt somit in Gestalt höherer Nachfrage einen stärkeren konjunkturellen Effekt – um den Preis eines grösseren destruktiven Potenzials beim Platzen der Blase.
Dabei handelt es sich bei diesem Nachfrageboom bereits um eine sehr exklusive Angelegenheit, da die mit dem Platzen der Immobilienblase einsetzende Erosion der Mittelschichten,[33] die krisenbedingte Pauperisierung der US-Gesellschaft schon sehr weit vorangeschritten ist. Laut Bloomberg entfällt inzwischen nahezu die Hälfte alller Konsumausgaben auf das oberste Zehntel der US-Einkommenspyramide.[34] Zum Vergleich: In den 90ern des 20. Jahrhunderts waren es nur 36 Prozent.
Jegliche Nachfragesteigerung in den USA entfällt auf die obersten 20 Prozent der Wohlhabenden, während die unteren 80 Prozent der Einkommensbezieher, die weniger als 175 000 Dollar jährlich verdienen, ihre nominalen Mehreinnahmen durch die Inflation erodiert sahen – se tragen nicht zum Wachstum der Binnennachfrage bei. Es sei „besorgniserregend“, so Bloomberg,[35] dass eine „kleine Kohorte“ von Amerikanern einen „immer grösseren Anteil“ an den Konsumausgaben leiste, die massgeblich die US-Wirtschaft antreiben. Ein „Einbruch der Aktien“ berge folglich ein grosses gesamtwirtschaftlichers Risiko.
Nachklang der neoliberalen Blasenökonomie und Vorschein der inneren Schranke des Kapitals
Faktisch erinnert die zunehmende Spaltung bezüglich der Konsumzuwächse an die soziale Struktur vieler „Schwellenländer“ in der Semiperipherie des Weltsystems, wo die Mittelklassen die Bevölkerungsminderheit stellen – diese Sozialstruktur dürfte sich im Gefolge des kommenden Krisenschubes auch in den westlichen Zentren etablieren. Der Mittelschichts-Kapitalismus wird zunehmend zu einer Minderheitenangelegenheit. Zumal die US-Geldpolitik kaum noch in der Lage sein wird, dem Crash mittels der üblichen Krisenmassnahmen zu begegnen. Die Fed bemühte sich seit der Pandemie, dem grossen Inflationsschub[36] ab 2021 durch eine Abkehr von der expansiven Geldpolitik zu begegnen,[37] die ja die Grundlage der globalisierten Finanzblasenökonomie des 21. Jahrhunderts bildete. Dieser inflationäre Umbruch, der die globalisierte Blasen- und Defizitkonjunktur ihrer monetären Basis beraubte, bildete den Hintergrund des Übergangs in die gegenwärtige Krisenphase der Stagflation (konjunkturelle Stagnation bei andauernden inflationären Druck)[38] und des Protektionismus.[39]Die Fed hat zumindest die offizielle Inflation eingedämmt, indem sie die Zinsen anhob und ihre Bilanz reduzierte,[40] doch kann die US-Notenbank nicht mehr mit einer dermassen exzessiven expansiven Geldpolitik auf die kommenden Krisenschübe reagieren, wie es 2008 oder 2020[41] möglich war, ohne einen abermaligen Inflationsschub zu riskieren. Der geldpolitische Aktionsradius ist viel kleiner geworden in der Ära säkularer Stagflation, da die Notenbanken oftmals sich in einer quasi schizophrenen Zwickmühle wiederfinden, in der die Inflation zu Zinsanhebungen mahnt, während zugleich die lahmende Konjunktur Zinssenkungen einfordert.[42] Die gegenwärtige, auf realer Umwälzung der Produktionsmittel irrational aufbauende Blasenbildung stellt somit einen blossen Nachklang der neoliberalen Globalisierung dar.
Diese Spekulation entfaltet sich bereits in einem sozioökonomischen und wirtschaftspolitischen Umfeld, dem kaum noch die Möglichkeiten der Krisenverzögerung und des Blasentransfers zur Verfügung stehen, wie sie der globalisierte finanzmarktgetriebene Kapitalismus hatte. Zudem führt das Ende der Globalisierung und der von Trump massiv propagierte und erratisch exekutierte Protektionismus[43] dazu, dass Washington den Status eines „sicheren Hafens“ in Krisenzeiten verliert. Bislang kannten sich die USA darauf verlassen, in Krisenzeiten Kapitalzuflüsse zu verzeichnen, was stabilisierend auf die US-Wirtschafts mit ihrer dominanten Finanzsphäre wirkte. Darauf kann sich Washington nun nicht mehr bauen.
Und schliesslich richtet sich vermittels dieser KI-Blase unerbittlich die innere Schranke des Kapitals auf,[44] die nun manifest, für die Alle, die es wahrnehmen wollen,[45] sichtbar zutage tritt. Das Kapital entledigt sich aufgrund dieser Produktivitätssteigerungen seiner eigenen Substanz, der wertbildenden Arbeit in der Warenproduktion. Der breite Einsatz künstlicher Intelligenz in der Ökonomie, der auf dem Höhepunkt des Booms noch stockt und mit Kinderkrankheiten zu kämpfen hat, wird aller Voraussicht nach im Verlauf des Crashs seinen ökonomischen Durchbruch erleben, der den Innovations- und Produktivitätsdruck in der mörderischen Krisenkonkurrenz massiv ansteigen lassen wird.
Das reinigende Stahlgewitter des kommenden Krisenschubs können nur diejenigen Marktakteure zu überstehen hoffen, die möglichst rasch ihre Produktivität steigern können – koste es die Gesellschaft, was es wolle (immer vorausgesetzt, der kommende Krisenschub wird noch aufgrund der zunehmenden sozialen und ökologischen Verwerfungen zu einem stabilen Verwertungsregime führen, was keineswegs sicher ist).
Auch hier ist ein Blick auf den Beginn der globalen Finanzblasenökonomie erhellend: Den heftigsten Abbau von Industriearbeitsplätzen erlebten die Vereinigten Staaten nach dem Platzen der Dot-Com-Blase zwischen 2000 und 2003, als die Industriearbeiterschaft der USA von rund 17,2 auf 14,3 Millionen abschmolz.[46] Ähnliches ist nun im Dienstleistungssektor zu erwarten.[47]
Und es war übrigens die auf einem beständig wachsenden Schuldenberg fussende Finanzblasenökonomie des neoliberalen Zeitalters, die mittels der obig skizzierten konjunkturellen Effekte den schon seit Dekaden voranschreitenden inneren Widerspruch Kapitals verzögerte. Die globale Defizitkonjunktur taumelt nun an ihrem Ende ihrem systemischen Ursprungspunkt entgegen.[48]


