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Radikalisierungsprozess in der Psychiatrie im Nationalsozialismus – von der Zwangssterilisation zu den Vernichtungsaktionen gegen ‚psychisch kranke‘ Menschen

Gesellschaftliche Exklusionsprozesse bergen in sich immer die Gefahr der Radikalisierung, die die Menschenwürde und das Lebensrecht der Ausgeschlossenen bedroht.

Während des Nationalsozialismus sind 400.000 Menschen zwangsweise sterilisiert und 300.000 Menschen getötet worden, weil sie psychisch krank waren und sich abweichend verhalten hatten. Bereits vor 1933 hatte eine eugenisch-rassistische Radikalisierung der Anstaltspsychiatrie stattgefunden, an die im Nationalsozialismus angeknüpft wurde. In den grossen psychiatrischen Anstalten begann sich mit der Entdeckung der Schocktherapien ab 1936 eine grauenhafte Ausgrenzungsdynamik von Heilen und Vernichten zu entfalten. Neben der Darstellung der Ereignisse werden soziologische, institutionelle politische und sozialpsychologische Entwicklungslinien skizziert, die dazu führten, dass Ärzte und Pfleger Menschen töteten.

Der Referent Hans-Ludwig Siemen beschäftigt sich seit den 80er Jahren mit der Entwicklung der Psychiatrie im letzten Jahrhundert. Er hat viele Jahre in psychiatrischen Kliniken gearbeitet, gründete 1987 den sozialpsychiatrischen Verein „Die Wabe“ in Erlangen und war 20 Jahre deren Vorsitzender. Er ist als Psychoanalytiker in freier Praxis niedergelassen.

Autor: Psychiatrie-kritische Initiative Tübingen (PKIT)

Radio: WW-TÜ Datum: 28.06.2019

Länge: 41:42 min. Bitrate: 128 kbit/s

Auflösung: Stereo (44100 kHz)