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Pasolini-Neuerscheinung

Es handelte sich um einen Mann, dessen name fast schon in Vergessenheit geraten ist, obwohl er in den 70er Jahren für reichlich Gesprächsstoff sorgte und auch in Halle seinerzeit das einzige Programmkino aus allen Nähten platzen liess.

Die Rede ist von Pierre Paolo Pasolini- den italienischen marxistischen Filmemacher. Aus dem Fokus ist Pasolini aber nicht nur wegen seines frühen Todes im Jahre 1975 geraten, sondern weil seine Weltsicht weder für Marxisten, noch für die klassischen Filmkonsumenten so richtig fassbar wurde. Pasolini hielt sich selbst nämlich nicht nur für einen Marxisten und Kommunisten, sondern gleichzeitig für einen religiösen Humanisten. Ein Film, der genau diesen Spagat hätte gut beschreiben können, wurde leider nie verwirklicht: Es handelt sich um einen Film über den heiligen Paulus. "Himmel im Gegenlicht" lautet die mysteriöse Ortsangabe einer Szene am Anfang, in der Lukas, der als Verfasser der Apostelgeschichte gilt, auftritt und direkt zum Zuschauer spricht: "Keine Wüste wird jemals ein verlassenerer Ort sein als ein Haus, ein Platz, eine Strasse, in denen man im Jahr 1970 nach Christus lebt. Hier herrscht Einsamkeit. Schulter an Schulter mit deinem Nachbarn, eingekleidet im eigenen Kaufhaus, Kunde deiner eigenen Läden, Leser deiner eigenen Zeitungen, Zuschauer deines eigenen Fernsehens, herrscht hier Stille." So sieht die "Entwicklung ohne Fortschritt" aus, die Pasolini nicht nur im Nachkriegsitalien am Werk sieht.Im Gespräch mit Ulrich Gutmair

Autor: Tagesaktuelleredaktion

Radio: corax Datum: 21.02.2008

Länge: 22:07 min. Bitrate: 192 kbit/s

Auflösung: Stereo (44100 kHz)