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Gesellschaft

Antiziganismus in Italien

Zlatan Ibrahimovic. Das ist momentan der bestbezahlte Fussballspieler auf diesem Planeten.

Ibrahimovic spielt gerade in Mailand, Italien. Er selbst ist Schwede und Sohn bosnisch-kroatischer Roma. Wäre der Topstürmer nicht in Schweden geboren und aufgewachsen, sondern in einer der Barackensiedlungen am Stadtrand von Mailand, so hätten die meisten Italiener in ihm wohl kaum den Weltklassestürmer erkannt, sondern ihn eher als mutmasslichen Straftäter verdächtigt. Denn: Nur wenige Tage bevor Ibrahimovic italienischer Meister wurde hatte etwa der Verteidigungsminister Italiens vorgeschlagen, militärische Einheiten auf Streife zu schicken, um den angeblich von Roma und anderen osteuropäischen Arbeitsmigranten verursachten »Sicherheitsnotstand« in den italienischen Vorstädten zu bekämpfen. Was dabei erstaunt: Die Vorstösse des neuen Ministers lösten nur wenig Empörung aus. Längst waren seine Landsleute gegen die vermeintliche Bedrohung eigenmächtig ins Feld gezogen. In Neapels etwa, hatte das Gerücht, eine 16jährige Roma habe versucht, ein Kleinkind zu stehlen, die Einheimischen in Rage versetzt. Mit Schlagstöcken und Eisenstangen bewaffnet zwang der aufgebrachte Mob 50 Roma-Familien, die im Niemandsland zwischen heruntergekommenen Hochhaussiedlungen und illegalen Mülldeponien ihre Holzhütten und Wellblechverschläge errichtet hatten, zur Flucht. Von der örtlichen Polizei eskortiert, zog der Flüchtlingskonvoi in die nächstgelegene, ebenso unsichere Roma-Siedlung. Danach sahen die Ordnungskräfte zu, wie die zurückgelassenen Baracken von den Anwohnern geplündert und niedergebrannt wurden.
Ein Gespräch zwischen Georg von Corax und dem Historiker und Publizisten Wolfgang Wippermann. Zuletzt erschien von ihm das Buch „Autobahn zum Mutterkreuz. Historikerstreit der schweigenden Mehrheit.“

Autor: tagesaktuelle Redaktion

Radio: corax Datum: 03.06.2008

Länge: 08:12 min. Bitrate: 128 kbit/s

Auflösung: Stereo (44100 kHz)