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Gegen die Burschentage der Deutschen Burschenschaft (DB) 2011 in Eisenach: Demo am 18. Juni 2011

Farben- und Fackelntragend ziehen alljährlich hunderte 'volkstumsdeutsche' Männer am Wochenende nach Pfingsten durch das west-thüringische Eisenach.

Dabei handelt es sich um Angehörige der Deutschen Burschenschaft (DB), die mit 10.500 'Alten Herren' und 1.300 'Aktiven' der zweitgrösste Dachverband der Korporierten überhaupt ist. Ihre Vergangenheit ist von Antisemitismus völkischem Nationalismus und Antifeminismus gekennzeichnet und drückt sich zum Beispiel in dem 1920 verabschiedeten 'Arierparagraphen' aus, der besagte, dass die DB-Burschenschaften keine Juden mehr aufnehmen dürfen und der von allen Neumitgliedern verlangte, dass ein Ehrenwort geschworen werde, „frei von jüdischem oder farbigem Bluteinschlag“ zu sein und keine jüdischen oder farbigen Ehepartner zu haben oder künftig zu wählen. Aber mit den extrem rechten bis rechts-konservativen Vorstellungen ist auch im Nachkriegsdeutschland keineswegs gebrochen: DB-Burschenschaften laden sich regelmässig Holocautleugner_innen, Geschichtsrevisionist_innen und Abtreibungsgegner_innen auf ihre Häuser ein. Auch heute noch lassen sie weder Frauen in ihre Verbindungen noch von ihnen als Ausländer klassifizierte Männer: Wer 'deutsch' ist besagt für DBler nicht der Pass sondern die Abstammung - zu ihrern 'Deutschen' zählen dann auch die 'Angehörigen des grossdeutschen Reichs', also auch Österreicher. Ihre rechte Ideologie ist keineswegs folgenlos: Neben besagtem Aussschluss herrscht eine autoritäre Struktur innerhalb der Burschenschaften, ein elitärer Führungsanspruch der die Selbstsicht auf ihre Rolle in der Gesellschaft kennzeichnet, NPD-Abgeordnete aus dem sächsischen Landtag, die aus DB-Burschenschften stammen, Seilschaften, die es den Akademikern ermöglichen einflussreiche Posten von ihren 'Alten Herren' (nicht mehr studierende Verbindungsmitglieder) zugeschanzt zu bekommen etc. Nun erwarte man aber nicht, dass die DB eine marginalisierte Gruppe am Rande der Gesellschaft ist. Anghörige der DB findet man nicht nur in der NPD sondern auch in CDU/CSU, FDP und SPD und das in prominenten Positionen: Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer, Hans-Peter Uhl, innenpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag sind gleichermassen Studenten in DB-Burschenschaften gewesen.
Nachdem die letzten grösseren Gegenaktivitäten gegen den DB-Burschentag in Eisenach schon 10 Jahre zurückliegen, haben es sich einige Student_innen- und Antifagruppen zur Aufgabe gemacht über die DB aufzuklären und ihren Burschentag nicht ungestört ablaufen zu lassen: In Eisenach regt sich sonst nämlich kaum Protest: Die Nazis von der DB spülen Geld in die Kassen und auch hinsichtlich der antiemanzipatorischen Ideologie weiss sich die sogenannte Mitte der Gesellschaft in vielen Punkten einig mit der DB. Erinnert sei hier nur an die 'Sarrazindebatte', die von antimuslimischem Ressentiment und Sozialchauvinismus gegenüber den sowieso schon überflüssige Gemachten geprägt war, die Hetzkampagne Guido Westerwelles gegen sogenannte Sozialschmarotzer, das alltägliche Sterben an den Aussengrenzen der EU usw.

Wir sprachen mit Jan vom Bündnis gegen Burschentage über die Gründe für den Protest.
Für weitere Informationen geht bitte auf: http://gegenburschentage.blogsport.de/ unter findet Ihr auch eine Zeitung des Bündnisses, die sich sehr ausführlich mit den Kritikpunkten an der DB befasst.

Autor: Bildungsmagazin

Radio: WW-TÜ Datum: 07.06.2011

Länge: 16:57 min. Bitrate: 128 kbit/s

Auflösung: Mono (44100 kHz)