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Gewalt im Namen der Ehre

Arzu Özmen aus Detmold ist 18 Jahre alt und Kurdin. Ihr Familie lebt seit 25 Jahren in Deutschland.

Sie sind jesidischen Glaubens. Sie hat neun Geschwister.

Arzu hat in einer Bäckerei gejobbt und sich in einen Arbeitskollegen verliebt. Die Familie tolerierte die Beziehung offenbar nicht. Im August 2011 wurde sie von ihrem Vater und Brüdern verprügelt. Sie zeigte die Familie an und ging in ein Frauenhaus. Währenddessen versuchten Verwandte, Kontakt mit ihr aufzunehmen und sie zur Rückkehr nach Hause zu bewegen. Anfang November besuchte sie gegen den Rat des Frauenhauses ihren Freund. Fünf ihrer Geschwister verschafften sich gewaltsam Einlass und verschleppten Arzu gewaltsam. Sie war bis zum Januar 2012 verschwunden. Die Geschwister (vier Brüder, eine Schwester) waren in U-Haft haben aber nicht ausgesagt. Im Januar wurde ihre Leiche auf einem Golfplatz im 270km entfernten Lübeck gefunden. Der Prozess findet seit Anfang März vor dem Landgericht Dettmold statt. Einer der Angeklagten Brüder gesteht, dass er ihr in den Kopf geschossen hat, als die Situation eskaliert ist. Urspünglich haben sie Arzu nur entführt, um ihr „den Kopf zu waschen“.

Heute ist der letzte Verhandlungstag. Nachmittags wird das Urteil erwartet.

Wir sprachen mit Monika Michell, Referentin für Gewalt im Namen der Ehre von terre de femme.

Autor: tagesaktuelle Redaktion

Radio: corax Datum: 16.05.2012

Länge: 19:25 min. Bitrate: 192 kbit/s

Auflösung: Stereo (44100 kHz)