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Ein Modell für die Aufnahme von Migrant*innen: Zur Verhaftung des Bürgermeisters von Riace

Das kalabresische Städtchen Riace ist zu einem internationalen Symbol dafür geworden, dass die Aufnahme auch grosser Zahlen von Geflüchteten gelingen kann - und dass sie sogar eine Bereicherung darstellt.

Wo könnte das besser auf die Probe gestellt werden als in Kalabrien, das zugleich bitterarm und zunehmend entvölkert und gleichzeitig als Region an der Stiefelspitze Italiens Ankunftsort vieler Flüchtlinge ist? Doch am 2. Oktober wurde der Bürgermeister von Riace, Domenico (Mimmo) Lucano verhaftet, er steht unter Hausarrest und am 4. Oktober musste er vor dem Ermittlungsrichter aussagen.

Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft von Locri waren zunächst schwerwiegend: Veruntreuung öffentlicher Gelder, Betrug zu Lasten des Staates, Amtsmissbrauch - doch sie wurden vom Ermittlungsrichter sofort als haltlos fallengelassen: Lucano habe nachweislich keinen Cent in die eigenen Taschen gesteckt. Übrig bleibt der Vorwurf, er habe den Auftrag für die lokale Müllabfuhr nicht ordnungsgemäss ausgeschrieben - diese wird von einer lokalen Kooperative übernommen, in der Geflüchtete und italienische EinwohnerInnen Riaces arbeiten. Daneben wird ihm und auch seiner Lebensgefährtin Lemlem Teshfahun vorgeworfen, beim Arrangieren von Ehen zu Bleiberechtszwecken geholfen zu haben - gegen Teshfahun wurde ein Aufenthaltsverbot verhängt.

Radio Blackout aus Turin hat am 3. Oktober, einen Tag nach der Festnahme, mit dem freien Journalisten Massimo Lauria gesprochen.

Autor: Radio Blackout, Radio Rabe, Johanna

Radio: RDL Datum: 05.10.2018

Länge: 10:49 min. Bitrate: 128 kbit/s

Auflösung: Stereo (44100 kHz)