Podcast

Wirtschaft

Untersuchungshaft wegen Streik auf Erdogans Lieblingsbaustelle

Wegen zahlreicher tödlicher Arbeitsunfälle, Arbeitszeiten von bis zu 16 Stunden am Tag, verwanzter Unterkünfte, vorenthaltener Löhne und Versicherungsleistungen und anderer Missstände haben Bauarbeiter auf der Baustelle von Istanbuls neuem Mega-Flughafen gestreikt.

Daruf wurden sie um 3 Uhr am Morgen von der Gendarmerie in ihren Schlafräumen überfallen und über 400 Arbeiter festgenommen. Am Mittwoch hat ein Gericht in Isanbul gegen 24 Arbeiter, darunter der Vorsitzende der Baugewerkschaft Insaat Is, Yunus Özgür Untersuchungshaft verhängt. Gegen 19 weitere soll ebenfalls Anklage erhoen werden. Ihnen wird Widerstand gegen Vollzugsbeamte, das Rufen von Parolen, die Organisation von Märschen etc. vorgeworfen. Offensichtlich geht es darum, jeden Streik auf der Baustelle zu verhindern. Ohnehin hat die Regierung in der Vergangenheit viele Streiks verboten oder mit ihrer Parlamentsmehrheit Gesetze beschlossen, die ganze Berufsgruppen aus Gründen der nationalen Sicherheit vonm Streikrecht ausnimmt. Dass Arbeiter nach einem Streik in Untersuchungshaft kommen, ist aber auch für die Türkei neu. Die besondere Härte mag ein Exempel sein, um zu verhindern, dass angesichts der hohen Inflation sozialer Protest auf die Strasse kommt. Aber Erdogan hat auch ein ganz persönliches Anliegen, er will am 29. Oktober, dem 95. Jahrestag der gründung der Türkischen Republik durch Atatürk den Hauptterminal des Flughafens eröffnen. Gleichzeitig wird der nach Atatürk benannte alte Istanbuler Flughafen geschlossen. Offenbar will Erdogan ein politisches Zeichen setzen und da stört jede Verzögerung beim Bau.
Da mehrere leitende Funktionäre von Insaat Is im Gefängnis sind, sprach Radio Dreyeckland mit Kamber Saygili, dem Vorsitzenden der Gewerkschaft Limter Is (Häfen und Schiffsbau).

Autor: Jan Keetman

Radio: RDL Datum: 20.09.2018

Länge: 05:02 min. Bitrate: 184 kbit/s

Auflösung: Stereo (44100 kHz)