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Dritter Weltkrieg: Eine Verarbeitung aus westeuropäischer Perspektive

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Eine Verarbeitung aus westeuropäischer Perspektive Dritter Weltkrieg

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Politik

Wirklich klar wurde es mir, als ich Arte-Dokus über die Tech-Brance und China[1] und im Guardian las. China unterstützt indirekt die Hamas.

Beunruhigung an der Grenze! Kann ein dritter Weltkrieg noch verhindert werden?
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Beunruhigung an der Grenze! Kann ein dritter Weltkrieg noch verhindert werden? Foto: CDU (CC-BY-SA 3.0 cropped)

Datum 10. November 2025
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Wirklich klar wurde es mir, als ich Arte-Dokus über die Tech-Brance und China[1] und im Guardian las. China unterstützt indirekt die Hamas.

Letzteres lässt sich wohl so erklären, dass eine Destabilisierung des israelischen Staates eine Schwächung der Einflusssphäre vor allem der USA im Nahen Osten bedeutet – einen Raum, den chinesischen Interessen sich nehmen wollen, jetzt, von der Iran am Boden liegt. Und chinesische Technik wurde auch in russischen Drohnen gefunden.

Der Aufstieg der extremen Rechten in allem Industrienationen des globalen Nordens ist tatsächlich im Grossen gesehen, ein Aufbäumen gegen den Verfall der alten imperialen Zivilisation, die von Weissen dominiert wird. Man kann aber auch davon ausgehen, das die extreme Rechte nicht nur Indikator für den Verfall der westlichen globalen Hegemonie ist, sondern auch ihr Beschleuniger.
Während das Putin-Regime Russland durch die Invasion der Ukraine vollends in eine Kriegmaschine umfunktionierte, fungierte dieser Krieg als eine Schwächung Europas und der USA, die daran kaum ein Interesse haben konnten. Und in den subsahara-afrikanischen Gegenden hat sich der russische Einfluss ebenso massiv ausgeweitet[2], nur das Assad-Regime wurde fallen gelassen, weil der Narco-Staat sich bis aufs Letzte selbst ausgehöhlt hatte[3].

Dabei schaukeln sich die Autokratien gegenseitig hoch und Erdogan drangsalierte die konkurrierende, alte Staatspartei CHP[4], um letztendlich eine Diktatur zu errichten. Das nationalistische Regime in Indien kann mit seinem Status dagegen schon zufrieden sein. Ihr extrem rechtes Modernisierungsregime hat neuen Reichtum geschaffen und daber eine stabile Anhängerschaft. Unruhe gibt es dagegen in Indonesien[5], Nepal, Argentinien und Serbien[6]. Das Regime in Venezuela hält sich durch eine Militarisierung der Rest-Gesellschaft im Sattel, wahrend dir USA vorsorglich Kriegsschiffe schicken[7].

Und unter Trump wird eine um die andere Hochburg der Demokratischen Partei mit Militäreinsätzen im Inneren belagert[8]. Politikwissenschaftler und Journalistinnen mögen nach Worten und Konzepten suchen, doch was ihnen einfällt, geht nicht über „illiberal“ hinaus. Und auch die engagierten Superreichen machen täglich deutlicher, dass sie sich rüsten. Ihr Wettlauf um die Zukunftstechnologien verschmilzt mit dem Wettlauf der nationalstaatlichen Regierungen, die ihre Stellung in der sich rasch verändernden globalen Weltordnung verteidigen oder ausbauen wollen.

Die westeuropäischen Ländern sind wieder mal spät dran. Verständlich, denn bisher konnten sie die Folgen ihrer Herrschaftsordnungen immer auslagern: Durch billige Importe, garantierte Exporte, der Kapazität zu investieren, dem Aufrüsten seines Aussengrenze und ein System, um eine grössere Anzahl von Bürger*innen an der Politik demokratisch zu beteiligen – was jene flexibler macht, innere Spannungen abfedern kann und Unterstützung erzeugt.

Unterstützung oder zumindest Duldung werden aber es ich durch Angst generiert: von den imaginierten Bildern der Fremden, Ausländer, Migrant*innen, Andersartigen, Frauen, Trans-Menschen, Rechts- und Linksextremisten. Doch die Wirtschaftsplanung geschieht nicht nachhaltig und systematisch wie der Demokratieabbau. So wird die industrielle Landwirtschaft in Verbindung mit den Klimawandel zum Beispiel einen grossem Teil der bisherigen Anbauflächen unfruchtbar machen.

Während man in Polen und den baltischen Ländern schon länger militarisiert ist[9], schleppt sich die BRD bei der beschlossenen Aufrüstung dahin, wie ein alter Mann, der während der Zwangsrekrutierung zetert, um sich selbst vorzugaukeln, er würde sich freiwillig zum Dienst melden. Wer es sich leisten kann, lagert die Gewaltausübung eben aus. Wie die Milizen, welche von der EU finanziert, Migrant*innen in Lager sperren, bisweilen ermorden oder versklaven.[10]
Wenn's sein muss, werden auch hierzulande genügend Waffen produziert werden können, davon ist fest auszugehen. Und mittlerweile wurde ja schon – zunächst sehr zögerlich, inzwischen aus Notwendigkeit – einiges an firepower an die Ukraine verkauft. Krieg verlangt monetäre Anleihen – und ist daher eine Möglichkeit, das überschüssige Finanzkapital irgendwo hineinzustecken. Ein Teil des Kapitals wird also noch wagemutiger, bzw. setzt sogar auf das Risiko weiterer Krieg.

Wenn ich mir die globale Konstellation und Entwicklung anschaue kommt die Frage auf: War es nicht schon immer so, das Imperien – und dann Nationalstaaten, die sich jetzt wieder zu autokratischen Imperien wandeln -; das Herrschaftsordnungen miteinander konkurrieren, sich unter Druck setzen und mitunter auch Kriege führen? Ja, das stimmt. Doch so hochgerüstet waren die Staaten seit dem Ende von 1990 nicht mehr, so viele bewaffnete Auseinandersetzungen gab es seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Und neben der Aufrüstung im Weltall – zu der die ganze Forschung in diesem Bereich wesentlich mit dient – kommt die „kognitive Kriegsführung“ durch die Beeinflussung der digital abhängig gemachten Bevölkerung hinzu.

Daten werden genutzt, um Oppositionelle und Gegner*innen aufzuspüren – damit sie unter gegebenen Umständen eliminiert werden können, ob mit Sondereinsatzkommandos oder Bomben. Bekanntlich wurde der Kriegsführung durch Drohnen bei den Kämpfen in der Ukraine zum Durchbruch verholfen. Am Joystick oder künftig vollautomatisiert tötet es sich leichter. Dabei sind es weiterhin Menschen, die in den Fleischwolf geworfen werden. Häufig Bitterarme, Angehörige diskriminierter ethnischer Minderheiten[11], quasi-staatliche Leibeigene wie aus Nordkorea[12] oder einfach Söldner, wie aus Kolumbien[13], die wenig anderes als den Krieg kennen.

Alle, die Krieg erleben, werden auf die eine oder andere Weise traumatisiert. Alle, die mit Waffen gekämpft haben, sind in der Gefahr das immer weiter zu tun. Alle Waffen, die produziert werden, tendieren dazu, irgendwann eingesetzt zu werden, damit sich ihre Produktion rechnet. Es sei denn, es wird wiederum Geld zu ihrer Demilitarisierung aufgewandt. Alle, die in Waffen, Kriege und militräische Regimewandel investiert haben, wollen ihre Rendite sehen. Deswegen sehen wir dem Alptraum entgegen, der für viele Menschen bereits Alltag ist: Dem dritten Weltkrieg, in dem wir uns bereits befinden.

Warum findet so viel Krieg auf einmal statt? Warum weitet sich die Kriegsspirale immer weiter aus. Die Antwort ist komplex, aber im Wesentlichen doch von umfangreichen Entwicklungen geprägt:
  • Der Veränderung in der globalen Hegemonie. Das ist vor allem der Aufstieg Chinas und der Niedergang der USA.
  • Dem Aufstieg globaler Mittelschichten, insbesondere in China und Indien. Dies erfordert die Anhebung der Produktion von Konsumgütern.
  • Dem selbstzerstörerischen Mechanismus, des auf Kosten der Zukunft setzenden, zirkulierenden Finanzkapitals.
  • Der Offensichtlichkeit des Klimawandels und ökologischer Zerstörung, die Anbauflächen zerstört, Wasser massiv verknappt und Menschen in die Flucht treibt.
  • Dem Kampf um zukünftig zu erschliessende Ressourcen, ob in Grönland, auf dem Mars oder der Psyche von Menschen.
  • Krieg dient immer auch zur Ablenkung von Spannungen innerhalb von Nationalstaaten. Damit ist Krieg der Katalysator, für die Errichtung und Aufrechterhaltung autokratischer Regime, die direkt den Interessen von Superreichen dienen, bis hin zu Diktaturen, in denen auch die Oligarchen von der zentralen Staatsführung unterworfen sind.
Zusammengefasst: Wir befinden uns bereits im Dritten Weltkrieg. Dieser wird sich ausweiten, verlängern und kulminieren. In Theorien zu Internationalen Beziehungen gibt es dahingehend zwei Lösungsansätze: Entweder eines der Imperien setzt sich durch und zwingt der Welt seinen Siegfrieden auf. Oder es wird ein Gleichgewicht der Vernichtungskräfte hergestellt, der heisse Krieg abgekühlt, damit sich gegebenenfalls in einem langen Prozess Regierungen wechselseitig zur Abrüstung verpflichten. Zweiteres kann allerdings nur gelingen, wenn es von den Herrschenden als rentabler betrachtet wird.

So gesehen müsste der Preis für die Kriegsführung global hochgetrieben werden. Dies hiesse: Mit dem Nationalismus brechen, die transnationale Oligarchie entmachten, soziale Grundsicherung und öffentliche Infrastrukturen verteidigen und Verweigerung. Auch mit Blick auf den Krieg wird der Aufbau einer libertär-sozialistischen Gesellschaftsform unausweichlich. Aus dieser Perspektive muss Demilitarisierung eines ihrer wesentlichen Merkmale sein.

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Fussnoten:

[1] https://www.arte.tv/de/videos/RC-026402/tiktok-die-maechtigste-app-der-welt/

[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Putschg%C3%BCrtel

[3] https://www.deutschlandfunk.de/assads-produktionsstaetten-in-syrien-fuer-die-droge-captagon-der-oeffentlichkeit-praesentiert-100.html

[4] https://www.tagesschau.de/ausland/asien/proteste-tuerkei-opposition-100.html

[5] https://www.dw.com/de/indonesien-was-steckt-hinter-den-massenprotesten/a-73880809

[6] https://de.wikipedia.org/wiki/Proteste_in_Serbien_2024%E2%80%932025

[7] https://www.spiegel.de/ausland/venezuela-milizionaere-werden-an-waffen-ausgebildet-a-187759d8-69cc-47c9-af88-2cc0712d0d4d

[8] https://www.tagesspiegel.de/internationales/statt-chicago-trump-kundigt-nationalgarde-einsatz-fur-memphis-an-14320442.html

https://www.tagesschau.de/ausland/amerika/usa-chicago-nationalgarde-100.html

[9] https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/militaer-statt-urlaub-warum-junge-polen-sich-auf-krieg-vorbereiten

[10] https://www.tagesschau.de/ausland/afrika/tunesien-eu-gelder-migration-wirtschaft-100.html

[11] https://www.fr.de/politik/aufgrund-von-rueckschlaegen-im-ukraine-konflikt-putin-laesst-ausrottung-ganzer-nationen-zu-zr-93597665.html

[12] https://www.spiegel.de/ausland/russland-ukraine-krieg-nordkorea-schickt-offenbar-zehntausende-weitere-soldaten-a-291fa5ba-e99a-4fb3-9db6-5e0dac4f0625

[13] https://www.n-tv.de/politik/Warum-Tausende-Kolumbianer-fuer-die-Ukraine-kaempfen-article25939729.html

https://www.t-online.de/nachrichten/ukraine/id_100856674/ukraine-krieg-soeldner-aus-vielen-nationen-kaempfen-gegen-russland.html