Militante (Musik-) Netzwerke Combat 18 / Blood & Honour

Politik

Blood & Honour wird oft als militantes rechtsextremes Musik-Netzwerk bezeichnet. Combat 18 (kurz: C18) wird gemeinhin als „bewaffneter Arm“ der Organisation betrachtet.

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Foto: Anstelle der Triskele (B&H) steht bei C18 meist der Drache im Logo. Ihr Motto: „Whatever it takes“.

21. Juli 2018
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Tatsächlich spielt Blood & Honour bei der internationalen Vernetzung und Organisation von Neonazi-Konzerten eine tragende Rolle. Konzerte werden jedoch oft unter dem gemeinsamen Label B&H/C18 organisiert. So hat sich in der Schweiz in den letzten Jahren insbesondere die B&H-Sektion Zürich, geleitet vom Lageristen Andre S. aus Kloten, an der Organisation von mehreren internationalen Konzerten unter dem Label B&H/C18 beteiligt.

Der Zürcher Sektion von B&H gehören nebst Andre S. auch Erika P. und Kevin G. an, welche in der Organisation von Konzerten oft eine tragende Rolle spielen. P. verfügt seit Jahren über beste Kontakte zu Neonazibands aus mehreren europäischen Ländern. Zudem ist sie Mitglied der Oidoxie Streetfighting Crew, einer Support-Truppe der bekannten deutschen Neonaziband Oidoxie um den Dortmunder C18-Aktivisten Marko G.. Auch G. mischt als Sänger der Schweizer Band Amok aktiv in der internationalen, rechtsextremen Musik-Szene mit.

Internationale Zusammenarbeit

Die Schweizer B&H-Sektionen können für die Organisation ihrer Konzerte auf ein grosses Netzwerk an Kameraden aus dem In- und Ausland zurückgreifen: B&H/C18 – ein Netzwerk, an dessen Wiederaufbau die Schweizer B&H-Mitglieder in den letzten Jahren aktiv mitgewirkt haben. Im Oktober 2012 verschickte die Schweizer B&H/C18 Division eine Mail mit dem Betreff „Reunion 28“ und folgendem Inhalt (Fehler im Original): „Dear comrades. As everybody of you knows, europe and the whole white world is on the path to total chaos. Immigrant-gangs and zionist-laws makes life for whites harder day by day […] We from 28/318 switzerland are interested for a metting with representatives from 28/318 from all over europe and usa to build a stronger network, and prepare ourselves for harder times. For this, we would like to organice a metting in may/june 2013 in switzerland“.

Offenbar fanden darauf im Jahr 2013 mehrere Treffen unter dem Label B&H/C18 der Schweiz statt. Die Schweizer B&H-Sektionen besuchten aber auch gemeinsam ausländische Divisionen, um die Verbindungen untereinander zu intensivieren. So reisten beispielsweise Iwan S. und Silvan G. (Sektion Wallis) sowie Andre S. (Sektion ZH) gemeinsam mit einem Aargauer Kameraden zum Austausch nach Schweden.

Es scheint, dass sich die regelmässigen überregionalen Treffen, welche 2012 initiiert wurden, mittlerweile institutionalisiert haben. Vermehrt wurden Konzerte in diversen Ländern unter dem Label B&H/C18 beworben, teilweise mit organisatorischer Beteiligung aus der Schweiz.

Combat 18-Prominenz in der Schweiz

Am 21. September 2013, anlässlich des 20. Todestags von Ian Stuart Donaldson, dem ehemaligen Leadsänger von Skrewdriver und B&H-Mitbegründer, lud die Zürcher B&H-Sektion zum ISD-Memorial-Konzert in eine Berghütte in der Toggenburger Gemeinde Ebnat-Kappel. Schliesslich feierten mehrere hundert Neonazis aus dem In- und Ausland ungestört im abgeschiedenen Berghaus «Girlen» auf 1100 M.ü.M. zu einem internationalen Line-up: Angekündigt waren die Zürcher Neonazi-Band Amok, PWA – Preserve White Aryans (EST), Chingford Attack (ENG) und Sniper (FIN) – allesamt aus dem Blood & Honour-Umfeld. Als Überraschungsbands traten die Dortmunder C18-Band Oidoxie sowie Max Hirsch mit «Heiliger Krieg», dem Nachfolgeprojekt der in Deutschland verbotenen Band «Race War» auf. Oft finden am Rande solcher Grossveranstaltungen auch internationale Vernetzungstreffen statt. Es ist deshalb nicht weiter erstaunlich, dass in Girlen auch einer der Begründer von C18, William „the Beast“ Browning, teilnahm.

Geld für Schläger von Ballstädt

Am 19. April 2014 organisierte die B&H-Sektion Zürich gemeinsam mit süddeutschen Rechtsextremen aus dem Umfeld von B&H/C18 ein Konzert in Oltingue (F), nahe der Schweizer Grenze, welches als Solidaritätsanlass für nationale Gefangene angepriesen wurde. In die Organisation involviert war auch Alexander G., welcher kurzzeitig mit Kevin G. bei Amok mitspielte. G. wohnte zeitweise bei Erika P. und war im Sommer 2015 an einem versuchten Waffendeal unter C18-Mitgliedern beteiligt. Der in Oltingue erzielte Gewinn wurde von den Organisatoren zur Deckung der Prozesskosten des Ballstädt-Prozesses gespendet. Im Februar 2014 hatten vermummte und mit Baseball-Schlägern bewaffnete Neonazis in der Gemeindehalle in Ballstädt eine geschlossene Kirmesgesellschaft angegriffen und mehrere Personen schwer verletzt.

Die gemeinsame Konzertorganisation über die Landesgrenzen hinweg und zugunsten gewalttätiger Neonazis sollte nicht die letzte dieser Art bleiben – vielmehr wurde sie weiter intensiviert und professionalisiert.

Ein für in Thüringen angekündigtes Geburtstagskonzert im März 2016 wurde von den Behörden untersagt, konnte dann aber ungestört in Vorarlberg stattfinden. Neben dem Auftritt eines Schweizer Liedermachers waren zwei Bands aus dem Umfeld der Angeklagten des Ballstädt–Prozess sowie die ungarische Band Indulat angekündigt. Auch hier konnten die Organisatoren auf lokale Strukturen zurückgreifen, welche den Anlass kurzfristig bei sich ausrichten konnten. Zugleich organisierte die Österreicher B&H/C18 Sektion am Nachmittag ein Schiesstraining, an welchem Roger N. aus Siebnen SZ und weitere Schweizer Kameraden teilnahmen.

Die professionalisierte Organisation von Konzerten zeigte sich auf erschreckende Weise am 15. Oktober 2016 am „Rocktoberfest“ in Unterwasser. Rund 5000 Neonazis reisten ins Toggenburg, um zu Stahlgewitter (DE), Frontalkraft (DE), Amok (CH), Makss Damage (DE) und weiteren Bands zu feiern. Auch an diesem Anlass war der C18-Begründer William B. zugegen.

Organisiert wurde der Anlass von Thüringer Neonazis gemeinsam mit Exponenten der B&H-Sektion Zürich um den Amok-Sänger Kevin G.. Weitere Mithilfe erhielten sie von österreichischen B&H/C18 Kameraden. Die Einnahmen sollen erneut den Angeklagten im Ballstädt-Prozess zu Gute kommen. Dass sich G. für die Angeklagten einsetzt, ist indes kein Zufall: Unbestätigten Berichten zufolge ist Gutmann gemeinsam mit Thomas Wagner, Hauptangeklagter im Ballstädt-Prozess und Sänger bei Sonderkommando Dirlewanger, für die zum Mord an unliebigen Personen aufrufende Band «Erschiessungskommando» verantwortlich.

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