Die Demokraten müssen weg Mutiert der Trumpismus zu einer radikalen Weltreligion?

Politik

Im Leben eines jeden Journalisten gibt es bisweilen (wenn auch nicht so häufig) journalistische Sternstunden, deren historische und politische Bedeutung man nicht immer gleich zu erkennen und dort einzuordnen vermag, wohin sie gehören.

Donald J. Trump bei einem Besuch auf einer Farm in Georgia, Oktober 2018.
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Donald J. Trump bei einem Besuch auf einer Farm in Georgia, Oktober 2018. Foto: Trump White House Archived (PD)

29. Juni 2021
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Eine dieser seltenen Sternstunden wurde überraschend nun auch mir zuteil.

Es begann damit, dass ein amerikanischer Freund (mit dem ich einst auf der Schulbank sass und der heute zum engeren Zirkel von Donald Trump gehört und dessen Namen ich aus naheliegenden Gründen daher auch nicht nennen werde) mich über ein „Geheimtreffen“ informierte, zu dem der grösste aller Präsidenten in der 233jährigen Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika alle 27 gegenwärtig noch regierenden republikanischen Gouverneure, natürlich einige Familienmitglieder und etwa vier Dutzend ihm besonders nahestehende Republikaner eingeladen hatte. Der Ort des Treffens befindet sich unweit von Washington und war natürlich ebenfalls streng geheim.

Als mein Freund mir dann auch noch die schicksalhafte Frage stellte, ob ich Interesse an einem sich in seinem Besitz befindlichen Tonbandmitschnitt der stattgefundenen Trump-Rede zum Auftakt dieses geheimen Treffens hätte, da sagte ich selbstverständlich mit Freuden zu.

Bei diesem geheimen Treffen, so hiess es in der Einladung an die auserwählten Teilnehmer, sollte über die Zukunft Amerikas so ganz allgemein, doch vor allem und ganz konkret über die künftige Rolle der Republikaner unter Führung von Donald Trump bis zu den Kongress-und Senats-Wahlen 2022 und bis zur nächsten Präsidentschaftswahl im Jahre 2024 und weit darüber hinaus diskutiert werden. Ja, es sollte nach der Trump-Rede eigentlich eine Diskussion werden, doch dazu kam es (wie meistens) nicht. Vielmehr hielt Donald Trump einen zweistündigen Monolog, dessen Wortlaut (natürlich in verkürzter Form) Sie, liebe Leser und Freunde des Untergrund-Blättle, hier nun Schwarz auf Weiss als erste Leser weltweit nachverfolgen können.

Dazu kurz folgendes: Nachdem ich mir diese sehr aggressive Rede auf dem Tonband mehrfach angehört hatte, da kamen mir zunächst doch heftige Zweifel, ob ich es wagen darf, Ihnen diese Rede überhaupt zugänglich zu machen, denn sie war gespickt von Hass, Rache, Absurdität und Grössenwahn.

Da Donald Trump jedoch eine reale, also historische Figur ist (so versuchte ich mich zu motivieren) und ich nun einmal im Besitz der heimlich aufgezeichneten Rede bin, halte ich es nach Auflösung meiner Zweifel doch für meine journalistische Pflicht, Sie und den Rest der Welt erfahren zu lassen, was im wirren Kopf dieses Ex-Präsident immer noch so heftig und ungebremst vor sich geht. Davon liefert er ja ohnehin täglich in den Medien diverse Kostproben ab.

Hier nun also (wortgetreu) die wichtigsten Passagen dieser zweistündigen Rede (ohne Pause).

„Liebe Freunde, Patrioten und wahren Amerikaner, ich bin glücklich, dass Ihr meiner spontanen Einladung gefolgt seid, geht es doch um die Zukunft unseres Landes. Nachdem die Demokraten und die von ihr manipulierte linke Presse sowie viele andere dunkle Kräfte aus dem Umfeld der Antifa uns die Wahl gestohlen haben (dafür gibt es viele Beweise, die der Supreme Court ignoriert hat), ist es nicht nur eine Frage der Ehre, sondern die Pflicht eines jeden amerikanischen Patrioten, sich so rasch wie nur möglich zurück zu holen, was ihm, was also uns allen gehört, nämlich den Sieg und das Weisse Haus und damit die politische, soziale und menschliche Verantwortung gegenüber eines jeden Amerikaners.

Das sind wir der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft unseres Landes, unseren Kindern und der Geschichte unserer grossen und stolzen Nation schuldig. Stichwort Geschichte: Ich möchte, dass in jedem Staat, in dem Republikaner regieren, sofort damit begonnen wird, die vier Jahre meiner Regentschaft, den sogenannten „Sturm auf's Capitol“ und den längst bewiesenen Diebstahl unseres Sieges von seriösen, uns zugewandten Historikern so darzustellen, wie es sich tatsächlich ereignet hat. Und diese wahre Version über den grössten Wahlbetrug in der Geschichte unseres Landes muss sofort geschrieben und in die Geschichtsbücher eingebracht werden, damit künftige Generationen von mündigen Bürgern erfahren, was tatsächlich geschehen ist und sie somit einem solchen Verbrechen nie wieder ausgeliefert sind (starke emotionale Bewegung im Saal und lautes Klatschen).

Also, liebe Freunde, ich Donald Trump, ich werde nicht zulassen, dass die Demokraten im Weissen Haus über das Jahr 2024 weiter das Sagen haben. Ich werde dafür sorgen, und dazu benötige ich Eure Hilfe, dass der nächste Präsident wieder ein Republikaner sein wird, was, ja, was vielleicht sogar noch vor dem Jahre 2024 geschehen wird, ich will da noch nicht alles sagen . Und dieser Präsident muss ein starker Mann, muss ein Kämpfer sein, ein Mann, der sein Volk mehr noch als seine eigenen Kinder liebt und dem das Volk vertraut. Und dieser Mann, das möchte ich in aller Bescheidenheit einmal aussprechen dürfen, der bin ich (an dieser Stelle hört man Jubelschreie, lautes Klatschen und Rufe wie „Donald Trump zurück ins Weisse Haus“), wie ich es Euch ja bereits während meiner grossartigen Regentschaft Tag für Tag beweisen konnte (wieder Riesenapplaus).

Trump spricht weiter: Sollten wir das Amt des Präsidenten, hört gut zu, in drei Jahren (oder auch früher, wie bereits gesagt), nicht zurück erobern, dann müssen wir uns den unverzeihlichen Vorwurf gefallen lassen, als aufrechte Patrioten und als Amerikaner völlig versagt und das heilige Vermächtnis unserer ehrwürdigen Gründerväter verraten zu haben. Und dann, das versichere ich Euch, dann würde die grösste Demokratie der Welt für immer untergehen. Wollt Ihr das, wollt Ihr das wirklich? (wie im Chor: nein, das wollen wir nicht, wir werden die Demokraten zum Teufel jagen).

Ich habe auch nichts anderes von Euch erwartet. Daher fordere ich Euch auf, dass Ihr Euch mit Herz und Seele, mit Geist und moralischer Kraft meinem Kreuzzug gegen die Demokraten und gegen deren linke Spiessgesellen anschliesst, denn nur so können und werden wir dem unseligen Treiben unter Anführung von Joe Biden ein Ende bereiten und den Sieg davon tragen. Ich verspreche Euch bereits heute: Es wird ein grandioser Sieg werden, und lasst es mich mal so bildhaft sagen: Ihr seid meine mutigen Krieger und ich bin Euer erfahrener General, der Euch in diese grosse, entscheidende Schlacht führen, unser Vaterland retten und Euch Ruhm, Stolz und Eure verlorene Ehre zurück geben wird (donnernder Applaus und Rufe wie „wir folgen Dir, treu und tapfer, bis zum Tod).

Und noch etwas fordere ich von Euch: Absolute Treue, denn dieser Kampf wird hart und erbarmungslos sein. Wer sich mir und dem Geist unserer Verfassung verweigert, der verweigert sich auch unserer grossen vaterländischen Sache und wird das büssen, Verräter und Feiglinge werden bestraft, sie haben keinen Platz in unseren Reihen von Kämpfern und Helden (abermals leidenschaftliche Ausbrüche der absoluten Zustimmung).

Aber, liebe Freunde, ich sage Euch: eine solche Schlacht muss sorgfältig vorbereitet werden, jedes Detail in unserer Strategie muss lupenrein und durchdacht sein, denn auch unser Feind wird entsprechende Massnahmen ergreifen, und das werden dann weitere Lügen von historischer Tragweite sein, das dürfen wir keine einzige Sekunde vergessen. Vergessen dürfen wir auch nicht das Engagement unserer geliebten Brüder und Schwestern, die bei Ihrem friedlichen Marsch auf das Capitol keinerlei Gewalt ausüben wollten, sondern nur eines im Sinn hatten, nämlich zu verhindern, dass ein falscher Prophet als Präsident ins Weisse Haus einzieht und unser Land regiert, der nur durch Lügen und Manipulationen die Wahl gewonnen hat. Ich erlaube mir an dieser Stelle und auch in Eurem Namen, den damals für mich, für Euch und für Amerika kämpfenden Patrioten von Herzen Dank zu sagen für ihren beispiellosen und so heldenhaften Einsatz (erst totale Stille im Saal, dann zunächst verhaltener, stärker werdender Applaus und schliesslich mehrminütige Bravo-Rufe).

Aber, meine lieben Freunde, wir haben nicht nur in unserem eigenen Land Feinde, nein, draussen lauern noch zwei weitere mächtige und sehr gefährliche Feinde, nämlich Russland und China. Den Putin, den kenne ich ganz gut, ich mag ihn, wir sind eigentlich Freunde, wir hatten schon viel Spass miteinander, er ist ein gescheiter, sehr kluger Mann, und genau das macht ihn so überaus gefährlich. Ich nenne ihn schon lange den „Roten Zaren“, der nichts anderes will, als die Weltmacht Nr. 1 zu werden, was bereits die echten russischen Zaren im 19. Jahrhundert versucht haben. Ja, meinem lieben Freund Putin sind alle Mittel recht, um sein Ziel zu erreichen. Aber, es wird ihm nicht gelingen, ich werde es, nein, das werden wir nicht zulassen.

Na ja, und was nun China, das uns das Corona-Virus ins Land geschmuggelt hat, und was dessen aggressive Wirtschaftspolitik betrifft, da sind wir uns doch wohl alle einig, China, das ist, neben den Demokraten unser allergrösster Feind. Um nun also zu verhindern, dass wir wirtschaftlich, militärisch und politisch von Russland und China an den Rand der Welt gedrückt werden, müssen wir hellwach bleiben und uns auch ausserhalb unseres Landes Verbündete suchen. Das habe ich bereits getan und so kann ich Euch freudig mitteilen, dass wir viele, sehr viele Freunde in anderen Ländern haben, in Kanada, in Australien, in den Niederlanden, in Deutschland, Polen und Ungarn, in Norwegen, in Frankreich und vielen Staaten mehr.

Und noch etwas möchte ich Euch am Ende meiner kleinen Rede wissen lassen: Meine Feinde haben geglaubt, mich demütigen, mich verspotten und lächerlich machen zu können, als sie den Begriff des „Trumpismus“ ins Spiel brachten. Was sie nicht bedacht hatten: Mittlerweile ist nämlich der „Trumpismus“ längst der Verkünder einer neuen, modernen Staats-Philosophie, ja, es ist sogar eine neue Weltreligion, die sich recht bald schon als jene moralische Erneuerung erweisen wird, nach der wir Amerikaner uns schon so lange gesehnt haben. Jeden Tag, liebe Freunde, schliessen sich weltweit Tausende von Menschen unserer grossartigen Bewegung an. Es lebe Amerika“ (Bravo-Rufe, sich überschlagende Stimmen, es folgt ein dreissig Minuten frenetischer Beifall).

Liebe Freunde des Untergrund-Blättle – ja, das war ein Auszug aus der Rede des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump. Ein Schelm, wer Arges hier vermutet, denn diese Rede ist niemals gehalten worden, doch denkbar ist sie allemal.

Axel Michael Sallowsky