Die böse Streubombe ist gar nicht so böse - jedenfalls nicht immer Ukraine: Umstrittene Lieferung von Streubomben
Politik
Zunächst: Unsere Streubomben z.B. sind gut, richtig und vor allem notwendig.
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17. Juli 2023
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Mal die Unlogik logisch verfolgt. In der Wertehierarchie kommt zuerst „uns“ und dann die „Streubombe“. Da wir fraglos die Guten sind, steht sie uns den Guten genauso fraglos auch zu. Und umgekehrt. Den Anderen, das sind die Bösen, natürlich nicht. Eine Waffe fürchterlichen Wirkungsgrades auch und besonders mit Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung scheint unterschiedlich betrachtet werden zu dürfen
Nochmal grundsätzlich: Grundsätzlich ist alles, was wir machen gut, weil wir die Guten sind. Auch das Böse ist nicht mehr böse, sondern gut, wenn wir es machen. Bei den Bösen hingegen beweist das Böse, wie z.B. bei den Streubomben, dass die Bösen unterwegs sind und auch böse handeln, was wiederum ja beweist, dass sie abgrundtief böse sind.
Ob man jetzt Bundespräsident Steinmeier oder Ex-General Domröse herbeizitiert, sie alle arbeiten sich derzeit an obiger Ableitung ab. Zielvorgabe: Die Legitimation der Streubombe.
Offensichtlich gibt es da noch Abschleifungen in der bürgerlichen Öffentlichkeit, die bei solchen besonderen Schrecknissen, wie es die Streubomben sind, immer noch nicht kapiert haben, dass wir die fraglosen Guten sind und uns deshalb auch keine Grenzen gesetzt sind - wie den Bösen. Diese Logik gab es im Prinzip ja auch schon immer.
Allerdings hat die Partei der Grünen genau dieses zu ihrer Identität und zum Kerngeschäft gemacht: Wenn wir dabei sind, ist alles gut, auch das, was vorher als nicht gut betrachtet wurde. Insofern sind sie, was die verschärfte Ausbeutung im Innern aber vor allem nach aussen angeht, die Makler und Lobbyisten des deutschen weltweiten Kapitalismus. Desgleichen auch des wiederaufstrebenden deutschen militärischen Engagements in der Welt.
Putin hat die europäische Friedensordnung zerstört, die früher so schön existierte.
Das war allerdings zuerst nicht Putin, sondern die Deutschen mit ihrem Balkankrieg. Aber das kürzt sich raus. Wir haben die Friedensordnung ja nicht zerstört, sondern gerettet, so die grüne Logik.
Feministische Aussenpolitik heisst übersetzt: Die Hardcore-Variante deutscher Aussenpolitik gegenüber Russland und China - unwidersprechlich, weil feministisch.
Und nun eben die Streubombe: Wir können die Amerikaner doch jetzt nicht alleine lassen. Ausserdem droht ein Munitionsengpass, Streubomben aber sind vorhanden. Die Unsrigen streuen auch gar nicht so wie die Russischen. Schliesslich muss Putin aufgehalten werden, egal wie, der versklavt sonst die ganze Welt - so der Tenor der Experten wie Steinmeier, General Domröse und andere.
Das gilt auch und trotz folgender Eigenschaften dieser Bomben:
„Streumunition steht insbesondere durch den hohen Anteil nicht zur Wirkung gelangter explosiver Submunitionen (mitunter 10 bis 30 Prozent) in der Kritik. Diese nicht umgesetzten Kampfmittel gefährden nach einem Konflikt insbesondere die Zivilbevölkerung und wirken wie Landminen.“ (1)
„In der Ukraine bestehe „eine besondere Konstellation“, da „die Ukraine eine solche Munition zum Schutz der eigenen Zivilbevölkerung einsetzt“, erklärte Regierungssprecher Steffen Hebestreit. (2)
Jetzt schützt angeblich auch noch die Streubombe die eigene Bevölkerung. Das Gegenteil ist bekanntermassen der Fall und war seinerzeit der Anlass für die Ächtungsresolution. Hier kann man sehen, wie die ukrainische Bevölkerung unter Zustimmung des deutschen Regierungssprechers droht, verheizt zu werden.
Zusammengefasst: Es gibt keinen höheren Richter. Derjenige, der die Massstäbe in die Welt setzt, erklärt sich zugleich zum Herren über die Massstäbe. Und das zählt. Der Herr ist der Herr und nicht der Diener oder Untergebene der aufgesetzten Massstäbe. Diese dienen allein und nur ihm. Und wie immer, wer sind die Leidtragenden. Die Bevölkerung - auch die eigene:
„Nicht explodierte Sprengkörper aus Streubomben, die die USA vor Jahrzehnten in Vietnam, Laos und Kambodscha und später im Irakkrieg eingesetzt hatten, fordern nach wie vor jährlich Hunderte Todes- und Verstümmelungsopfer unter der Zivilbevölkerung der betroffenen Länder. Humanitäre Hilfsorganisationen rechnen mit bis zu weiteren 50 Jahren bis zur vollständigen Räumung dieser Munition.“ (3)
Fussnoten:
1 Wikipedia, Streumunition
2 Streubombenlieferungen an die Ukraine. Zu viel Verständnis in Berlin. TAZ online, 9.7.2023
3 ebd.