Erst morden seine Soldaten, dann heben sie Massengräber aus Putin singt im Rausch des Wahns das Lied vom Tod

Politik

Am 24. Februar 2022 erklärte Russland der demokratischen Republik Ukraine mittels einer Depesche offiziell den Krieg.

Vladimir Putin, März 2022.
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Vladimir Putin, März 2022. Foto: Kremlin.ru (CC BY 4.0 cropped)

7. April 2022
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O, ich bitte um Pardon, ich habe da soeben wohl etwas durcheinander gebracht, ich weilte offenkundig für einen Augenblick in einer Zeit, in der es aus historisch-traditionellen Gründen und eingespielten diplomatischen Gebräuchen bisweilen noch üblich gewesen war, dass man dem Land, das man als Grossmacht zu überfallen gedachte, in knapper, aber sehr höflicher Form zum Beispiel mitteilte, dass es in zwei Tagen Krieg geben wird: „Hochachtungsvoll und mit freundlichen Grüssen, Ihr Nachbar, Ihr Feind“.

Selbstverständlich hat Kriegstreiber Wladimir Putin keine Depesche an Wolodymyr Selenskjy gesandt, um ihm auf diesem Wege den Krieg zu erklären. Solche Förmlichkeiten liebt der Despot aus Moskau nicht, er bevorzugt mehr das Handfeste, das Brutale, das Hinterhältige und vor allem setzt er virtuos die Lüge als seine verlässlichste Waffe im Umgang mit dem Rest der Welt ein. Seine Lügen sind scharfe Geschosse.

Und so überfiel er die Ukraine, obwohl er zuvor mehrfach versichert hatte, dass er keinen Krieg wolle und dass das bereits seit langem geplante Zusammenziehen von Truppen an den Grenzen zwischen diesen beiden Ländern lediglich die Vorbereitungen für gross angelegte Manöver seien, mehr sei das nicht, nein, von Krieg könne überhaupt keine Rede sein.

Das war aber kein gross angelegtes Manöver, sondern (wen wundert´s?), eine gross angelegte Lüge. Die perfide Kunst des Lügens, die beherrscht Putin perfekt, ist doch die Lüge (wie ja soeben schon genannt) so etwas wie der feste Bestandteil in der gefährlichen Politik dieses grausamen Diktators, der bei der Durchsetzung seiner Pläne über Leichen geht.

Und mit einer Lüge jagte Putin auch seine schlecht ausgerüsteten und ungenügend mit Proviant versorgten Soldaten (denen gesagt worden war, sie zögen für ein paar Tage ins Manöver) dann in den Krieg gegen die Ukraine. Der „Oberbefehlshaber“ der russischen Armee (der Putin ja ist) träumte von einem „Blitzkrieg“ und ging davon aus, dass die ukrainische Bevölkerung die russische Armee mit Blumen, Gesang und Freudentänzen empfangen werde, um sich quasi bei ihm für die nun endlich erfolgte Befreiung von den in Kiew regierenden Nazis und Faschisten zu bedanken.

Wer mag den russischen Noch-Präsidenten da nur beraten haben, wie konnte es zu einer so gravierenden Fehleinschätzung der ukrainischen Armee und deren Kampfkraft nebst Moral kommen und warum haben Putin und seine Generalität nicht über den leidenschaftlichen Patriotismus des ukrainischen Volkes nachgedacht? Beides jedenfalls machte den Blitz-Krieg-Sieg der Russen zunichte.

Übrigens an Rande gesagt: Die russische Armee drang nicht allein mit einem Riesenaufgebot an Waffen aller Arten in die Ukraine ein, nein, sie soll auch prächtige Paradeuniformen im Reise-und Kriegsgepäck mit sich geführt haben, um diese während der geplanten grossen Siegesparade in Kiew stolz zu tragen und zur Schau zu stellen. Darüber darf trotz des von den Russen mit aller nur denkbaren Härte ausgetragenen Krieges einmal kurz gelacht werden, zeigt doch dieses kleine Detail neben dem grausigen Albtraum auch die ganze Absurdität um diesen Krieg herum, der in einundvierzig Tagen unendliches Leid über ein europäisches Land und dessen Bewohner gebracht hat.

„Drogensüchtige Nazis, fanatische Faschisten mit SS-Symbolen an Armen“, so hatten Putin und seine Propaganda-Maschinerie immer wieder die demokratisch gewählte Regierung der Ukraine betitelt und durch seine Staatsmedien auch gleich noch das Gerücht verbreiten lassen, dass die Ukraine die Absicht gehabt hatte, Russland zu überfallen und die Russen allesamt umzubringen, also musste „Väterchen Putin“ sein Volk doch vor der kriegslüsternen Ukraine schützen und einem Überfall zuvor kommen. So einfach geht das.

Da die Russen rudimentär noch Erinnerungen an die Nazi-Herrschaft, an die Gräueltaten der deutschen Soldaten und auch noch an die SS in sich tragen, schürte Putin mit solchen infamen Lügen natürlich (und gezielt) die Angst der Russen vor „Faschisten und Nazis“ - daher glaubten sie ihrem gütigen „Väterchen Putin“ und tun das immer noch. Also überfiel Putin seinen Nachbarn auch mit dem Segen seines Volkes. Und was einst die deutsche Wehrmacht fertig brachte, das schafften nun auch Putins mordende Horden, die er mit (symbolisch) seinem im Rausch des Wahnsinns gesungenen „Lied vom Tod“ gedopt und angestachelt hatte und das Blut an seinen Händen nunmehr unabwaschbar geworden ist.

Das ukrainische Volk aber empfing den Aggressor nicht mit Blumen und mit Bruder-Küssen und die ukrainische Armee wehrte sich heftig und durchkreuzte die Angriffspläne des Aggressors. Und so wurde nichts aus dem von Putin herbei geträumten Blitzkrieg. Als der Kreml-Chef und seine versteinerten Generäle in Moskau erkannten, dass sie einen Sieg in diesem Krieg nicht so rasch erringen werden wie anfangs erhofft und als sie bemerkten, dass Millionen Frauen, Mütter mit ihren Kindern und alte Menschen gen Westen flohen (was zum grössten Exodus nach dem 2. Weltkrieg vor den Augen der ganzen Welt wurde) und der Mut der ukrainischen Truppen grösser war als die Kampf-Fähigkeit der russischen Armee, da gaben die russischen Barbaren (nach Befehlen aus Moskau?) auch noch ihre letzten Hemmungen auf und legten nun erst so richtig los. Nun begann ein Völkermord.

Tag und Nacht warfen russische Kampfjets wahllos Bomben, feuerten Raketen auf Dörfer und Städte, machten Mariupol und andere berühmte Städte und Kulturstätten fast dem Erdboden gleich, zerstörten grosse Teile der ukrainischen Infrastruktur, machten keinen Unterschied mehr zwischen militärischen Anlagen und den Lebensbereichen der Zivilbevölkerung, sie töteten viele tausende wehrlose Menschen, Männer, Frauen, Kinder, machten einfach vor nichts mehr halt.

Im spanischen Bürgerkrieg gab es ein einziges Guernica – in der Ukraine wird es wohl bald schon unzählige „Guernicas“ geben, von der russischen Luftwaffe vollends zerstörte Dörfer und Städte. Das alles sind Verbrechen an der Menschheit, die nach Vergeltung schreien. Und nun kommt (es steht zu befürchten, dass es möglicherweise erst die Spitze des Eisberges sein könnte) auch noch das Massaker in Butscha dazu, als hätten Putins wilde Horden (eine andere Bezeichnung vermag ich für die russische „Armee“ nicht zu finden) innerhalb von einundvierzig Tagen nicht bereits genug Tod und Vernichtung, Verzweiflung und Tränen, unendliches Leid und Schmerzen über die Ukraine und über das ukrainische Volk gebracht, von dem sich mittlerweile vier Millionen Menschen auf die Flucht gen Westen begeben haben, um nicht von den Bomben und den Gewehrkugeln der russischen Soldaten und tschetschenischen Söldnern getötet zu werden, um nicht willkürlich, wie jetzt in Butscha auf offener Strasse misshandelt, geknebelt, gefesselt, dann erschossen und verbrannt zu werden.

Was ist das für eine Bilanz des Horrors: Abermals ist die Welt geschockt, denkt über weitere Sanktionen nach und weiss nicht so recht, wie sie den Kreml-Chef dazu zwingen kann, diesen barbarischen Krieg sofort zu beenden. Die Bilder zu den von russischen Soldaten begangenen Morden in Butscha lösen weltweit Entsetzen aus, machen stumm, wütend, hilflos und lässt gewiss nicht nur in mir einmal mehr die Frage aufkommen: Hat der UN-Sicherheitsrat überhaupt noch eine Daseinsberechtigung, wenn als ständiges Mitglied in diesem Verein ein Kriegsverbrecher sitzt, der sich mit seinem ewigen Njet jeder Strafe und jeder Art von Strafverfolgung durch den Internationalen Strafgerichtshof in den Haag entziehen, sich also selbst von jeder Schuld freisprechen kann?

Zu dem kaum noch fassbaren Verbrechen, zu den so grausam begangenen Morden an den Einwohnern von Butscha gesellt sich nun noch ein weiteres, ein nicht weniger ungeheures Verbrechen, das posthum direkt vom Kreml aus an der gesamten Bevölkerung der Ukraine verübt wird: Es ist die Unterstellung, das Massaker in Butscha sei nicht von den abziehenden russischen Soldaten, sondern von den Ukrainern selbst verübt worden, um dieses unvorstellbare Verbrechen den unschuldigen russischen Soldaten in die Schuhe zu schieben.

Mit dieser so schamlos in die Welt hinaus posaunten absurden Beschuldigung haben sich Wladimir Putin und seine Spiessgesellen nunmehr endgültig aus dem Kreis der internationalen Staatengemeinschaft und aus der Zivilisation auf unbestimmte Zeit verabschiedet. Die Welt hat nur noch Verachtung für den Kriegstreiber Putin übrig.

US-Präsident Joe Biden hat mit seinem ehrlichen Ausrutscher „Um Gottes Willen, dieser Mann kann nicht an der Macht bleiben“ Milliarden Menschen aus der Seele gesprochen und die Sache auf den Punkt gebracht: Mit dem russischen Diktator kann und darf die Welt keinen Pakt mehr für die Zukunft eingehen, da dieser Diktator sein Wort nicht halten und jeden Vertrag nach Lust und Laune brechen wird. Das hat nun auch der deutsche Bundespräsident Walter Steinmeier begriffen und sich für seinen Irrtum im Umgang mit dem russischen Staatspräsidenten beim deutschen Volk entschuldigt. Und man sollte auch wissen: Putins gottloser und grausamer Krieg wird zwar auf dem Territorium der Ukraine ausgetragen, doch in Wirklichkeit ist dieser Krieg eine unmissverständliche Kriegserklärung Putins an die gesamten noch funktionierenden Demokratien der Welt.

Um diesen Wüterich nicht noch mehr Unheil in die Welt bringen zu lassen, muss die Internationale Staatengemeinschaft die Courage aufbringen, keinen einzigen Cent mehr in die Kriegskasse dieses Despoten zu werfen, trotz der damit verbundenen enormen wirtschaftlichen Folgen für jedes einzelne Land in Europa. Da die NATO und die EU keinen Krieg mit Russland führen wollen, müssen sie die „Null-Cent-Nummer für Putin“ als ihr einziges wirksames Schwert ins Spiel bringen und zwar so lange, bis das russische Volk erwacht ist und Putin aus dem Kreml gejagt hat.

Axel Michael Sallowsky