Aufrüstung und Militarisierung Nehmt den Herrschenden ihren Hammer!
Politik
Die Kassen klingeln und die Korken knallen bei den Rüstungsfirmen und in den Generalstäben. Den von faschistischen Kräften unterstützten Putsch einer pro-westlichen Regierung in der Ukraine nutzen die NATO-Staaten, um eine neue Runde der Aufrüstung einzuleiten.
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15. Juli 2015
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Korrektur
Sie soll im Ernstfall binnen zwei Tagen an der Grenze zu Russland einsatzbereit sein - wie in diesem Zeitraum für den Einsatz der "Parlamentsarmee" ein Parlamentsbeschluss erwirkt werden könnte, darüber scheint man sich keine Gedanken gemacht zu haben. Was der Ernstfall ist, definiert die NATO in ihren Kommandozentralen in Kalkar, Ramstein und Mons. Von Kalkar am Niederrhein aus wurden bereits ab September 2014 sechs Jagdflugzeuge der Bundeswehr und weitere Kampfflugzeuge der NATO kommandiert, die mit der Ukraine-Krise in den baltischen Staaten stationiert wurden. Von dort stiegen sie insgesamt weit über 400 mal auf, bis zu 30 mal täglich, um russische Flugzeuge in internationalem Luftraum zu kontaktieren, mit ihnen Sichtkontakt aufzunehmen und sie gegebenenfalls abzudrängen - oder auch anzugreifen, wenn ein entsprechender Befehl kommt, was glücklicher weise bislang nicht der Fall war.
Zwei Atommächte spielen mit dem Feuer und Deutschland spielt mit in der Absicht, sich wieder zur Grossmacht aufzuschwingen. Der sozialdemokratische Aussenminister der Bundesrepublik hat wörtlich gesagt: "Deutschland muss Europa führen, um die Welt zu führen". Er hat das nur zitiert, aber ohne zu widersprechen, nachdem das Aussenministerium in einem so genannten Review-Prozess so genannte Intellektuelle aufgefordert hat, Stellung zu nehmen, wie Deutschland als wirtschaftlicher Global Player seiner "Verantwortung" - wie das heute heisst - in der Welt gerecht werden soll. Schauen wir uns mal an, wie diese "Verantwortung" aussieht:
Deutsche Soldaten sind heute in Afghanistan, an der Küste des Libanon und nach wie vor im Kosovo stationiert, den man zugleich zum sicheren Drittstaat erklärt hat und in den auch Angehörige von Minderheiten regelmässig abgeschoben werden. Deutsche Soldaten bilden Bürgerkriegsmilizen im Nordirak und in Somalia aus, beteiligen sich an den kolonialen Einsätzen Frankreichs in der Zentralafrikanischen Republik, in Mali und im Senegal, beraten das Verteidigungsministerium der Demokratischen Republik Kongo und sollen nun auch noch nach Liberia geschickt werden, um dort die Wiederwahl jenes Präsidenten abzusichern, den Frankreich 2011 im Nachbarland Cote d'Ivoire an die Macht gebombt hat. Deutsche Kriegsschiffe sind auch nach wie vor am Golf von Aden aktiv.
Vorgeblich bekämpfen sie dort, an einer der wichtigsten Routen des Welthandels, Piraterie, doch die Aufklärungsdaten, die sie dort sammeln, fliessen auch in den Krieg gegen den Terror der NATO und den globalen Drohnenkrieg der USA ein, der über Deutschland gesteuert wird. Mit dem Einsatz am Golf von Aden ist Deutschland auch Partei im jemenitischen Bürgerkrieg, in dem Saudi-Arabien und andere NATO-Verbündete ohne jede Rücksicht auf das Völkerrecht und die Zivilbevölkerung aus der Luft eingreifen, mit Technologie, die u.a. an deutschen Universitäten entwickelt worden ist.
Die Militärausbildung erhält das saudi-arabische Regime aus Deutschland, von dem es auch einen grossen Teil seiner Rüstungsgüter kauft. Deutschland liefert umfangreich Waffen in die Region. Hauptkriterium scheint dabei zu sein, dass die Waffen gegen schiitische Kräfte eingesetzt werden, weniger relevant ist die Frage, ob sie nicht auch djihadistischen und terroristischen Kräften in die Hände fallen. Schon gar keine Rolle scheint es zu spielen, ob damit indirekt der Terrorismus gefördert wird, wie es in Afghanistan, Syrien, Irak und Libyen ganz offensichtlich der Fall ist.
Es gibt ein Sprichwort, das besagt, wenn man einen Hammer hat, dann sieht jedes Problem wie ein Nagel aus. Man könnte ja gutwillig meinen, Deutschland, die NATO und die sogenannte westliche Staatengemeinschaft hätten sich einfach nur auf das falsche Instrument versteift. Während die Aussenhandelspolitik und die sogenannte "Entwicklungszusammenarbeit" dem neoliberalen Mantra verhaftet bleiben und damit ganze Gesellschaften in den Ruin treiben, ist es eben das Militär, das alles richten soll.
In Wahrheit scheint es aber schon fast so, als würden Gesellschaften und Staaten bewusst aufgerüstet und destabilisiert, um anschliessend intervenieren zu können und de facto militärische Protektorate aufzubauen, um das Land zu rauben und die Rohstoffe zu plündern. Wie fatal die Folgen sind, lässt sich insbesondere in Libyen erkennen, mit dessen Zerschlagung die ganze Region destabilisiert und zum Schlachtfeld im Krieg gegen den Terror geworden ist. Die Flüchtlinge, die hier unterwegs sind und dadurch entstehen, sollen nun ebenfalls militärisch bekämpft werden. Deutschland hat bereits Kriegsschiffe geschickt. Keine Zwei Tage hat es nach der Flüchtlingstragödie mit bis zu tausend Toten Mitte April gedauert, bis die EU-Kommission ihren Zehn-Punkte-Plan zur weiteren Aufrüstung der Grenze vorgelegt hat. Das lässt nur einen Schluss zu: Diese Pläne lagen längst in der Schublade und die Regierungen in der EU haben einfach nur auf die nächste Katastrophe gewartet, um ihre Pläne durchzusetzen.
Mit Flüchtlingen und ihrem Tod wird Politik gemacht - vom Friedensnobelpreisträger EU - und das ist wirklich abscheulich. Diese Flüchtlinge, die im Mittelmeer ertrinken, und die Schlepper, die damit reich werden, gäbe es gar nicht ohne Frontex und die militärische Aufrüstung des Mittelmeers, es gäbe sie nicht, wenn sie sich für deutlich weniger Geld ein Visum und ein Ticket für eine Fähre oder ein Flugzeug besorgen könnten, so wie Menschen in Europa das ganz selbstverständlich für sich in Anspruch nehmen.
Auch hier sehen wir also: Aufrüstung und Militär werden nicht nur als Lösung des Problems verkauft, sie sind auch der wahre Auslöser.