Menschen der Letzten Generation kleben sich an Öltransporter PCK Tanklager Seefeld lahmgelegt

Politik

Heute morgen blockierten etwa 30 Menschen der Letzten Generation das PCK Mineralöl-Tanklager Seefeld, von dem aus Berlin ein Drittel seines Ölverbrauchs deckt.

Blockade des Öl-Tanklagers in Seefeld, 23. Mai 2022.
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Blockade des Öl-Tanklagers in Seefeld, 23. Mai 2022. Foto: Letzte Generation

23. Mai 2022
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Dabei klebten sie sich an die Strasse fest und kletterten auf die Öl-Laster, um diese möglichst lange aufzuhalten. Parallel gab es bundesweit in vier Städten Strassenblockaden der Letzten Generation.

Nach letztem Stand waren am Lager Seefeld zunächst mindestens 20 Tanklaster blockiert; die Verladung wurde wohl eingestellt.

Mit ihren Aktionen fordert die Letzte Generation den Grünen-Minister Robert Habeck auf, eine Lebenserklärung abzugeben: Es darf keine neue fossile Infrastuktur geben, insbesondere keine neuen Öl-Bohrungen in der Nordsee!

Maja Winkelmann, die gerade ihr Studium abgeschlossen hat, während sich auf der Strasse anklebt: „Fossile Brennstoffe vernichten unsere Lebensgrundlagen und rauben damit uns und unseren Kindern jegliche Zukunft. Wenn wir nicht jetzt aufhören, neue fossile Infrastruktur zu finanzieren und zu bauen, erwarten uns Hungersnöte, immer mehr und häufigere Naturkatastrophen und Kriege um immer knappere Ressourcen. Wir müssen jetzt massiv die erneuerbaren Freiheits- und Friedenstechnologien ausbauen und endliche eine echte Wärmewende einleiten.”

Solvig Schinköthe, die heute zusammen mit ihrer Tochter Öl-Laster blockiert, ergänzt: „Die Verantwortlichen nutzen Putins Angriffskrieg in der Ukraine, um ohne grosse öffentliche Beachtung ihren fossilen Wahnsinn weiter zu treiben. Sie genehmigen neue Flüssiggas-Terminals, finanzieren diese mit Milliarden an Steuergeldern und erlauben neue Gasbohrungen in der Nordsee. Wir brauchen jetzt eine Erklärung unserer Bundesregierung, dass sie für und nicht gegen unser Überleben und das unserer Kinder arbeitet.”

Ihre Tochter Lina (20) erklärt, warum sie heute erneut den Verkehr stört: „Die Geschichte zeigt uns: Friedlicher ziviler Widerstand kann funktionieren, wenn wir jetzt zusammenkommen, um entschlossen und gewaltfrei “Nein!” zu sagen zum fossilen Wahnsinn. Denn wir haben nur noch zwei bis drei Jahre, in denen wir den fossilen Pfad der Vernichtung noch verlassen können. Was wirst du in diesen zwei bis drei Jahren tun – was ist deine Verantwortung? Komm' zum Vortrag, zum Training und mit uns auf die Strasse!”

In Berlin, Stuttgart, Mannheim und München setzten sich heute Morgen Bürger:innen von der Letzten Generation auf die Strasse und verursachten enorme Verkehrsstörungen. Blockaden in weiteren Städten sind für den heutigen Montag angekündigt.

Erst letzte Woche haben Bundesregierung und Bundesrat im Eilverfahren ein neues Gesetz beschlossen, das den Bau von bis zu zwölf Flüssiggas-Terminals ermöglicht [1]. Mit diesen Importkapazitäten würden selbst die russischen Gaslieferungen aus Friedenszeiten bei Weitem übertroffen [2]. Flüssiggasterminals an Land, die bis 2043 laufen sollen, sind unvereinbar mit dem Pariser Abkommen und nicht erforderlich, um Versorgungssicherheit in Deutschland zu gewährleisten [3]. Der Landtag in Niedersachsen hat ausserdem letzten Donnerstag neue Gasbohrungen in der Nordsee erlaubt [4]. Die Bundesregierung befeuert damit den Zusammenbruch der Gesellschaft, wie wir sie heute kennen.

Bürger:innen nach über 32 Stunden aus Polizeigewahrsam - Blockade Tanklager Seefeld

Bernau, Frankfurt (Oder) 24.05.22, 17:30 Uhr - Nach über 32 Stunden in Polizeigewahrsam sind alle 23 Bürger:innen der Letzten Generation wieder frei. Die Amtsgerichte lehnten einen Antrag der Staatsanwaltschaft auf fortgesetzten Unterbindungsgewahrsam als unzulässig ab. Die Bürger:innen hatten gestern Vormittag das PCK Mineralöl-Tanklager Seefeld blockiert und waren anschliessend teilweise unter Anwendung von Schmerzgriffen in Polizeigewahrsam genommen worden.

Unter den Entlassenen ist auch die 42-jährige Solvig Schinköthe: „Ich bin erschöpft, aber auch stolz auf die Menschen hier. Was wir tun, ist absolut notwendig. Ich kann nicht dabei zusehen, wie unsere Regierung immer weiter auf den fossilen Kollaps zusteuert. Wir rauben uns selbst und unseren Kindern jegliche Zukunft. Ich will die Hoffnung nicht verlieren. Deshalb werde ich nicht aufhören, auf den Klimanotfall aufmerksam zu machen. Für eine lebenswerte Zukunft MUSS der fossile Wahnsinn ein Ende haben!”

Ihre 20-jährigen Tochter Lina, die sich an der Strasse angeklebt hatte, ergänzt: „Anstatt endlich eine Lebenserklärung abzugeben und neue Öl-Bohrungen in der Nordsee auszuschliessen, lässt die Regierung uns Bürgerinnen und Bürger verhaften und wie Verbrecher abführen. Herr Habeck muss eine Entscheidung treffen: Will er uns einsperren oder endlich den Appellen der Wissenschaft folgen? Pläne zu Öl-Bohrungen in der Nordsee müssen auf der Stelle gestoppt werden!”

Auch die Pressesprecherin der Gruppe, Carla Hinrichs, 24 Jahre, ist seit heute morgen wieder in Freiheit. „Nicht wir, sondern der Klimanotfall ist die eigentliche Bedrohung. Wir lassen uns auch von Schmerzgriffen, Strafandrohungen und Haft nicht daran hindern, das Richtige zu tun. Wir werde so lange wiederkommen, bis die Regierung Scholz endlich ihrer verfassungsrechtlichen Verantwortung gerecht wird und vom fossilen Wahnsinn ablässt - aus Verantwortung für unsere Zukunft. Du willst auch für deine Zukunft aufstehen? Komm zu einem unserer Vorträge und Aktionstrainings!”

Bei den gestrigen Verkehrsblockaden in Berlin, Oldenburg, Stuttgart, Mannheim, Freiburg, München und Kassel wurden zusätzlich 26 Bürger:innen der Letzten Generation kurzzeitig in Gewahrsam genommen. Alle kamen im Laufe des gestrigen Tages frei.

pm

Quellen

[1] www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/sichere-gasversorgung-2037912#:~:text=Das%20LNG%20-Beschleunigungsgesetz%20dient%20diesem%20Zweck.%20Es%20soll,Sie%20ist%20essentiell%20f%C3%BCr%20die%20Versorgungssicherheit%20in%20Deutschland

[2] www.duh.de/presse/pressemitteilungen/pressemitteilung/neue-berechnung-der-deutschen-umwelthilfe-lng-plaene-der-bundesregierung-wuerden-grossteil-des-deutsch/

[3] www.diw.de/de/diw_01.c.838843.de/publikationen/diw_aktuell/2022_0083/energieversorgung_in_deutschland_auch_ohne_erdgas_aus_russland_gesichert.html

[4] www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/oldenburg_ostfriesland/Landtag-erlaubt-nun-doch-Erdgas-Bohrungen-vor-Borkum,erdgas394.html