Doch gibt eine solche Tagung in „Zeiten wie diesen“ überhaupt Sinn? Sollten wir uns nicht den drängenden Problemen von Klimakatastrophe, Kriegen, Klassengesellschaft, Grenzregimen usw. widmen? Die Zeiten sind schlecht – und die Bedingungen werden auf absehbare Zeit auch in den reichen Ländern in vielerlei Hinsicht schlechter. Umso mehr denken wir, das es wichtig ist, zusammen zu kommen, sich zu vernetzen und auszutauschen. Gemeinsam und neugierig forschen und debattieren wir für den Aufbau einer lebenswerten, solidarischen Zukunft für Alle.
Wir haben etwas Bestimmtes vor, wenn wir die Tagung nach den Fachgebieten Ethnologie, Geschichtswissenschaften, Politische Theorie und Philosophie gliedern, Open Spaces und Workshops Raum geben wollen. Daher wünschen wir uns, dass Interessierte sich auf unser Konzept und unsere Ziele einlassen und zugleich, respektvoll, ihre eigenen Vorstellungen und Stile zum Thema einbringen.
Vorschläge für Beiträge können bis zum 31.10. an orga@myzelium-tagung.de eingereicht werden. Es folgen die ausführliche Ankündigung, Beschreibung, der Call for Participation und der Hinweis auf die Teilnahme. Alles weiteren Informationen und folgenden Hinweise auf der Homepage zur Tagung veröffentlicht. Eine erste Einschätzung zum Programm können wir erst Mitte November (nach den Einreichungen) geben.
Ankündigung – Save the date!
Vom 19. – 22. März 2026 organisieren wir in Leipzig* eine Tagung zu anarchistischen Studien. Es handelt sich um eine selbstorganisierte Veranstaltung, die von der anarchistischen Hochschulgruppe getragen wird. Unsere Tagung ist nicht akademisch, orientiert sich aber an wissenschaftlichen Formaten, Erkenntnissen und Sprachen. Wir fokussieren uns dabei auf die Fachgebiete Politische Theorie, Geschichtswissenschaft, Ethnologie und Philosophie und wollen zwischen diesen und weiteren Bereichen Schnittpunkte herstellen. Dabei möchten wir Forschende und Interessierte an anarchistischen Studien im deutschsprachigen Raum vernetzen. (Beschreibung)Engagierte aus Wissenschaft, sozialen Bewegungen oder mit einem anarchistischen Selbstverständnis können gegen Spende an der Tagung teilnehmen. Als Organisator*innen laden wir einen Teil der Referent*innen ein. Wir freuen uns, wenn weitere Beiträge eingereicht werden (für Sessions von ca. 40 Minuten). Darüber hinaus können Konzepte für Workshops eingereicht werden (jeweils im Call for Paper). Für Beiträge aus angrenzenden Fachgebieten (z.B. Geografie, Psychologie, Kulturwissenschaften etc.) kann ein Open Space genutzt werden.
Bei einem moderierten Gespräch, einer Fishbowl-Diskussion und einer Abschlussdiskussion werden alle Teilnehmenden zusammenkommen. Ein Abendprogramm und eine neugierige, wertschätzende Atmosphäre ermöglichen einen lockeren Austausch.
Abstracts für Referate, Workshops und Open Spaces können bis 31.10.2025 über orga@myzelium-tagung.de eingereicht werden.
(Zu- oder Absagen erfolgen bis spätestens 13.12.2025 – Wir versuchen den Einreichenden Rückmeldungen zu den Inhalten, Struktur und Zeit zu geben.)
* Den genauen Ort der Tagung können wir mitteilen, sobald die Räume offiziell bewilligt wurden.
BESCHREIBUNG
VerortungIn der anarchistischen Szene wird ein spezifischer Umgang mit Theorien gepflegt: Als Reflexionen über soziale Bewegungen – und ausgehend von ihnen – sind sie anwendungsbezogen und mit bestimmten Organisationsprozessen und ethischen Debatten verbunden. Sie beanspruchen keine Neutralität, sondern sind positioniert und nehmen Bezug auf die anarchistische Tradition. Anarchistische Studien bringen Kritik hervor, zeigen aber auch Ansatzpunkte für erstrebenswerte Beziehungen und Institutionen auf. Sie werden kollektiv gebildet und sind häufig zusammengesetzt und fluide, statt dogmatisch und in sich abgeschlossen.
Als „Myzelium“ wird das komplexe Geflecht bezeichnet, welches Pilze meistens unterirdisch oder kaum sichtbar ausbilden [wikipedia.de]. Dieses hat kein Zentrum. Nur sporadisch und unter den richtigen Bedingungen wächst aus ihnen ein Fruchtkörper, der an der Oberfläche sichtbar wird. Die damit verbundenen Aspekte der Dezentralität, permanenten Kommunikation, potenziellen Hybridität und Interaktion, prozesshafte Weiterentwicklung und (Un-)Sichtbarkeit, sind ein gutes Sinnbild für die Gestalt und Funktion anarchistischer Theorien. Fragen
Auf unserer Tagung fragen wir unter anderem danach:
- Welche Schlüsselbegriffe werden im anarchistischen Denken verwendet? Wie können wir ihre Bedeutung - mitgestalten und sie anwenden?
- Wie grenzen sich anarchistische Theorien von verwandten Ansätzen ab (insbesondere Feminismus, Marxismus, Kritische Theorie, Postkolonialismus)? Zu welchen Strömungen sind grundlegende Unterscheidungen zu machen, zu welche gibt es deutliche Schnittpunkte?
- In welchen Fachgebieten bestehen anarchistische Studien oder können sie etabliert werden?
- Auf welchem Stand befindet sich anarchistische Studien im deutschsprachigen Raum? Wie können wir sie fördern und weiter entfalten?
- Welches Verhältnis besteht zwischen anarchistischer Theorie und emanzipatorischen sozialen Bewegungen – dem Anspruch nach und real?
Mit der Tagung machen wir anarchistische Studien im deutschsprachigen Raum sichtbar. Trotz ihrer Marginalität betonen wir dabei ihre Eigenständigkeit. Die damit verbundenen Perspektiven bieten wertvolle Anstösse für gesellschaftliche Veränderungen.
Wir bringen spannende Referent*innen, die zu diesem Themengebiet arbeiten, mit Menschen zusammen, die sich für emanzipatorisches Denken interessieren und/oder sich als Anarchist*innen verstehen und/oder Lust auf inhaltlichen Input haben. Alle Teilnehmenden sind eingeladen, mit zu diskutieren, sich einzubringen und sich kennenzulernen.
Auf der Tagung werden wir uns intensiv inhaltlich beschäftigen. Im Unterschied zu akademischen Veranstaltungen, positionieren wir uns. Wir sprechen nicht distanziert „über“ Gegenstände, sondern interagieren mit ihnen. Im besten Fall schaffen wir mit der Tagung einen neuen Startpunkt für eine Vernetzung zu anarchistischen Studien im deutschsprachigen Raum*.
Format und Interdisziplinarität
Wir laden ausgewählte Denker*innen mit akademischer Ausbildung zur Tagung ein. Qualifizierte Beiträge jenseits des akademischen Betriebs sind ebenso willkommen, wenn sie einen Bezug zu anarchistischen Studien haben. Wir veranstalten keine Wissenschaftskonferenz, beziehen uns aber auf wissenschaftliche Debatten, Erkenntnisse und Formate.
Die Tagung ist nach den Fachgebieten Philosophie und Geschichte, politische Theorie und Ethnologie gegliedert. Daran anschliessende Bereiche sind ebenso willkommen.
Von Freitagnachmittag bis Sonntagmittag haben wir sechs Slots, in denen jeweils zwei Beiträge aus den vier Fachgebieten parallel laufen. Parallel dazu wird es einen Workshop-Raum und Open Space geben. Die Tagung wird von einem moderierten Gespräch, einer Fish-Bowl-Diskussion und einer Abschlussdiskussion gerahmt.
Neben dem offiziellen Programm schaffen wir eine angenehme Atmosphäre, in der Begegnungen und lockerer Austausch möglich werden. Updates zur Planung und zum Programm, sowie gegebenenfalls weitere Inputs veröffentlichen wir auf myzelium-tagung.de
* Unser Fokus auf den deutschsprachigen Raum dient dazu, ernstgemeinte Organisationsansätze und inspirierende Debatten nicht immer an anderen Orten oder in anderen Zeiten zu suchen. Stattdessen wollen wir dort anfangen, wo wir stehen. Selbstverständlich wollen wir keine nationale Beschränktheit fördern und freuen uns über Beiträge von Menschen, die nicht in einem deutschsprachigen Land aufgewachsen sind oder nicht deutsch sprechen, solange der Bezug zum Thema und Format gegeben ist. Aktuell streben wir an, Flüsterübersetzung zu realisieren.
CALL FOR PARTICIPATION
Referate, Workshops und Open SpaceWir fragen als Organisator*innen bestimmte Referent*innen an. Darüber schreiben wir 2-4 weitere Beiträge in den Fachgebieten Ethnologie und politische Theorie, Geschichtswissenschaften und Philosophie aus. Die Vorstellung findet voraussichtlich in einer Session von ca. 40 Min. (Vortrag und Diskussion) statt (Je nach Anzahl der Einreichungen auch mit mehr Zeit).
Für Einreichungen von Abstracts für Referate bitten wir um:
- Abstract von max. 2 Seiten Textlänge
- einige Zeilen dazu, was ihr an der Tagung „Myzelium“ interessant findet
- einige Zeilen darüber, welchen Bezug ihr zu Anarchismus habt – oder herstellen wollt
Die Organisator*innen behalten sich die Auswahl der Beiträge vor. Dies geschieht nach einem geteilten Grundverständnis über Anarchismus, dem Bezug der Referent*innen zu unserer Herangehensweise und einer Ausgewogenheit der Beiträge im Gesamtprogramm. Darüber hoffen wir mindestens ein Drittel FLINTA-Personen als Beitragende zu haben.*
Da wir auf Förderungen durch staatliche Einrichtungen oder Stiftungen verzichten, um unabhängig zu bleiben, können wir voraussichtlich keine Honorare zahlen. Die Fahrtkosten der Referent*innen werden durch Beiträge der Teilnehmenden gedeckt. Die Unterbringung versuchen wir durch Privatunterkünfte umzusetzen.
Einreichungen für Workshops sollten sich auch auf das Thema der Tagung beziehen. Sie sollen (je nach Anzahl relevanter Einreichungen) auf zwischen 40 und 80 Minuten konzipiert werden. Freuen würden wir uns z.B. über:
- Theorie sozialer Bewegungen jenseits des Wissenschaftsbetriebs
- Was ist akademische Freiheit aus anarchistischer Sicht?
- Wie sieht öffentliche Wissenschaft aus? Was ist public science?
- Befreiung des Wissens – Nieder mit Patenten und Copyright.
- Intellektuelle Reservearmee: Arbeitsbedingungen von Akademiker*innen
- Anarchistische Inhalte und Perspektiven lehren
Für Vorschläge zu Workshops und den Open Space schickt uns
- Abstract von ca. 1-2 Seiten Textlänge
- einige Zeilen dazu, was ihr an der Tagung „Myzelium“ interessant findet
- einige Zeilen darüber, welchen Bezug ihr zu Anarchismus habt – oder herstellen wollt
Gegebenenfalls geben wir Informationen zu Einreichungen bekannt auf: myzelium-tagung.de
* Die Umsetzung von Vielfalt in der Repräsentation von Geschlechtern ist in Hinblick auf unseren Ansatz und das Thema erfahrungsgemäss nicht leicht. Noch schwieriger ist es, Menschen zu gewinnen, die nicht weiss sind. Gleichzeitig haben wir Gründe, am Format und der Intention der Tagung festzuhalten. Der Versuch, einer „leichten“ Frauen*-Quote stellt einen unzulänglichen Anfang dar, mit diesen Problemen von Repräsentation und Zugängen umzugehen. Weiteres versuchen wir während des laufenden Organisationsprozesses mitzudenken und gegebenenfalls umzusetzen.
Anmeldung zur Teilnahme
Für unsere Planungen hilft es uns, wenn sich auch die Teilnehmenden anmelden. Schreibt uns dazu an orga@myzelium-tagung.de. Personen, die Beiträge einreichen (Referate & Workshops) brauchen sich nicht anzumelden. Ihr könnt euch über das unten stehende Formular oder die Emailadresse orga@myzelium-tagung.de anmelden. Schreibt uns dazu:- wie viele Personen ihr seid
- an welchen Tagen ihr teilnehmt (an allen, Fr., Fr+Sa, Sa., Sa+So, So.)
- ob ihr Privat-Schlafplätze benötigt (und gegebenenfalls, ob FLINTA- oder Frauen-Plätze benötigt werden) [keine Garantie, sondern abhängig von unseren Kapazitäten]
- euer Anmeldename und eure Emailadresse können ein Pseudonym sein; wichtig ist, das wir euch informieren können
Als Richtwert gilt (inklusive Küfa-Verpflegung + optional Party-Einlass):
- alle Tage: 30€ (vergünstigt), 50€ (normal), 80€ (Soli)*
- nur Samstag: 10€ (vergünstigt), 20€ (normal), 30€ (Soli)*
Eventuelle Überschüsse werden direkt gespendet oder zur Förderung von Projekten oder Publikationen der anarchistischen Theorie verwendet.
Wir freuen uns über reges Interesse und Austausch. Für Fragen jeglicher Art kontaktiert uns über: orga@myzelium-tagung.de