Wann handelt die Regierung? Essenretter festgenommen - Hausbesuche der Polizei

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Gute Lebensmittel sollten nicht weggeworfen werden! Über kaum sonst ein Thema ist sich die deutsche Gesellschaft so einig.

Polizeieinsatz in Berlin bei einer Aktion von Essen retten, 18. Februar 2022.
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Polizeieinsatz in Berlin bei einer Aktion von Essen retten, 18. Februar 2022. Foto: Letzte Generation

20. Februar 2022
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Heute haben sich Bürger:innen in 14 Städten mit “Essen Retten - Leben Retten” solidarisiert. Sie retteten Essen und verteilten es an Mitmenschen. “Niemand sollte seine Kinder hungrig ins Bett schicken müssen! Auch die Familien, die durch stark steigende Lebensmittelpreise am meisten belastet sind nicht. Unsere Aktionen sind nur eine Übergangslösung - wir brauchen endlich ein Essen-Retten-Gesetz!", sagte Sarah aus Karlsruhe, eine der Bürger:innen, die heute an den Essen-Retten-Aktionen beteiligt war.

Es war ein Akt der Nächstenliebe, doch der Staat behandelte die Bürger:innen wie Verbrecher. In mehreren Städten kam es zu Anzeigen wegen Diebstahls (darunter Karlsruhe, Freiburg und Berlin). Die guten, essbaren Lebensmittel wurden von der Polizei konfisziert und wieder zurück in die Tonne geworfen, wie diese eindrückliche Video aus Berlin zeigt.[1] Orangen, Müsli und Schokolade werden hier Kistenweise vernichtet.

Pressesprecher Tobias März wurde festgenommen. Der Grund: Der Verdacht er habe “Essen gerettet und nun verschenkt”, [2]. “Während die Mülltonnen der Supermärkte prall gefüllt sind mit gutem Essen, muss ich als Vater um die Zukunft meiner Kinder bangen”, sagt er bei seiner Festnahme.

“Ich schäme mich dafür, dass mir die Courage fehlt für die Zukunft meines Sohnes Autobahnen zu blockieren. Ich schäme mich dafür, dass unsere Gesellschaft es nicht schafft, unsere Kinder vor der drohenden Klimakatastrophe zu schützen”, sagt eine Mutter heute im Rahmen einer Essen-Retten-Aktion, während sie ihren kleinen Sohn auf dem Arm hält (hier zum Video [3]).

Hier ist eine rote Linie überschritten. Viele Meschen in diesem Land machen sich gerade auf den Weg, und sagen genug ist genug, Herr Scholz. Die einzige Möglichkeit, eine aufrichtige Lösung zu finden für diese Situation, ist ein Essen-Retten-Gesetz, das Supermärkte dazu verpflichtet, Essen zu spenden anstatt es zu vernichten.

Unsere Böden werden in spätestens 60 Ernten keine Nahrung mehr liefern [4]. Und während durch die Klimakatastrophe der Ertrag sinkt und immer mehr Menschen in den Hunger getrieben werden, redet Cem Özdemir noch über Freiwilligkeit: Man solle es Supermärkten freistellen, ob sie gutes Essen an Bedürftige abgeben oder der Einfachheit halber sinnlos vergeuden wollen.

Heute hat die Polizei bei vielen Menschen zu Hause an die Türe geklopft. Das macht uns Angst, aber noch viel mehr Angst machen uns die Millionen Menschen, die in Deutschland hungern werden, wenn Sie, Herr Scholz, jetzt nicht handeln. Wir werden daher weitermachen, wenn Sie auf das Ultimatum bis Sonntag nicht reagieren. Geben Sie uns einen Fahrplan für ein Essen-Retten-Gesetz und eine verbindliche Erklärung zur Agrarwende. Mit Essen spielt man nicht und man spielt auch nicht mit Millionen Menschenleben.

pm

Fussnoten:

[1] Polizei wirft Essen weg: twitter.com/DanniPilger/status/1494600952330002443?s=20&t=3WTUIXyzV14ZnVyNEqlUZg

[2] Freiburg: Festnahme von Pressesprecher wegen gerettem Essen: twitter.com/AufstandLastGen/status/1494667488453345281?s=20&t=3WTUIXyzV14ZnVyNEqlUZg

[3] Mutter mit Kleinkind twitter.com/DanniPilger/status/1494607653225570313?s=20&t=NYh3wERVwzisZMfJvVm1bw

[4] Noch 60 Ernten ab 2015: www.bund-mecklenburg-vorpommern.de/service/presse/detail/news/noch-60-ernten-dann-ist-schluss/