Heute geht es hier im Bundestag, der Herzkammer der Demokratie, um viel. Es geht um Wichtiges. Es geht um viel Wichtiges für viele...Es geht um die Anerkennung derjenigen, die in letzter Konsequenz bereit sind, das Äusserste für andere zu geben, und die ihr Leib und Leben für unser Land einsetzen. (Pistorius, dtsch. Bundestag 25.[4].2025)4
Dass es beim viel Wichtiges für Viele darum geht, in letzter Konsequenz bereit zu sein, das "Äusserste", Leib und Leben herzugeben, darin ist der Herzkammer der Demokratie kaum zu widersprechen. Allerdings ist hinzuzufügen, dass es schon die Herzkammer der Demokratie ist, die in ihrer allumfassenden Kriegsvorbereitung nicht nur Viele, auch nicht nur die Staatsbürger in Uniform, sondern alle "Menschen in unserem Land" (Pistorius Veteranentag-Rede (audio) 15.6.2025)[5] in die Situation hinein befehligt und hineinmanövriert, das Äusserste, Leib und Leben hergeben zu müssen, eben auch als Zivilisten: sei es an der Heimatfront, sei als rüstungsindustrielle oder sonstige Reservearmee, sei es als unvermeidlicher Kollateralschaden unterm gegnerischen Kugel-, Drohnen-, Bomben- und Raketenhagel.
Das hinzunehmen verdient: "Anerkennung" (Pistorius, 25.4.2025) und "Wertschätzung...Schulter an Schulter. Einfach Respekt." (Pistorius, 15.[6].2025) So ist der zukünftig alljährlich wiederkehrende höchst feierlich zu zelebrierende "Veteranenkult" (Pistorius, 25.4.2025) dazu ausersehen, die Bevölkerung mental und seelisch auf den von der Herzkammer der Demokratie ins Auge gefassten und geplanten Krieg einzustimmen: Ein nationaler Veteranentag ist auch ein Zeichen in die Gesellschaft, und das ist nicht weniger wichtig. Viel zu oft kam in den vergangenen Jahren das Gefühl auf, dass unser Leben in Freiheit und Frieden eine Selbstverständlichkeit ist. (Ebd.)
Mitunter auch auf diese Weise ist die verlangte Kriegstüchtigkeit der gesamten Gesellschaft mental und seelisch einzubrennen. Mit anderen Worten: "Der Veteranentag soll genau das bewirken - er soll den Menschen eine neue Leitkultur verpassen und die Aufrüstung mit »Folklore« ausstatten." (Roberto de Lapuente, Alles Gute, liebe Kameraden!, 15.5.2025)6
Der alljährliche Veteranentag ist ein weiterer Baustein zur rücksichtlosen Durchsetzung des Imperativs der Kriegstüchtigkeit, zu der die Menschen im Lande herzurichten sind. Andererseits hält die Herzkammer der Demokratie am Tag der Veteranen noch einige andere Klarstellungen bereit, um den Menschen im Land zu unterbreiten, was die Herzkammer der Demokratie noch alles ausser Anerkennung, Wertschätzung, Würdigung und Respekt Schulter an Schulter fürs Kommende mit ihnen vorhat.
Das Schutzobjekt der Verteidigung: Frieden, Freiheit, Sicherheit, Stabilität, Schutz, das Leben
"Dieser Tag macht klar, was der höchste Preis für unser Leben in Freiheit und Frieden ist." (Pistorius, 25.4.2025) Die Unterwerfung und Aufteilung des blauen Planeten unter die Konkurrenz der Staaten bringt tagein tagaus sich wechselseitig schädigende Gegensätze hervor. Insofern ist die Bedrohung von Aussen, durch Andere allgegenwärtig. Weshalb die staatliche Gewalt-, Kriegs- und Zerstörungsmaschinerie zur Grundausstattung eines jeden staatlichen Gebildes dazugehört.Nimmt in der staatlichen Lagebeurteilung das Hindernis, die Beeinträchtigung oder die Schädigung gegenüber den eigenen staatlichen Zwecken und Interesse ein nicht mehr tragbares Ausmass an, dann sind die politischen Entscheidungs- und Verantwortungsträger so frei, eine konkrete Bedrohung zu diagnostizieren. Im Fall der deutsch-europäischen NATO-Wertegemeinschaft: Schon die schiere Existenz Russlands mit seiner gigantischen Landmasse bedroht, das heisst: relativiert seit jeher die ausgreifenden, geo- und weltpolitischen Ansprüche und Interessen der deutsch-europäischen NATO-Wertegemeinschaft. Diese weitreichenden Ansprüche gehören verteidigt. Weshalb es einer Verteidigungsbereitschaft von allem und jedem bedarf und eines staatlichen Gewaltapparates, der in der Lage ist, mit allen Mitteln der Gewaltanwendung die ausgreifenden, geo- und weltpolitischen Ansprüche und Interessen zu "verteidigen".
Das gebietet nunmehr notfalls auch ohne die USA, Russland aus dem Spiel zu nehmen. Zumal, da Russland mit seinen weltpolitischen Kalkulationen seiner weiteren Vorwärtseinkreisung durch den Einmarsch in die Ukraine praktisch Einhalt geboten hat und weiterhin gebietet. Diese "Bedrohung" der ausgreifenden Zwecke und Interessen der deutsch-europäischen NATO-Wertegemeinschaft verlangt eine endgültige Lösung. Insbesondere auch angesichts China und jeder sonstigen zukünftigen Behinderungen durch Konkurrenten oder sogenannter "strategischer Gegner". Daraus folgt: Erstmal und auf jeden Fall Krieg gegen Russland. Das ist der erste Teil der Bedrohungslehre.
In den zynischen Kriegsaufruf-Worten der Herzkammer der Demokratie: Sie haben sich bewusst entschieden, weil sie gesagt haben, wir erleben in einer neuen Zeit, in der Bedrohung wieder eine Rolle spielt, in der wir uns dieser Bedrohung stellen müssen, leider stellen müssen und wir, diese jungen Leute, sagen, da will ich ein Teil davon sein. Ich will meinen Teil dazu beitragen. (Pistorius, 15.6.2025)
Weder haben die jungen Leute im Land gesagt, wir leben in einer Zeitenwende, in einer neuen Zeit der Bedrohung, noch haben sie von sich aus verlauten lassen, dass sie liebend gerne ein Teil beim Beiseite räumen dieser Bedrohung sein und ihren Teil dazu beitragen möchten. Weil davon keine Rede sein kann und der in Vorbereitung befindliche Krieg gegen Russland jede Menge lebendigen "Aufwuchs" des deutschen Gewalt-, Militär- und Kriegsapparats bis mindestens 2030 benötigt, gibt es das schöne Instrument der Wehrpflicht. Das ist keine Pflicht im kantisch-moralischen Sinn, sondern der physische, unter Strafandrohung durchzusetzende Zwang, das Kämpfen, Zerstören, Vernichten, Töten und Getötet-Werden rücksichtslos gegen sich und andere anzuwenden erlernen. Nun heisst es aber, zweiter Teil der Bedrohungslehre:
Wer bereit? Wer bereit war und ist, die Freiheit und Sicherheit Deutschlands eben im Notfall buchstäblich mit Leib und Leben zu verteidigen, der verdient unsere Anerkennung und unsere Dankbarkeit und unseren Respekt. (Pistorius, 15.6.2025)
Explizites Schutzobjekt ist Deutschland: und zwar dessen Freiheit und Sicherheit. Eine weitere Klarstellung des Veteranentags. Diese souveräne Freiheit, den ausgreifenden staatlichen Zwecken und Interessen gegen jedes Hindernis, also gegen jede potenzielle oder reale Bedrohung, die sie durch ihre globalen Ansprüche selbst erschafft, weltweit freie Bahn zu verschaffen, benötigt Stabilität nach Innen ebenso, wie im näheren und fernen Umfeld und Ausland. Gelegentlich notwendige Kriege gleichermassen, um den Frieden, die Sicherheit und Freiheit des deutschen Vaterlandes samt seinen NATO- und sonstigen Bündnispartnern mit glaubwürdiger Abschreckungsgewalt wieder herzustellen und aufrecht zu erhalten.
Der private Frieden, die private Freiheit und Sicherheit, der staatlich gewährte Schutz und das Leben und die Gesundheit eines jeden Einzelnen ist die Dispositions- und Verfügungsmasse der staatlichen Freiheit und Souveränität, der politischen Herrschaft, hierzulande organisiert als Demokratie: einkalkulierte staatlich erzwungene Opfergabe im geplanten Krieg gegen Russland.
Möglicherweise verascht und verdampft diese Dispositionsmasse Deutschlands im atomaren Feuer der gegen die atomare Weltsupermacht ins Visier genommenen thermonuklearen Auseinandersetzung mit Russland seitens Deutschlands und seiner NATO-Partner. Das ist er dann, "der höchste Preis für unser Leben in Freiheit und Frieden." (Pistorius)
Umso mehr ist die Kriegstüchtigkeit der gesamten Gesellschaft gefordert. Das ausgreifende "Recht auf Selbstverteidigung", einschliesslich "das Recht auf Angriffskriege" (German Foreign Policy, 16.6.2025)[7] steht nicht nur Israel zu, da es doch darum geht, Russland in die Knie zu zwingen. Dieses Vorhaben siegreich zu gestalten ist gegenwärtig oberste Priorität der Parlamentsarmee.
Die Parlamentsarmee und ihr Handwerk
"Sie wissen das alle, die Bundeswehr ist eine Parlamentsarmee reinster Güte." (Pistorius, 15.6.2025)Als Armee, als materieller und menschlicher, staatlich ins Leben gerufener Gewalt-, Militär- und Kriegsapparat, als bewaffneter Arm staatlicher Souveränität und Freiheit, unterscheidet sich die Parlamentsarmee in ihrem Auftrag und in der Ausübung ihres erlernten Handwerks von keiner anderen Armee der Welt: Alle Armeen sind gefordert und befehligt, durch Kämpfen, Zerstören, Vernichten, Töten und Getötet-Werden, den Zwecken und Interessen der staatlichen Herrschaft und ihrer Oberbefehlshaber zum Sieg und Durchbruch zu verhelfen. Dieses Handwerk zu erlernen ist Aufgabe der Wehrpflicht, die den ganz normalen Staatsbürger zum Staatsbürger in Uniform, zum Soldaten zurichtet. Dann ist er, auf diese Weise kriegstüchtig gemacht, zum sogenannten "Dienst an der Waffe" befähigt. Ist das zufriedenstellend geleistet, dann obliegt es der Herzkammer der Demokratie zu entscheiden, wann und wo die Parlamentsarmee ihr erlerntes Handwerk, das Kämpfen, Zerstören, Vernichten, Töten und Getötet-Werden, ausüben soll. Keine Frage: Das ist ein "ganz besonderen Dienst" (Pistorius, 15.6.2025) Deshalb: "Diese Bundeswehr geht nirgendwo hin, ohne dass das Parlament das billigt." (Pistorius, ebd.) Sicherlich: Das ist ein "ganz besonderen Dienst" und "der Vetereranenkult...vermittelt eben genau diese Wertschätzung für einen Dienst, der alles andere als selbstverständlich ist." (Pistorius, ebd.) Mit anderen Worten: "Wer für die Sicherheit und Freiheit unseres Landes alles gibt, der verdient mehr als Dankesworte." (Julia Klöckner, Präsidentin des Deutschen Bundestag, Schirmfrau des Nationalen Veteranentages, 15.6.2025)[8] Worin dieses "mehr" besteht, wird noch zu zeigen sein.
Das genuine Handwerk des Soldatentums, also auch das der Parlamentsarmee, ist zu allen Zeiten das Gleiche: sei es zu Zeiten der anti-napoleonischen "Befreiungskriege", sei es zu Zeiten der Völkermorde an den Herero und Nama, sei es zu Zeiten des Kaiserreichs, sei es zu Zeiten des Nationalsozialismus und Faschismus, sei es zu Zeiten der Parlamentsarmee in ihren "internationalen Einsätzen, Missionen im Rahmen des internationalen Krisenmanagements oder jetzt wieder beim Schutz der NATO-Ostflanke." (Pistorius, ebd.) Es ist die politische Herrschaft, die sich die Armee, die staatliche Gewaltmaschinerie als Instrument, geschaffen hat, um den Zwecken und Interessen der Herrschaft Geltung und Durchsetzung zu verschaffen, mögen das Herrschaftspersonal auch wechseln im Sturm der Zeiten und Zeiten-Wenden.
Indes, eine Bedingung muss ausnahmslos erfüllt sein, damit die politische Herrschaft, welche immer es auch sei, das genuine Handwerk des Soldatentums aufrufen, abrufen, befehligen und ins Werk setzen kann.
Die lebendige Grundlage der staatlichen Kriegsbereitschaft und Kriegswilligkeit
Der global ausgreifende Verteidigungswille deutscher Zwecke und Interessen, der das Recht auf Selbstverteidigung ebenso einschliesst wie das Recht auf Angriffskriege, gegenwärtig gegen die Atomsupermacht Russland in Planung und Vorbereitung, bedarf eines nachhaltigen "Aufwuchses" des deutschen Gewalt-, Militär- und Kriegsapparats:Denn dieser Staat, meine Damen und Herren, der kann sich nicht selber verteidigen. Der Staat ist ein Gebilde. Der Staat braucht Menschen, die das tun. Die das tun für sich und für alle anderen, die in diesem Staat leben. (Pistorius, ebd.)
Auch dieser Klarstellung im Rahmen des ins Leben gerufenen Veteranentages ist weitgehend zuzustimmen: Das staatliche Gebilde mit seinen globalen Ansprüchen kann diesen nur glaubwürdige Durchsetzung verschaffen, soweit und insofern die Menschen sich in ihrem Staatsidealismus und Patriotismus dazu herrichten und herrichten lassen. Ja das staatliche Gebilde selbst verdankt seine ganze Existenz in erster und letzter Instanz nur der Bereitschaft der Menschen, im staatsidealistischen Glauben, der Staat sei in erster und letzter Instanz eine Dienstleistung an ihrem Wohlergehen und nicht umgekehrt, sich zuzurichten und zurichten zu lassen. Für alles, was das staatliche Gebilde vorhat gilt: "Der Staat braucht Menschen, die das tun." Dass sie das "für sich tun" ist allerdings eine Täuschung und Selbsttäuschung, geschuldet ihrem Staatsidealismus und ihrem Patriotismus, sowie der alltäglichen Propaganda und Kriegspropaganda schon gleich.
Um das Leben und die Freiheit von Staat, Standort und Nation - in der Welt der universellen Staatenkonkurrenz, die die USA in Gestalt ihrer regelbasierten Weltordnung ab 1945 zur Grundlage der gesamten Menschheit gemacht haben, auch zukunftssicher zu machen, ist jedoch Vorsorge zu treffen, der Krieg gegen Russland ist da nur ein Etappenziel:
"Wer will, dass es genügend Menschen gibt, die das tun, auch in Zukunft, der muss denjenigen, die das tun, eben auch genau das entgegenbringen. Dankbarkeit und Respekt." (Pistorius, ebd)
Eben solche Menschen, "die bereit sind, wenn es darauf ankommt, das höchste Gut, Gesundheit oder sogar Leben aufs Spiel zu setzen..." (Pistorius, ebd.) Deshalb: "Jeder Soldat, jede Soldatin ist uns wichtig." (Pistorius, 25.4.2025)
Kriegstüchtige Zunkunftssicherung nationaler Interessen und Zwecke verlangt Bereitschaft:
"Und damit diese Bereitschaft eben nicht verloren geht, auch in den kommenden Generationen, brauchen wir endlich eine Veterankultur in Deutschland." (Pistorius, 15.6.2025) Solche Bereitschaft "auch in den kommenden Generationen" (!) verdient schon jetzt den ganzen Dank des Vaterlandes.
Ausblick: Der Dank des Vaterlandes
Gewiss ist dies: Gelingt es der politischen Herrschaft in Gestalt der alleinzuständigen Verantwortungsträger in der Herzkammer der Demokratie, die gesamte Gesellschaft kriegswillig und kriegstüchtig zu machen für den geplanten, auch atomaren Krieg gegen Russland und die zukünftigen Kriege darüber hinaus, dann ist die "immer neue Produktion von Veteranen" (Gerald Grüneklee, 15.6.2025)[9] auf Generationen hinaus gesichert. Gleichermassen ist damit gesichert: "Um als Veteran geehrt zu werden, muss man also nicht mehr leben. Alte Krieger, kalte Krieger." (Gerald Grüneklee, 11.6.2025)[10] Soweit es Überlebend gibt, die die Toten beneiden werden, steht fest: "am Ende sind wir alle Veteranen, auch die Zivilisten." (Roberto de La Puente, 15.6.2025)[11]Mit einem Wort: "Insofern, liebe ehemalige und zukünftige Veteranen, gebührt Euch in der Tat der Dank des Vaterlandes für die Opfer, die ihr bei anderen angerichtet habt und auch die, die ihr selbst zu spüren bekommt." (Renate Dilmman, 15.6.2025)[12]
Und da in Wende- und Vorkriegs-Zeiten der Mobilisierung der Menschen für den Krieg, definitiv im Krieg, nur noch das Prinzip von Befehl und Gehorsam gilt, sind die Worte eines ehemaligen politischen Verantwortungsträger in seiner Dankesrede nach wie vor richtungsweisend:
Ricordati vi o giovani camicie nere, che il fascismo non vi promette né honore, né cariche, né guadani, ma il dovere e il combattimento" Denkt daran ihr jungen Schwarzhemden, der Faschismus verspricht Euch weder Ehre, noch Ämter, noch Gewinn, sondern nur Pflicht und Kampf. (Mussolini, 4.11.1930)[13]
Insofern die befehligten Menschen mitmachen und die "Drecksarbeit für uns alle" (F. Merz, 17.6.2025) zufriedenstellend erledigen.