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Blockade des Hamburger Flughafengelände: Solidarität mit den Zehn vom Flughafen

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Blockade des Hamburger Flughafengelände im Juli 2023 Letzte Generation: Solidarität mit den Zehn vom Flughafen

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Politik

Am 13.07.2023 legten mehrere Unterstützer*innen der Letzten Generation den Betrieb am Hamburger Flughafen lahm. Nun wurden sie deshalb zu über 403.000 Euro Schadenersatz verurteilt.

Blockade der Rollbahn auf dem Flughafen in Hamburg, 13, Juni 2023.
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Blockade der Rollbahn auf dem Flughafen in Hamburg, 13, Juni 2023. Foto: Fabian_Beese (CC-BY 4.0 cropped)

Datum 27. November 2025
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Zehn Menschen hatten im Juli 2023 das Hamburger Flughafengelände betreten, vier von ihnen klebten sich in der Nähe der Start- und Landebahnen fest. Sie protestierten damit gegen den Gesetzesbruch der Regierung in der Klimakatastrophe. Beteiligte Miriam Meyer, heute 33, fragte damals: „Wo, wenn nicht auf einem Flughafen, ist der richtige Ort, um gegen die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen zu protestieren?“

An diesem Dienstag wurde öffentlich bekannt, dass alle zehn Protestierenden vom Landgericht Hamburg zu insgesamt 403.137,68 Euro Schadenersatz verurteilt wurden. Geklagt hatte die Lufthansa-Tochter Eurowings.

Zusätzlich wurde gegen sie eine Unterlassungsverfügung erlassen, die sie von weiteren Protesten am Hamburger Flughafen abhalten soll. Bei einem Verstoss droht ihnen ein Ordnungsgeld von bis zu 250.000 Euro oder eine Haft von bis zu zwei Jahren.
Die Haft ist, anders als die Springer-Presse berichtet, keine Ersatzstrafe für die Nichtzahlung des Schadenersatzes. Ein Zivilgericht kann eine solche Sanktion nicht verhängen. Sie steht im Zusammenhang mit der Unterlassungsverpflichtung, den Betrieb von Eurowings künftig nicht erneut zu stören.

Auch Judith Beadle, heute 45, war an dem Protest vor über zwei Jahren beteiligt: „Was schon vor zwei Jahren galt, ist heute leider immer noch aktuell: Das Programm der Bundesregierung reicht nicht einmal aus, um ihre selbst gesetzten Klimaziele zu erfüllen.Statt gegenzusteuern, subventioniert uns die Regierung immer tiefer in die Katastrophe. “

Erst vor zwei Wochen verkündete die Bundesregierung aus Union und SPD, dass die Ticketsteuer im Luftverkehr sinken soll. Friedrich Merz sprach laut Tagesschau von rund 350 Millionen Euro, auf die sich das Steuergeschenk zugunsten des Luftverkehrs in Deutschland beläuft. Demgegenüber war wenige Monate zuvor bekannt geworden, dass der Preis für das Deutschlandticket ab Januar 2026 auf 63 Euro pro Monat erhöht wird.

Die erneute Subventionierung des Flugverkehrs und die Vernachlässigung des ÖPNV als klimafreundliche Alternative sind umso skandalöser, als neueste Erkenntnisse der Klimawissenschaft ein alarmierendes Bild zeichnen: Die Studie Global Carbon Budget (13.11.2025) hat ergeben, dass die fossilen CO2-Emissionen so hoch wie nie liegen, dass die CO2-Konzentration in der Luft einen neuen Höchstwert erreicht hat und dass das verbleibende CO₂-Budget für 1,5 Grad praktisch aufgebraucht ist.

Das Update des Climate Action Trackers (13.11.2025) kommt zu dem Schluss, dass es so gut wie keinen Fortschritt im Klimaschutz gibt und dass die Welt auf eine 2,8-Grad-Erwärmung zusteuert, wenn die Staaten weitermachen wie bisher. Gemäss dem State of the Climate Report 2025 (29.10.2025) hat sich die Erderwärmung seit dem vergangenen Jahr erneut beschleunigt; ausserdem hätten die antarktischen und grönländischen Eismassen ein Rekordtief erreicht, ganze Tierpopulationen seien im klimabedingten Zusammenbruch begriffen und das Risiko von Konflikten um Wasser sei gestiegen.

Beadle ergänzt: „Jetzt sollen wir über 400.000 Euro an Eurowings zahlen – und sogar ins Gefängnis gehen, wenn wir es noch einmal wagen sollten, die Airline bei ihrem Profitmachen auf Kosten des Planeten zu stören. Eigentlich sollten Eurowings und unsere Regierung Schadenersatz für die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen zahlen – und nicht diejenigen, die darauf aufmerksam machen!“

Wer sich solidarisch mit den Protestierenden zeigen will, kann ab sofort unter diesem Spendenlink die Antirepressionsarbeit des RAZ e.V. unterstützen. Der RAZ („Rückendeckung für eine aktive Zivilgesellschaft“) leistet emotionale und rechtliche Unterstützung unter anderem für ehemalige Unterstützer*innen der Letzten Generation.

pm