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In Gaza spricht man deutsch: „Bis hierher und nicht weiter“

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„Bis hierher und nicht weiter: Wir begehen Kriegsverbrechen“ In Gaza spricht man deutsch

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Politik

Dieser Tage wurde mir ein geheimer Text von Ehud Olmert zugespielt. Wär's nicht Olmert, „der Schillernde“ aus Jerusalam, hätt' ich den Text in Ruhe gelassen.

Ein Mädchen aus Gaza macht sich zu Fuss auf den Weg und trägt eine Schüssel, um während des Krieges Essen zu holen, August 2024.
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Ein Mädchen aus Gaza macht sich zu Fuss auf den Weg und trägt eine Schüssel, um während des Krieges Essen zu holen, August 2024. Foto: Jaber Jehad Badwan (CC-BY-SA 4.0 cropped)

Datum 6. Juni 2025
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Aber da kam mir die deutsche Staatsräson in die Quere. Viele stürzen sich ja gerne Hals über Kopf auf jede Nachricht, in der Israel eins ausgewischt wird. Ein Inneres „Seht ihr, nicht nur wir Deutschen waren hin und wieder gemein – auch der Israelit ist nur ein Mensch!“ Bei solchen Gelegenheiten wischen wir alle Unbill der Welt vom Tisch – Hungersnöte, die ja entgegen landläufigen Meinung vieler nicht vom Himmel fallen, sondern meist menschengemacht – genauso wie Wahlergebnisse in Polen, Cum-Ex-Urteile, Vertreibungen, Kriege und Klima.

Doch zurück zu Olmert. Der war mal Premierminister in Israel, 2006 – 2009, lang ist her. Aber nu' brät er dem Netanjahu derart eins über, dass einem hierzulande Hören und Sehen vergeht, wie meine Omi Glimbzsch in Zittau gern sagt. Oder nur „Siehste!“ Ganz zu schweigen von der Staatsräson, mit der sich nicht nur die deutschen Waffenhändler und _Hersteller schwer tun: In Gaza schiesst man deutsch.

Olmert schrieb am 27. Mai 2025 in der hebräischen Ausgabe von Haaretz: „Bis hierher und nicht weiter: Wir begehen Kriegsverbrechen“ einen Beitrag, der offenbar allen Lesarten deutscher Redaktionen widerspricht. Denn wer lässt sich schon gern als Antisemit brandmarken – ausser jenen rund 25 %, die sich (meist mangels Bildung) offen als Antisemiten outen?

Von der Wählergruppe „Stramm rechts“ (20 – 40%) reden wir diesmal nicht, die steigt von selbst. Olmert erschreckt uns mit seiner Analyse in der liberalen Zeitung Haaretz so gewaltig, dass wir seine scharfe Kritik an „Netanjahus Bande“ am liebsten unten den Tisch fallen lassen würden. Er behauptet: „Was wir in Gaza betreiben, ist ein Vernichtungs­krieg: Das unbegrenzte unterschiedslose Töten von Zivilistinnen ist ein grausames Verbrechen.“.

Es sei „direkte Folge einer Politik, die von der Regierung wissentlich und absichtlich und verbre-cherisch diktiert wird. Ja, wir verüben Kriegsverbrechen.“ Das Europäisches Zentrum für Verfassungs- und Menschenrechte hat eben mehrere Eilanträge gegen deutsche Kriegswaffen- und Rüstungsexporte nach Israel gestellt.

Dabei geht es explizit und ausschliesslich um Waffen und Rüstungsgüter, die jetzt, in diesem Augenblick, heute in Gaza eingesetzt werden. Vorsichtshalber distanziere ich mich daher ausnahmslos von jedweder Staatsräson, Olbert, Netanjahu, Waffenschiebern und dem Europäischen Zentrum für Verfassungs- und Menschenrechte. Sicher ist sicher.

Peter Grohmann