Repression gegen Aktivisten China: Bekannter Gewerkschaftsaktivist in Guangzhou inhaftiert
Politik
Ein junger Gewerkschaftsaktivist, der vor allem dafür bekannt ist, dass er SanitärarbeiterInnen/Reinigungskräfte bei der Verteidigung ihrer Rechte unterstützt, wurde am Dienstagnachmittag, dem 17. Dezember, von der Polizei in der südlichen Stadt Guangzhou abgeführt.


Foto: Gewerkschaftsaktivist Chen Weixiang, bekannt als «Xiangzi».
Zwei von Chens Mitarbeitern, ein Helfer und eine Praktikantin bei Heart Sanitation, wurden zur gleichen Zeit wie Chen festgenommen oder verschwanden. Und sechs weitere Reinigungskräfte, die mit Chen in Verbindung stehen, wurden Berichten zufolge zu einem Verhör geladen.
Als Sohn von Wanderarbeitern ist Chen seit langem ein Verfechter der Rechte und Interessen der Reinigungskräfte. Sein Aktivismus führte jedoch dazu, dass er nach seinem Abschluss an der medizinischen Fakultät der Sun Yat-sen Universität im Jahr 2015 keine Arbeit in Guangzhou finden konnte. Schliesslich ging er 2017 in die Vereinigten Staaten und erhielt einen Master-Abschluss in Arbeit und globale Arbeiterrechte an der Penn State University.
In diesem Jahr kehrte er nach Guangzhou zurück und gründete Heart Sanitation, die bald zu einem beliebten Forum für die Sanitärarbeiter der Stadt wurde, die seit langem unter niedriger Bezahlung, überlangen Arbeitszeiten und informeller Beschäftigung mit wenigen oder gar keinen Sozialleistungen leiden.
Die ReinigungsarbeiterInnen von Guangzhou haben in der Vergangenheit mehrere erfolgreiche Streiks wegen Lohn- und Vertragskonflikten organisiert, aber da die Lebenshaltungskosten weiter steigen, stagnieren die Löhne und setzen die meist älteren WanderarbeiterInnen, die die Strassen der Stadt säubern, noch mehr unter Druck. In dieser Hinsicht leistete Chens Gruppe einen dringend benötigten und wertvollen Dienst, der nun zumindest vorläufig unterbunden wurde.
Chen ist der jüngste Aktivist, der in diesem Jahr allein deshalb inhaftiert wurde, weil er benachteiligten Arbeitern geholfen hat, ihre Rechte zu verteidigen. Das Jahr begann mit der Inhaftierung von drei Arbeitsaktivisten und Bürgerjournalisten von iLabour, die Wanderarbeitern mit Berufskrankheiten bei der Verteidigung ihrer Rechte geholfen hatten. Etwa zur gleichen Zeit nahm die Polizei in Shenzhen fünf Aktivisten fest, darunter die bekannten Aktivisten Zhang Zhiru und Wu Guijun.
Der prominente Antidiskriminierungsaktivist Cheng Yuan und seine beiden Kollegen Liu Dazhi und Wu Gejianxiong wurden im Juli von den Behörden in Changsha festgenommen, und mehrere bekannte Sozialarbeiter, die Wanderarbeitern in Peking, Guangzhou und Shenzhen geholfen hatten, wurden im Mai bei koordinierten Razzien festgenommen. Ende Oktober wurde auch der #MeToo-Aktivist und Journalistin Huang Xueqin von den Behörden in Guangzhou festgenommen. Einige der Aktivisten wurden geräuschlos und ohne Anklage freigelassen, während andere offiziell angeklagt wurden und auf ihren Prozess warten.
Übersetzung von Karsten / forumarbeitswelten.de
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