Sie sass auf der Terrassenkneipe und
trank ihren Eiscafé aus einem Strohhalm;
ihre blonden Haare hatte sie zu einem
Pferdeschwanz gestylt und
ihre dünne Haut schien wohl seit Jahren, kein
Sonnenlicht mehr erblickt zu haben.
Sie war mit ner Brünetten in ein Gespräch vertieft, die
sich nen Schweppes bestellt hatte.
„Hab bei meinen Eltern zu Mittag gegessen, sagte sie, „und
hab mir diesen Café mit Ihnen aufgespart.“
Die Frauen hatten sich einiges zu erzählen und
lächelten sich oft an, bis die Brünette auf
ihre Familie zu sprechen kam, und zu
Tränen gerührt war, darauf
erhob sie sich von ihrem Stuhl und
verschwand hinter der Kneipentür, um
nach ein paar Minuten mit nem
grauen Papiertuch zu erscheinen:
„ Hab mir nur ein Taschentuch geholt“, erklärte sie.
„Warum haben Sie denn nichts gesagt, erwiderte die Blondine,
„ hab immer Taschentücher bei mir.“
„ Das wusst ich nicht, antwortete die Brünette, „ich selbst hab nie etwas.“
Nach ner Weile brachen die Beiden auf und
man sah sie hintereinander ein paar
enge Steinstufen steigen, die
zur Durchgangspassage führten, worauf
sie in Bruchteil von Sekunden
liebevolle Gesten austauschten, und
getrennte Wege einschlugen.
Das alles ereignete sich bei
über 40 Grad, an einem schwülen Julitag.
Auf dem Tisch stand ein leeres Eiscaféglas, doch
der Schweppes, mit der Aufschrift: Original Bitter Lemon,
blieb bis auf einen einzigen Schluck, unverzehrt.
Gespräch im Café Nachgeschmack
Lyrik


Nachgeschmack. Foto: Taxiarchos228 (Licence Art Libre)
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