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Kurt Cobain – Montage of Heck

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Dokumentarfilm über den Frontmann von Nirvana Cobain – Montage of Heck

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Kultur

Eine so tiefgründige wie aussergewöhnliche Dokumentation über den Nirvana-Frontmann, die durch ihre zahlreiche Animationen noch bemerkenswerter wird.

Kurt Cobain Memorial Park in Aberdeen, Washington.
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Kurt Cobain Memorial Park in Aberdeen, Washington. Foto: Thayne Tuason (CC-BY 4.0 cropped)

Datum 19. Juni 2015
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Es ist der 8. April 1994: Kurt Cobain, Frontmann der Grunge-Band Nirvana, wird in einem Raum über seiner Garage tot aufgefunden. Nach der damals noch nicht offiziell verkündeten Auflösung seiner Band, verschwand Cobain aus einer Entzugsklinik in Marina del Rey und wurde tagelang gesucht. Sein Tod erschütterte Millionen von Menschen, wirft allerdings bis heute immer noch Fragen auf. Zahlreiche Spekulationen ranken sich um das, was sich am 5. April 1994 in Seattle zugetragen hat, doch wenn man an Kurt Cobain denkt, sollte man nicht an seinen Tod denken, sondern an sein Leben und an die Art, durch die sich eine gesamte Generation von ihm vertreten fühlte.

Aufgewachsen ist er in Aberdeen im US-Bundesstaat Washington. Als Kind in der Familie immer hin und her gereicht worden, fiel es ihm schwer, Bindungen zu Bezugspersonen aufzubauen und diesen zu vertrauen. Schon früh suchte er deshalb Zuflucht in der Musik und in Drogen. Des weiteren musste er schon in dieser frühen Zeit seines Lebens zahlreiche Medikamente nehmen, die gegen seine Magenprobleme helfen sollten, die später als Teil der Krankheit Narkolepsie vermutet wurden. Die Musik half ihm, seine Schmerzen zumindest für eine gewisse Zeit zu vergessen. Mitte der achtziger Jahre begann Cobain mit seinem Freund Krist Novoselić in verschiedenen Bands zu spielen, bis diese beiden 1987 Nirvana gründeten.

In den Folgejahren verkaufte die Band mehr als 75 Millionen Platten und wurde einer der angesagtesten Musikgruppen ihrer Zeit. Ein Erfolg, mit dem nicht nur keiner rechnen konnte, sondern für den auch niemand so richtig bereit war. Trotz allem versuchte Kurt Cobain neben seiner Karriere eine Familie zu gründen und ein halbwegs normales Leben zu führen. 1992 heiratete er Courtney Love und nur wenige Monate später kam ihre Tochter Frances Bean Cobain zur Welt. Grosse Kritik prasselte auf das junge Paar nieder, weil sie angeblich nicht mal während der Schwangerschaft auf den Konsum von Drogen verzichten konnten. Später verstärkten sich Kurt Cobains Magenschmerzen, was zu einem immer stärker werdenden Drogenmissbrauch führte. In der Entzugsklinik, in die man ihn daraufhin einlieferte wurde er das letzte Mal lebend gesehen, ehe man seine Leiche eine Woche später fand.

Im Jahr 2007 begann Regisseur Brett Morgen seine Arbeit an der ersten Dokumentation über Kurt Cobain, die in Zusammenarbeit mit seiner Familie entstand. Dabei bekam er uneingeschränkten Zugang zu einem Lagerraum, in dem sich allerlei private Gegenstände des verstorbenen Rockstars befanden. Die dort gefundenen Briefe, Texte, Bilder werden im fertigen Film auf beeindruckende Art und Weise zum Leben erweckt und bieten, genau wie die zahlreichen veröffentlichten Homevideos, einen sehr privaten Einblick in das Leben einer Musiklegende. Die ersten Videos stammen aus Cobains Jugend und zeigen ihn beispielsweise als kleines Kind an seinem Geburtstag. Dazwischengeschnitten befinden sich sehr emotionale Interviews mit seinen Eltern, sowie seiner Stiefmutter, die den Zuschauer schon früh in den Bann dieser Doku ziehen.

Andere Erlebnisse aus seiner Jugend, die nicht mit der Kamera festgehalten wurden, werden hier in einer mit Leben eingehauchter Graphic Novel dargestellt, für deren aussergewöhnliche Visualisierung sich Stefan Nadelman und Hisko Hulsing verantwortlich zeigen dürfen. Diese zwei völlig unterschiedlich Darstellungsweisen harmonieren jedoch perfekt und bilden einen sehr emotionalen Auftakt (am emotionalsten wird es hier jedoch, wenn man Kurt Cobain im Voice-Over zu den bewegten Bildern auf der Leinwand sprechen hört).

Danach verlässt Brett Morgen die emotionale Schiene. Was folgt sind die ersten kleineren Auftritte mit der Band, die von den damaligen wenigen Zuschauern auf Video festgehalten wurden. An dieser Stelle sei jedoch gesagt, dass diese Doku nicht unbedingt etwas für Einsteiger ist. Man sollte sich schon ein bisschen in das Thema eingelesen haben und sich mit der Geschichte von Nirvana, sowie der Vorgeschichte von Kurt Cobain, vertraut gemacht haben. Auch sollte man gegenüber den Musikrichtungen Heavy Metal und Grunge nicht abgeneigt sein, denn diese dröhnen teilweise in ungeahnter Lautstärke aus den Boxen und untermalen Songtexte und Bilder, die gerade auf der Leinwand lebendig werden.

Gerade die gemalten Bilder wechseln manchmal in Bruchteilen von Sekunden, sodass es für den Zuschauer schwer ist, einzelne Details auf diesen auszumachen. Doch die Intention kommt trotzdem, oder auch gerade deswegen, an (Der schnelle Wechsel bezieht sich hier leider auch auf die Untertitel, denen man nicht immer, ohne auf Pause zu drücken, folgen kann). Einzelne Nirvana Songs werden jedoch auch in neuem Gewand präsentiert. So ist es schön das wohl bekannteste Werk Nirvanas, „Smells Like Teen Spirit“, sanft auf einer Geige oder von Scala & Kolacny Brothers, einem belgischen Mädchenchor, dargeboten zu bekommen.

Im Gegensatz zu anderen Dokumentationen, kommen hier nur wenige Interviewpartner zu Wort. Wieso das so ist, erklärt Brett Morgen nach dem Abspann, weshalb es sich unbedingt lohnt, abzuwarten, bis dieser vorbei ist, denn in dem darauffolgenden Interview werden auch noch einige andere interessante Informationen über die Produktion offenbart. Er lässt sich jedoch zu keinem Zeitpunkt dazu hinreissen in irgendeiner Art die verschiedenen Theorien und Spekulationen um Cobains Tod aufzugreifen. Bis zu diesem Ereignis geht diese Dokumentation aber auch gar nicht. Sie hört nämlich wenige Monate vorher auf und zeigt Cobain auf der Bühne zu den Aufnahmen des Albums „MTV Unplugged in New York“ , wie er mit seinen Bandkollegen scherzt. Morgen lässt Cobain mit Würde abtreten und zeigt ihn am Ende so, wie man ihn in Erinnerung behalten sollte.

Bastian Quednau
film-rezensionen.de

Dieser Artikel steht unter einer Creative Commons (CC BY-NC-SA 4.0) Lizenz.