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Heuwagen-Aktien und Banknutten: Eine Kunst-Aktion von Fritz Wegeleben

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Eine Kunst-Aktion von Fritz Wegeleben Heuwagen-Aktien und Banknutten

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Kultur

Nach der Finanzkrise 2007/8 entwickelte der Düsseldorfer Künstler Fritz Wegeleben mit den verbliebenen Protagonisten der ehemals lebendigen Fluxusszene die Aktion „Heuwagen-Aktien“ und „Banknutten“.

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Mehr Kapitalismus durch Volksenteignung. Foto: zVg

Datum 25. November 2025
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Er knüpfte damit auch an die ältere realistische politische Kunst eines Otto Pankok (1893-1966) oder Hans Kralik (1900-1971) an. Die „Heuwagen“-Aktien lehnten sich an das 1490 entstandene Triptychon „Der Heuwagen“ des niederländischen Malers Hieronymus Bosch (1450-1516) an und die „Banknutten“ an John Heartfields (1891-1968) Collage „Der Hitlergruss“ aus dem Jahre 1931.
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Die Aktion erhielt kaum mehr als regionale Aufmerksamkeit und die beteiligten Künstler wurden bewusst ignoriert und vergessen.

So findet man im Internet keinen Wikipediaeintrag zu Fritz Wegeleben, allerdings Hinweise zu einigen seiner Werke, die auch noch gehandelt werden. Demnach wurde er 1941 geboren, absolvierte eine Elektrikerlehre und arbeitete auch 15 Jahre in diesem Handwerk, u. a. als Theaterbeleuchter am Nationaltheater Mannheim.
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Danach ging er nach Düsseldorf, wirkte auch kurzfristig als Bühnenvolontär, um den Lockrufen eines Joseph Beys (1921-1986), der von der Kunstakademie Düsseldorf aus sein wildes Treiben als öffentlicher Aktionskünstler inszenierte, zu folgen.
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Wegeleben bemühte sich jedoch ernsthafter und galt als Meisterschüler von Rolf Sackenheim (1921-1986), einem abstrakt arbeitenden Grafiker und Maler, der u. a. auf der documenta kassel 1959 ausstellte. Von ihm inspiriert zeigt sich sein Malstil von den 70er bis zu 90er Jahren. Später arbeitete Fritz Wegeleben auch mit Anatol Herzfeld (1931-2019), Bildhauer und Schmied, dessen Eisenskulpturen im Atelier auf der Insel Hombroich bei Neuss angefertigt wurden und dort auch stehen, zusammen.

Als ich den Maler 2013 zusammen mit Richard Albrecht und Horst Niggemann, ehemals Schauspieler an der in den 70/80er Jahren politisch engagierten Bühne des Göttinger Nationaltheaters, in seiner Düsseldorfer Wohnung und er uns im Wiesenhaus in Bad Münstereifel besuchte, war er schon körperlich hinfällig und gehbehindert, so dass er einen Rollator benutzen musste. Doch geistig und künstlerisch war er weiterhin sehr agil.
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Während sich die Düsseldorfer Kunstszene anachronistisch überholt museal im Schloss Moyland festsetzte oder zu einem kleinbürgerlichen Künstlerkreis mutierte, hielt Wegeleben und einige seiner alten Mitstreiter am aufklärerischen Anspruch der Aktionskunst fest: Er unterstützte nämlich zu der Zeit das Projekt der offenen Kunstszene "Bauwagen der Demokratie", verfasste dafür ironisch kritische Texte wie 2011 "Weltkulturerbe Esel" und setzte sich weiterhin mit der Finanzkrise, dem Finanzcasino und den Investmentgeschäften der Deutschen Bank unter Ackermann auseinander, so mit einer Happening-Aktion.

Und heute? Heute steckt die Aktionskunst tief im Berliner Morast.

Wilma Ruth Albrecht