Vom Lokführer der die Liebe suchte Jäger der Damenbrust

Kultur

Der deutsche Regisseur Veit Helmer hat einen Film gedreht, der ganz ohne Dialoge oder gesprochene Sprache auskommt. Dabei erzählt sein „Der Lokführer, der die Liebe suchte“ vor grossartiger Kulisse und sehr schön fotografiert eine maue Geschichte.

Der deutsche Filmregisseur Veit Helmer in Amiens, FRankreich.
Mehr Artikel
Mehr Artikel

Der deutsche Filmregisseur Veit Helmer in Amiens, FRankreich. Foto: Markus3 (CC BY-SA 3.0 unported - cropped)

28. März 2019
2
0
3 min.
Drucken
Korrektur
Ein aserbaidschanischer Lokführer wird pensioniert. Bei seiner letzten Fahrt verfängt sich an seiner Bahn ein BH, und weil er immer versucht hat, die Dinge, die sich an seiner Lok verklemmt haben, den Besitzern zurückzubringen, und weil ihm nach der Pensionierung langweilig ist, begibt er sich auf die Suche nach der Dame, die die Unterwäsche verloren hat. In dem Dorf, in dem er sie vermutet, werden nun reihenweise Frauen „gefragt“, ob der BH ihnen gehört, aber richtig passen möchte er keiner von ihnen.

Da der Lokführer zu verschiedenen Tricks greift und den Frauen dabei ziemlich auf die Pelle rückt, werden irgendwann deren Männer sauer, verprügeln ihn (zu Recht) und ketten ihn an die Schienen, die durch das Dorf führen. Ein kleiner Waisenjunge rettet ihn aber. Der BH gehörte übrigens der Stellwerkerin, die der Lokführer aber nicht „überprüft“ hat. Den Waisenjungen nimmt er schliesslich mit nach Hause.

Die Annäherungsversuche, mit denen sich der Lokführer den Zugriff auf die Damenbrüste verschafft, sind bedenklich übergriffig. Nächtliche Einbrüche, unangekündigte „Hausbesuche“ und Untersuchungen als „Fake-Frauenarzt“ als charmante Lausbubenstreiche verkaufen zu wollen, ist gegenüber Diskursen über Incels und männliche Übergriffigkeit mindestens ignorant.

Und auch der Titel des Films ist im Grunde falsch, denn der Lokführer sucht nicht die Liebe, sondern eine BH-Besitzerin. Während seiner Suche machen ihm einige der Damen nämlich durchaus Avancen, die er jedoch zurückweist und am Ende zieht er mit dem kleinen Jungen alleine ab. Ob er in diesem wohl die Liebe gefunden hat?

„Der Lokführer, der die Liebe suchte“ ist ein unausgegorener Film, dessen Stummfilmattitüde reiner Manierismus ist; hätte der Regisseur die Figuren sprechen lassen, hätten sie zumindest einmal etwas Witziges sagen können, allerdings hätte der Lokführer dann natürlich mit einer einfachen Frage den Sachverhalt klären können, die Frauen hätten nicht alle den BH anprobieren müssen, womit der Film auch keine nackten Frauenbrüste im Dutzend hätte zeigen können und alles in allem nur 10 Minuten gedauert hätte. So bleibt die einzige Pointe eine Frau, die sich mit zwei Sicherheitsnadeln den BH verlängert, um hineinzupassen.

Ein paar Stationen mit dem Zug fahren dürfte ähnlich unterhaltsam sein.

Nicolai Hagedorn
graswurzel.net

Vom Lokführer der die Liebe suchte

Deutschland

2018

-

90 min.

Regie: Veit Helmer

Drehbuch: Veit Helmer

Darsteller: Ethan Hawke, Lena Headey, Max Burkholder

Produktion: Veit Helmer

Kamera: Felix Leiberg

Schnitt: Vincent Assmann