Tremors - Im Land der Raketenwürmer In Perfection ist der Wurm drin ...

Kultur

„Tremors” ist eine schöne Mischung aus Horror und Komik, überwiegend spannend inszeniert und mit gut aufgelegten Schauspielern, die ganz offensichtlich selbst viel Spass an der Sache hatten.

Kevin Bacon in Boston, September 2008.
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Kevin Bacon in Boston, September 2008. Foto: Rouxdaddy (PD)

19. September 2021
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Spass muss sein, dachte sich wohl Ron Underwood, als er 1990 einen zwar nicht besonders anspruchsvollen, ja fast leichtfüssigen, aber vor allem stellenweise äusserst humorvollen Film drehte, in dem die wenigen Bewohner eines kleinen Ortes namens Perfection – irgendwo in den Weiten des Westens der USA – sich gegen unterirdisch sich äusserst schnell fortbewegende Riesenwürmer zur Wehr setzen müssen.

Zunächst treffen wir auf die beiden Cowboys Valentine „Val” (Kevin Bacon) und Earl (Fred Ward), die dabei sind, Zäune zu reparieren und davon träumen, aus dieser einsamen Gegend fortzugehen, um etwas Anspruchsvolleres zu tun. Die beiden sind sozusagen Männer für alles, reparieren nicht nur Zäune, sondern kümmern sich auch um die Abwasserversorgung und allerlei andere nützliche Dinge. Auf ihrer Rückfahrt nach Perfection treffen sie auf die Studentin Rhonda (Finn Carter), die im Rahmen einer von ihr anzufertigenden Arbeit seismographische Messungen durchführt und sich darüber wundert, dass einige ihrer Messgeräte hohe Ausschläge zeigen. Aber niemand in der Gegend scheint zu sprengen oder sonst irgend etwas zu tun, was diese Ausschläge verursachen könnte.

In Perfection angekommen treffen wir auf das Ehepaar Gummers (Michael Gross, Reba McEntire), die in ihrem Haus nicht nur Lebensmittel horten, sondern auch eine riesige Waffensammlung angelegt haben – für den Ernstfall sozusagen, der ja nun auch in dieser Einöde irgendwann einmal eintreten könnte. Weiter auf den jungen Melvin (Robert Jayne), dem es enormen Spass macht, seine Mitbürger zu foppen oder zu erschrecken. In einem anderen Haus wohnt Mrs. Sterngood (Charlotte Stewart) mit ihrer kleinen Tochter Mindy (Ariana Richards). In der örtlichen Kneipe treffen wir auf Walter Chang (Victor Wong), Nestor (Richard Marcus) und Miguel (Tony Genaro). Und last but not least ist auch ein Arzt im Ort, Dr. Jim (Conrad Bachmann) samt Frau oder Freundin Megan (Bibi Besch). Das war schon fast die gesamte Einwohnerschaft von Perfection.

Doch halt, da ist noch der alte Edgar (Sunshine Parker). Der allerdings verhält sich merkwürdig, als Earl und Val in Perfection ankommen. Er sitzt auf einem Strommast, sein Gewehr unterm Arm, und rührt sich nicht. Als Val ihn herunterholt, kann Dr. Jim nur noch den Tod des alten Mannes feststellen. Er ist offenbar verdurstet, muss schon Stunden dort oben gesessen haben – und keiner der anderen hat das bemerkt. Und wenig später finden Earl und Val Old Fred (Michael Dan Wagner), einen Schafzüchter. Seine Schafe sind zerrissen und von Old Fred finden beide nur noch den Kopf in einem Erdloch.

Und noch etwas Merkwürdiges passiert, was Earl und Val die Flucht ergreifen lässt. Auf einer Zugangsstrasse zum Ort, die von Geröllmassen versperrt ist, sehen die beiden den Helm eines der beiden Strassenarbeiter, die sie kurz zuvor dort noch hatten arbeiten sehen. Und in dem Schutzhelm finden sie Teile von Gehirnmasse. Nix wie weg!

Wenig später sind auch Dr. Jim und Megan verschwunden. Ihr Auto finden Val und Earl vergraben unter der Erde – die Scheinwerfer sind noch an und das Radio läuft. Es dauert nicht lange, bis unsere beiden Cowboys selbst Bekanntschaft – nein, nicht mit einem Psychopathen, sondern mit etwa zehn Meter langen wurmartigen, äusserst kräftigen Tieren machen, die sich rasend schnell unterirdisch fortbewegen können. Diese mit etlichen Fangarmen ausgestatteten Monster fressen alles, was ihnen begegnet. Offenbar können diese Würmer nicht sehen und riechen, dafür aber sehr gut hören. Sie folgen jeder Erschütterung.

Und jetzt – ja jetzt geht die Jagd erst richtig los – wechselseitig, versteht sich ...

Tatsächlich muss allen Beteiligten dieser Horror riesigen Spass gemacht haben. Der Film spielt mit einem Wechselbad aus Schrecken und Komik. Letzere findet man nicht nur in den Dialogen vor allem zwischen den beiden Cowboys, sondern auch in etlichen Szenen, vor allem wenn die verbliebenen Bewohner von Perfection sich überlegen, was gegen die tödliche Bedrohung zu tun ist. Besonders gelungen ist zum Beispiel ein Stabhochsprung, den Earl, Val und Rhonda veranstalten, um von Fels zu Fels zu kommen. Denn die Würmer können sich nur in lockerer Erde bewegen, aber nicht auf Stein. Oder wenn Melvin mit dem abgetrennten Fangarm eines der Würmer eine Würgeszene vortäuscht und seine Mitbewohner ordentlich erschreckt.

Auch das Ehepaar Gummer ist eher zum Lachen – wenn die beiden etwa vom Dach ihres Hauses aus bzw. in ihrer Waffenkammer Dutzende von Waffen aller Art ausprobieren, um einem der Würmer den Garaus zu machen.

Der Horror allerdings bleibt nicht auf der Strecke. Underwood legte sehr viel Wert auf eine überzeugende Darstellung der Riesenwürmer, die aussehen wie eine Mischung aus den Ungeheuern in „Alien”, Riesenschnecken mit entsprechender Schleimaussonderung und allerdings nicht sehr putzigen Seeelefanten. Ein bisschen geklaut wurde hier schon bei „Alien”. Denn auch die Fangarme der Würmer ähneln ein bisschen denjenigen der jungen Aliens aus Ridley Scotts Klassiker. Das tut dem Spass und dem Horror allerdings keinen Abbruch. Besonders hübsch hässlich ist es zu sehen, wie diese Würmer sich unterirdisch bewegen, d.h. wie sich der Boden plötzlich hebt, als ob in Zeitraffer eine Moräne entstehen würde. Oder wenn sie einen der Einwohner verschlingen – sehr realistisch und schrecklich anzusehen.

Extra spannend wird es, als die Bewohner Perfections versuchen, den Würmern zu entfliehen bzw. ihnen ihr Ende zu bereiten. Das ist gar nicht so einfach. Denn auch die Würmer scheinen nicht „auf den Kopf gefallen” zu sein, etwa wenn sie versuchen, Häuser zum Einsturz zu bringen. Earl, Val und die anderen müssen sich einiges einfallen lassen, um den Kampf mit den Monstern zu gewinnen.

Insgesamt gesehen ist „Tremors” also eine schöne Mischung aus Horror und Komik, überwiegend spannend inszeniert und mit gut aufgelegten Schauspielern, die ganz offensichtlich selbst viel Spass an der Sache hatten.

Ulrich Behrens

Tremors - Im Land der Raketenwürmer

USA

1990

-

92 min.

Regie: Ron Underwood

Drehbuch: S. S. Wilson, Brent Maddock, Ron Underwood

Darsteller: Kevin Bacon, Fred Ward, Finn Carter

Produktion: Brent Maddock, S. S. Wilson, Ellen Collett, Gale Anne Hurd

Musik: Ernest Troost, Robert Folk

Kamera: Alexander Gruszynski

Schnitt: O. Nicholas Brown