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Morituri (1965)

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Morituri (1965) Der Schrecken des Kriegs

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Kultur

„Morituri“ ist gleichzeitig Spionagethriller um einen Sprengstoffexperten, der auf einem Schiff im Zweiten Weltkrieg auf geheimer Mission ist, aber auch ein nachdenkliches Werk mit erstaunlich ambivalenten Figuren.

Marlon Brando in Finnland, Oktober 1967.
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Marlon Brando in Finnland, Oktober 1967. Foto: Urpo Rouhiainen (CC-BY 4.0 cropped)

Datum 21. Juni 2024
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Lesezeit4 min.
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Ein bisschen Geduld muss man bei dieser Romanadaption schon mitbringen. Die Mischung ist aber spannend, lockt mit prominenter Besetzung und einem stimmungsvollen Setting.

Der Zweite Weltkrieg ist im vollen Gange, die gesamte Welt steht in Flammen. Doch Robert Crain (Marlon Brando) will damit nichts zu tun haben. Um dem Kriegsdienst zu entgehen, ist der deutsche Sprengstoffexperte nach Indien gegangen, wo er unter einer falschen Schweizer Identität lebt. Zu seinem Pech wird er dort aber vom britischen Geheimdienst entdeckt und von diesem dazu genötigt, als Standartenführer Hans Keil an Bord eines deutschen Transportschiffes zu gehen. Dort soll er unbemerkt nach dem versteckten Sprengstoff Ausschau halten, mit dem die Deutschen verhindern wollen, dass die wertvolle Fracht aus Gummi in die Hände der Alliierten fällt. Einfach ist das nicht. Während der Erste Offizier Kruse (Martin Benrath), ein leidenschaftlicher Anhänger der Nazi-Ideologie, dem vermeintlichen SS-Mann mit Respekt begegnet, würde Kapitän Müller (Yul Brynner) den Fremden am liebsten gleich wieder von Bord werfen …

Der Schrecken des Kriegs

Auch wenn Bernhard Wicki im Laufe seiner mehr als fünf Jahrzehnte dauernden Karriere im Film die unterschiedlichsten Themen hatte, finden sich doch erstaunlich viele Kriegswerke darunter. So war er als Schauspieler in Die letzte Brücke (1953) zu sehen, wo er einen serbischen Partisanenoffizier verkörperte, in Es geschah am 20. Juli (1955) schlüpfte er in die Rolle von Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg während des Attentats auf Adolf Hitler. Mit dem von ihm inszenierten Antikriegsfilm Die Brücke (1959) erhielt er diverse bedeutende Preise. Und dann war da noch Der längste Tag (1962) über den D-Day, wo er einer von mehreren Regisseuren war. Insofern verwundert es dann auch nicht wirklich, dass sein Hollywood-Debüt Morituri (1965) erneut im Kriegsumfeld spielte.

Die Vorlage für sein starbesetztes Werk stammte jedoch erneut aus Deutschland, genauer von Werner Jörg Lüdecke. Diese kämpfte selbst für die Wehrmacht, nachdem er eine Zeit lang als Propaganda-Texter gearbeitet hatte. In seinem 1963 veröffentlichten Roman ist davon aber nicht viel zu finden. Zwar verurteilt die filmische Adaption die Deutschen nicht per se, sondern lehnt Kriege ganz allgemein ab. Die menschenverachtenden Ansichten, gerade auch gegenüber der jüdischen Bevölkerung, werden aber schon kritisiert. Zu diesem Zweck wird die Jüdin Esther Levy (Janet Margolin) eingeführt, die mehrfach zum Opfer wird. Kruse wiederum, der für den überzeugten Nationalsozialismus steht, ist der eindeutige Antagonist des Films. Er ist der Böse in Morituri, gegen den die Helden kämpfen.

Spiel mit Ambivalenzen

Wobei sich der Film erstaunlich ambivalent gibt. Crain will sich eigentlich aus allem raushalten, muss schon dazu gezwungen werden, etwas Gutes zu tun. Und auch Müller ist keine ganz eindeutige Figur. So jubiliert er an einer Stelle, als er erfährt, dass sein Sohn, der direkt für die Wehrmacht kämpft, ein Schiff versenkt hat. In anderen Szenen zeigt er jedoch einen moralischen Kompass, er versucht zumindest, das Richtige zu tun. Morituri beschreibt ihn als einen Menschen, der hin und her gerissen ist zwischen seiner Loyalität für das deutsche Heimatland und seinen moralischen Überzeugungen. Überhaupt zeigt sich der Film immer mal wieder von einer nachdenklichen Seite, wenn über Krieg und Frieden diskutiert wird, über Pflicht und Anstand.

Gleichzeitig ist die Romanadaption aber auch ein Spionagethriller. So gibt es für Crain immer die Gefahr, dass seine Tarnung auffliegt, wenn er sich auf die Suche nach den Sprengstoffvorrichtungen macht. Diese und auch spätere Szenen sorgen für Spannung, wenn es richtig brenzlig wird. Morituri profitiert dabei einerseits von der prominenten Besetzung. Aber auch das Setting selbst trägt zur Unterhaltung bei, wenn das labyrinthartige Schiff zu einem Ort der Schatten wird, wo Geheimnisse, Intrigen und falsche Spiele ausgetragen werden. Das Ergebnis ist noch immer sehenswert, selbst wenn es zwischendurch immer wieder ruhige Passagen gibt, in denen die Handlung nicht nennenswert vorangetrieben wird. Ein bisschen Geduld muss man bei der rund zwei Stunden dauernden Romanadaption schon mitbringen.

Oliver Armknecht
film-rezensionen.de

Morituri (1965)

USA

1965

-

118 min.

Regie: Bernhard Wicki

Drehbuch: Daniel Taradash

Darsteller: Marlon Brando, Yul Brynner, Martin Benrath

Produktion: Aaron Rosenberg

Musik: Jerry Goldsmith

Kamera: Conrad L. Hall

Schnitt: Joseph Silver