UB-Logo Online MagazinUntergrund-Blättle

Und nichts als die Wahrheit

6221

Mister Ex-Präsident Und nichts als die Wahrheit

users-677583-70

Gesellschaft

Ein angedachtes, doch niemals stattgefundenes Interview mit dem ehemaligen Präsidenten der Vereingten Staaten von Amerika.

Demonstration von Trump Gegnern anlässlich seines Besuches in London, Juni 2019.
Mehr Artikel
Mehr Artikel
Bild vergrössern

Demonstration von Trump Gegnern anlässlich seines Besuches in London, Juni 2019. Foto: Felvalen (CC BY-SA 4.0 cropped)

Datum 26. Januar 2021
2
0
Lesezeit6 min.
DruckenDrucken
KorrekturKorrektur
Ich: Bevor wir mit unserem Interview beginnen, sollten wir zunächst abklären, wie ich Sie überhaupt anzureden habe: da Sie nun ja nicht mehr als Präsident im Weissen Haus residieren, muss ich Sie wohl mit ihrem bürgerlichen Namen ansprechen...

Er (mich unterbrechend): … haben Sie vergessen, dass mehr al 70 Millionen Amerikaner, also fast die Hälfte der gesamten Bevölkerung meines Landes für mich gestimmt haben, ich eindeutig und geradezu erdrutschartig die Wahlen gewonnen habe und daher nach wie vor auch der rechtmässige Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika bin, woran auch die permanenten und nachgewiesenen Wahl-Manipulationen der demokratischen Partei nichts ändern konnten, also sagen Sie doch „Herr Präsident“ zu mir.

Ich: Entschuldigen Sie bitte, aber im Weissen Haus sitzt jetzt ein anderer Mann, nämlich ein Demokrat, der eindeutig der Gewinner der Wahlen ist und nun vier Jahre lang als 46. Präsident auf dem Stuhl im Oval Office sitzt, in diesem traditionsreichen „Zimmer der Macht“, das Sie partout nicht verlassen wollten. So verbietet es sich doch von selbst, Sie mit oder als „Mister Präsident“ anzusprechen. Ich könnte natürlich auch „Mister Ex-Präsident“ sagen...

Er: Wollen Sie sich über mich etwa lustig machen? Sollte das der Fall sein, dann breche ich das Interview sofort ab.

Ich: Nein, das möchte ich nicht, denn der Anlass für dieses Interview ist mir viel zu ernst, als dass ich mit Ihnen Scherze treiben möchte. Mir geht es vielmehr um die Richtigkeit und um die Wahrheit all jener Vorkommnisse, die sich während Ihrer vierjährigen Regentschaft rund um die Uhr ereignet haben. Daher wäre ich Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir auf meine Fragen stets klare Antworten geben und freundlicherweise einmal „nichts als die Wahrheit“ sagen...

Er: Ich sage, mal so nebenbei bemerkt, immer die Wahrheit und werde das auch während unseres Gespräches heute tun, ob das nun Ihnen oder den Demokraten passt. Und so werde ich Ihnen auch die Wahrheit darüber anvertrauen, was in den vielen Monaten vor und nach der Wahl zum 46. US-Präsidenten alles geschehen ist und was als ein Kapitel der Schande in die ruhmreiche Geschichte meines geliebten Vaterlandes eingehen wird, es ist nämlich der grösste Wahlbetrug seit es die Vereinigten Staaten von Amerika gibt. Und dieser von langer Hand und professionell vorbereitete Wahlbetrug geht allein auf das Schuld- Konto der Demokraten und ihrer linken Spiessgesellen, die Amerika in die Arme des Kommunismus und der Anarchie treiben wollen. Ich habe in Tausenden von Twitter-Botschaften immer wieder auf diese mittlerweile längst aufgedeckten Manipulationen der Demokraten hingewiesen, doch mein mutiges und vaterländisches Rufen in der Wüste der Ignoranten wurde nicht wahrgenommen.

Ich: Pardon, aber mir scheint, dass Sie da in der Wahrnehmung von historischen Wahrheiten und in der Wirklichkeit Ihres politischen Wirkens etwas völlig durcheinander bringen, denn nicht die Demokraten waren die Betrüger, nein, Sie selbst waren es mit Ihrer an Zynismus und an Menschenverachtung kaum noch zu überbietenden Demagogie, mit der Sie das von Ihnen angeblich so „heiss geliebte „Vaterland“ und die von Ihnen zu Patrioten erklärten Anhänger in eine gigantische Sinn-Krise und damit fast in den Untergang geführt hätten, und das alles im engen Verbund mit Ihren Republikanern, die in nur vier Jahren vollends zu einer gesichtslosen und feigen Leisetreter-Partei mutierte.

Wie haben Sie das Kunststück nur fertig gebracht, sich den gesamten Senat gefügig zu machen, diesen wie eine willenlose Hammelherde vor sich herzutreiben und sie an Ihrem von Hetze und Hass eingefärbten Lügennetz so aktiv mitstricken zu lassen? Sie verfügen wohl tatsächlich über immense demagogische und auch despotische Fähigkeiten, die es Ihnen gestatten, den ganz normalen Menschenverstand bei sonst redlich denkenden Menschen völlig ausser Kraft zu setzen und in die Schar jener von Ihnen paralysierten Anhänger und blind gewordenen Mitläufer einzubetten, die alles tun werden, was Sie ihnen empfehlen oder kategorisch abverlangen. Zum Beispiel das Capitol zu stürmen, jenen heiligen Ort der amerikanischen Geschichte, den Sie nun geschändet und die zu aller Gewalt bereiten Eindringlinge zu „Patrioten“ gekürt haben und ihnen auch noch nachzrufen: Ich liebe Euch!

Er: Alle Ihre Vorwürfe, jedes angeblich kritische Wort von Ihnen und von wem auch immer an meiner Person, an meinem Lebenswerk und an meinem gigantischen politischen Erbe, das ich Amerika und nachfolgenden Generationen hinterlassen habe, alles das ist Lüge, ist nichts anderes als der Versuch, mich zu diskreditieren und auch noch meine wundervolle Familie in den Schmutz zu ziehen, das reicht mir jetzt, von mir hören Sie kein Wort mehr, ich habe mir nichts vorzuwerfen, ich werde trotz alledem als der grösste Präsident in die Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika eingehen, mein Name stand und steht für Ehre und Anstand, für Frieden und Wohlstand, für Demokratie und Verfassungstreue, für Liebe zu allen Menschen und für meine Verantwortung meinem grossartigen Volk gegenüber. Und noch eines verspreche ich Ihnen hier: Ich komme wieder, wir kommen wieder.

Ich: Herr Ex-Präsident, ich verstehe Ihre kecke Ankündigung für eine eventuelle Wiederkehr auf die Polit-Bühne keineswegs nur als Drohung, sondern zugleich auch als unmissverständliches Schlusswort nach einem so ergiebigen, sich stets an der Wahrheit orientierenden Gespräch, haben Sie doch alles exakt auf den Punkt gebracht, woran die ganze Welt Sie stets erkannt hat und immer wieder erkennen wird, zum Beispiel an Ihrer grenzenlosen Arroganz, an Ihrer krankhaften Lust an der Lüge, an dem Bedürfnis, alle Schuld, sämtliche Fehlentscheidungen (Kündigung des Pariser Klimaabkommens, Austritt aus der WHO u.a.), Total-Versagen bei der Bekämpfung der Pandemie und alles Böse grundsätzlich und regelmässig anderen Menschen in die Schuhe zu schieben und das Denken und Fühlen, das Wollen und das soziale Verhalten Ihres eigenen Volkes auf Teufel komm' raus zu polarisieren und ins Chaos zu stürzen, das sucht schon seinesgleichen. Sie gestatten nun auch mir ein kleines Schlusswort.

Mit all dem ist nun Schluss, denn Sie werden nicht in der Rolle wiederkehren, von der Sie träumen: Also träumen. Die grenzüberschreitende Geschichtsschreibung muss ihr Urteil über Sie nicht erst viele Jahre später fällen, nein, es steht bereits heute fest. Wenn Sie einen kleinen Blick nur werfen auf die grossen Schlagzeilen und klugen Kommentare in der amerikanischen und der internationalen Presse, dann finden Sie dort alles, was man über Sie denkt und wie man sie wahrnimmt: Als einen der grössten Brunnenvergifter in der neueren Geschichte der Menschheit. Ich danke Ihnen für das Gespräch.

Axel Michael Sallowsky