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Legaler Diebstahl: Cum-Ex und Cum-Cum

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Cum-Ex und Cum-Cum Legaler Diebstahl

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Gesellschaft

Manchmal helfen ja auch 5000 Euro, damit man genauer hinhört. Das Bürgerprojekt "Die AnStifter" aus Stuttgart hat soeben eine exzellente Wahl getroffen: Anne Brorhilker erhält den FriedensPreis 2025.

Aufgebrochener Bankautomat.
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Aufgebrochener Bankautomat. Foto: XoMEoX (CC-BY 4.0 cropped)

Datum 31. Juli 2025
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Und das nicht für lauwarme Worte oder meditative Stille – sondern weil sie ausgepackt hat. Weil sie hinlangt, wo's weh tut: bei denen, die uns schamlos ausnehmen.

Cum-Ex und Cum-Cum – klingt nach Yoga-Übung oder Kinderreim, ist aber nichts anderes als organisierter Steuerraub.

Anne Brorhilker, einst Deutschlands oberste Cum-Ex-Jägerin, hatte 2024 den Dienst quittiert. Zermürbt, gemobbt, ausgebremst – von einem Staat, der sich lieber mit dem kleinen Schwarzarbeiter befasst als mit milliarden-schweren Steuertricksern im Massanzug. 100 Milliarden Euro Schaden Jahr um Jahr durch Steuerbetrug – das sagt nicht irgendwer, das sagt Brorhilker und belegt das mit handfesten Zahlen.

100 Milliarden – ist mehr als doppelt soviel wie Hartz IV, Bürgergeld, Wohngeld etc.pp., hinter deren Empfängern die Regierenden her sind wie der Hund hinter der Wurst. Täglich wird über angeblich arbeitsunwillige Faulenzer und Betrüger hergezogen, was das Zeug hält - und die grossen, ganz grossen Fische schlüpfen jahrzehntelang durchs Netz. Gern geschehen, liebe WählerInnen.

Aber Cum-Ex war erst der Anfang. Cum-Cum, der grosse Bruder, läuft fröhlich weiter, fast unbehelligt. Während bei Cum-Ex wenigstens ein Teil der Beute zurückgeholt wurde, liegt die Rückführungsquote bei Cum-Cum bei einem Prozent. Ein Prozent! Da schlackern selbst Finanzbeamte mit den Ohren – sofern sie nicht längst in die Beratung gewechselt sind.

Die Masche ist so simpel wie dreist: Man lässt sich Steuern erstatten, die man nie gezahlt hat. Den Trick nennt an schlicht Gesetzeslücke und fühlt sich dabei auch noch oberschlau. Unterstützt wird das Ganze von einem Heer aus Bankern, Steuerberatern, Juristen und Lobbyisten. Sie sind die eigentlichen Architekten des Abzocksystems – und mit im Boot deine Hausbank.

Wer das anprangert, wird diffamiert, ausgebremst, kaltgestellt. So wie Anne Brorhilker. Doch sie gibt nicht auf. Heute ist sie bei "Finanzwende" und schlägt weiter Alarm. Zu Recht.

Demokratie verteidigen heisst auch, den Grossen auf die Finger zu schauen - und zu hauen. Und zwar mit Lupe und Rückgrat. Also? Wir brauchen mehr Brorhilkers. „Und wir brauchen einen Staat, der nicht nur Bäcker kontrolliert, sondern Banken“, ruft meine Omi Glimbzsch aus Zittau.

„Der nicht die Armen jagt, sondern die Raffgierigen.“ Ein Staat, der sagt: Schluss mit dem legalisierten Diebstahl. Wer den Rechtsstaat verscheissert und verkauft, darf sich über's Pfeifen auf die Demokratie und Politikverdrossenheit und nicht wundern. Und über eine schwindelnde Mitte.

Peter Grohmann