Laura Portwood-Stacer: Lifestyle Politics and Radical Activism Politik der Lebensstile und radikaler Aktivismus

Sachliteratur

In ihrer Untersuchung Lifestyle Politics and Radical Activism (2013) geht Laura Portwood-Stacer der Frage nach dem Zusammenhang zwischen der individuellen Veränderung des eigenen Lebens und dem politischen Aktivismus nach.

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5. Dezember 2023
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Der griesgrämig gewordene Murray Bookchin hatte in seinem Buch Social Anarchism or Lifestyle Anarchism.

An unbridgeable Chasm (1995) die gewagte Behauptung aufgestellt, dass es den Anarchist*innen der jüngeren Generationen nur noch um ihre „bürgerliche“ Selbstverwirklichung und nicht mehr um eine ernstzunehmende sozial-ökologische Gesellschaftstransformation geht.

Wenngleich ich verstehe, woher dieses Argument kommt und mich Anarch@-Hipster und oberflächliche Internetdebatten über Anarchismus nerven, ist es grundlegend falsch. Jede Szene, welche sich in „radikaler Politik“ (wie es im englischsprachigen Raum heisst“ engagiert, hat ihre eigenen Ausdrucksformen, Sprachcodes und Kulturen. Und das ist gut und richtig, denn diese schaffen den Zusammenhalt unter ähnlich Gesinnten, welche für bestimmte Dinge kämpfen.

Die Autorin versteht sich selbst nicht als Anarchistin, sympathisiert aber offensichtlich mit solchen. Deswegen hat sie zahlreiche Interviews mit „Aktivist*innen“ aus diesem Spektrum geführt, um sie auf ihre Ansichten hinsichtlich des Zusammenhangs ihrer persönlichen Lebensführung und ihrer gesellschaftsverändernder Aktivitäten zu befragen.

Naheliegenderweise stellt sich heraus, dass hierbei eine Grenzziehung eigentlich unmöglich ist, was umso mehr zutrifft je „radikaler“ die jeweiligen Personen und Gruppen eingestellt sind. Konsumkritische Haltungen, die Ausprägung von subkulturellen Stilen, Selbstreflexion, sexuelle Selbstbestimmung sind Themenfelder, welche unter Anarchist*innen heute weit verbreitet sind. Und dies hat bestimmte Gründe, denn es geht ihnen darum, selbst experimentell andere Verhältnisse und Beziehungen vorwegzunehmen.

Gerade die Erfahrungen darin motivieren sie aber auch, sich für gesamtgesellschaftliche Veränderungen im Protest gegen Herrschaftsstrukturen oder dem Aufbau von alternativen Formen einzusetzen. Anhänger*innen traditioneller anarchistischer Strömungen sollten von jenen Anarchist*innen lernen, welchen es um die Veränderung und Gestaltung ihrer Lebensstile geht, so das Fazit der Autorin.

Paradox-A

Laura Portwood-Stacer: Lifestyle Politics and Radical Activism. Bloomsbury Academic 2013. 212 Seiten. ca. SFr. 34.00. ISBN: 978-1441184269.