Hayyim Rothman: No Masters but God Schnittstelle zwischen jüdischem Denken und Anarchismus

Sachliteratur

«In No Masters but God. Portraits of Anarcho-Judaism» (2021) stellt Hayyim Rothman acht jüdische Anarchisten vor, welche jeweils noch im 19. Jahrhundert geboren sind.

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Demonstration "Feministischer Kampftag 2017" mit dem Motto "No Rollback! Hollaback! Fight Back! Feministische Kämpfe in die Offensive" in Leipzig. Foto: Reise Reise (CC-BY-SA 4.0 cropped)

24. April 2023
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Yaakov Meir Zalkind (1875–1938) , Yitshak Nahman Steinberg (1888–1957) , Shmuel Alexandrov (1865–1941) , Yehudah Ashlag (1885–1954) , Yehudah-Leyb Don-Yahiya (1869–1941) , Avraham Yehudah Heyn (1880–1957) , Natan Hofshi (1890–1980) , Aaron Shmuel Tamaret (1869–1931) .

Die Beschäftigung mit der Schnittstelle zwischen jüdischem Denken und Anarchismus ist lohnenswert, weil es bestimmte Gründe hatte, dass auch Erich Mühsam, Gustav Landauer und Emma Goldman aus jüdischen Elternhäusern stammten, wenngleich diese drei sich konsequent von ihnen distanziert haben. Es ist eine besondere Erfahrung die Jüd*innen als Angehörige einer heterogenen, transnationalen Gemeinschaft gemacht haben und macht, wenn sie verstreut lebten und zugleich an vielen Orten feste Zugehörigkeiten gefunden haben. Die jüdische Geschichte gründet sich auf den Auszug aus der Sklaverei, der Formierung eines eigenen Staatswesens, dessen Zerschlagung und der (notwendigen, aber auch befreienden) Akzeptanz der Zerstreuung.

In Hinblick auf den Anarchismus scheint es im Judentum beide Wege zu geben – die vollständige Distanzierung und Kritik der Religion (welche dennoch häufig mit einer gewissen Begeisterung für mystisches Denken einhergeht) oder ein religiös motivierter Anarchismus. Rothman ist vor allem am letzteren Strang interessiert, der Geschichte, den Praktiken und Vorstellungen anarchistischer jüdischer Kreise. Aus diesem Grund stehen für ihn nicht aktive Anarchist*innen mit jüdischem Hintergrund im Fokus, sondern Personen, deren religiös geformte Denkweise anarchistischen Gehalt aufweist.

Der Autor verortet sein Thema zunächst anhand des aktuellen Forschungsstandes. Dann führt er in den historischen und theologischen Kontext ein, welches er mit zahlreichen Quellenangaben stützt. Für die

Porträtierung der jeweiligen Personen zieht Rothman Autobiografien, Biografien, deren eigenen Schriften und sekundären Quellen heran.

Jonathan Eibisch

Hayyim Rothman: No Masters but God. Manchester University Press 2021. 288 Seiten. ca. 28.00 SFr. ISBN: 1526149036.