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Edo Fimmen: Krieg dem Kriege

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Edo Fimmen: Krieg dem Kriege Die Aufgabe der organisierten Arbeiter in der Bewegung für den Weltfrieden

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Sachliteratur

Ein Klassiker zum Antimilitarismus in der Arbeiterbewegung ist die um eine Einleitung ergänzte Neuausgabe der 1922 vom Gewerkschaftssekretär Edo Fimmen auf dem Internationalen Kongress für den Weltfrieden in Haag gehaltene Rede „Krieg dem Kriege“.

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Datum 30. Juli 2025
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„So richtet sich jeder Krieg unter Staaten jedes Mal auch gegen die Arbeiterschaft dieser Staaten“ (Edo Fimmen). Gut 100 Jahre nach dem erstmaligen Erscheinen verdient es diese Schrift, erneut gelesen zu werden. Dieser Text ist ein Plädoyer für einen gelebten Internationalismus und gegen jede Propaganda für eine „Kriegstüchtigkeit“. Aus der Perspektive der organisierten Arbeiter*innen verbindet der Gewerkschafter Edo Fimmen die Kritik des Militarismus mit jener des Kapitalismus und des Nationalismus.

Es gibt nicht die „richtige Seite“ im Krieg, auf die es sich für die Masse der Bevölkerung – all jener, die nicht ökonomisch vom Krieg profitieren– zu schlagen lohnte. Die eigentlichen „vaterlandslosen Gesellen“ sind nicht die Sozialist*innen, sondern diejenigen, die mittels Kapitalflucht jeweils in die ihnen günstigsten Weltregionen fliehen – und die mittels offenem Krieg wie auch „bewaffnetem Frieden“ (Fimmen) diese ihnen dienlichen Bedingungen erst schaffen. Denn „Frieden“ ist nur die Vorstufe für den nächsten Krieg: im kapitalistischem Weltregime trägt jeder Krieg die Keime eines neuen Krieges von Vornherein in sich.

Die Verweigerung der Kriegsbeteiligung und die Beseitigung der Kriegsursachen sind für den Autor eine primäre Aufgabe jeder gewerkschaftlichen und humanistischen Erziehung. Denn, so noch einmal Edo Fimmen (Jahre vor dem Ausspruch "Soldaten sind Mörder" von Kurt Tucholsky): „Mord bleibt Mord und verliert nichts von seiner Schande, wenn man ihn zum legalisierten Massenmord vergrössert".

Erinnert wird mir dieser Neuausgabe auch an die verbreitete Antikriegsstimmung nach dem Ersten Weltkrieg. So äusserte die Frauenrechtlerin und Pazifistin Helene Stöcker ebenfalls 1922: „Ein merkwürdiges Zeichen der geringen Selbstachtung des Menschen ist es, dass er es bisher sich hat gefallen lassen, von seinen Regierungen und herrschenden Klassen als Kanonenfutter, als Kriegsmaterial, das man dem Feind entgegenwirft, benutzt, missbraucht und zerstört zu werden“. Denn entgegen dem männerzentrierten Titel der hier publizierten Fimmen-Rede waren Frauen in der damaligen Friedensbewegung sehr aktiv. Stöcker, Edo Fimmen und andere plädierten denn auch für einen Generalstreik im Fall einer neuerlichen Kriegsausrufung – ein Gedanke, der ebenfalls nichts von seiner Aktualität verloren hat.

Edo Fimmen (1882-1942) war Antifaschist, Antimilitarist und Sekretär der bis heute bestehenden Internationalen Transportarbeiter-Gewerkschaft (ITF, aktuell sind dort mehr als 700 Mitgliedsgewerkschaften aus über 150 Ländern vernetzt).

pm

Edo Fimmen: Krieg dem Kriege. Die Aufgabe der organisierten Arbeiter in der Bewegung für den Weltfrieden. Anares Verlag 2025. 52 Seiten. ca. 12.00 SFr., ISBN: 9783935716871.