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Bildung, Halbbildung, Bildungsklau? Zum Bildungsbegriff Theodor W. Adornos und seiner semantischen Verkümmerung zur Parole innerhalb der Studierendenproteste.

Wer heutzutage Kritik am Bildungswesen formuliert, stellt mitnichten seine Renitenz und Autonomie zur Schau, sondern reiht sich ein in eine mal latent und unterschwellig, mal akut und offen auftretende Unzufriedenheit breiter Bevölkerungsteile, die von Schülern, Studenten und Arbeitslosen bis hin zu Arbeitgebern und Politikern artikuliert werden.

Während den einen die Ausrichtung des Bildungswesens an Verwertungsimperativen zu weit geht und sie lauthals fordern, ihnen nicht die Bildung zu klauen, geht den anderen die Zurichtung des Bildungswesens gemäss ökonomischen Bedürfnissen im Zeitalter verstärkten Wettbewerbs und angesichts der Globalisierung nicht weit genug, solange weiter unnützes, unverwertbares Wissen vermittelt werde und sich einige Studierende erdreisten, die Regelstudienzeit zu überschreiten. Fast allen Diskussionen ist gemeinsam, dass über das Grundsätzliche überhaupt nicht diskutiert wird: Was eigentlich ist Bildung?
Jener Frage soll mit Hilfe Theodor W. Adornos nachgegangen werden, der Bildung nicht nur von Wissen, sondern gerade auch von Halbbildung abgrenzt und auf den essentiellen Zusammenhang von Bildung und Gesellschaft verweist. Mit ihm lässt sich am heutigen Bildungsbegriff eine Kritik formulieren, die individuellen und gesellschaftlichen Verkürzungen widersteht. Und mit ihm lassen sich auch kritische Anmerkungen zu jenen Protestlern machen, die sich mit ihrem Kampf gegen Gebühren und Kapitalisierung überhaupt am kritischsten wähnen: den Studierenden.
Das Gespräch mit Eva Klinkisch, die im Fach Soziologie promoviert und sich dabei u.a. auch mit dem Bildungsbegriff beschäftigt, führt Markus Mersault von der Gruppe Emanzipation und Frieden. [20100330]

Autor: Gruppe *Emanzipation und Frieden* in der Inforedaktion

Radio: frs Datum: 30.03.2010

Länge: 37:50 min. Bitrate: 128 kbit/s

Auflösung: Stereo (44100 kHz)