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Gesellschaft

Zwischen Selbstbestimmung und gesellschaftlicher Normierung - pränatale Diagnostik

Sendung (hängt am Beitrag) „Ein Mongi zum Beispiel fände ich nett“ - äusserte eine Frauen, bei der Vorstellung, ein behindertes Kind zu bekommen - und fügte hinzu: „Also nicht, dass man sich das wünscht, aber das sind ganz reizende Kinder, wirklich!“Herzlich Willkommen zu unserer vierten Sendung „Behinderung neu denken“.

Sendung (hängt am Beitrag)
„Ein Mongi zum Beispiel fände ich nett“ - äusserte eine Frauen, bei der Vorstellung, ein behindertes Kind zu bekommen - und fügte hinzu: „Also nicht, dass man sich das wünscht, aber das sind ganz reizende Kinder, wirklich!“Herzlich Willkommen zu unserer vierten Sendung „Behinderung neu denken“. Heute geht es um pränatale Diagnostik, darum, dass schwangere Frauen, bewusst oder unbewusst, im Spannungsfeld zwischen Selbstbestimmung und gesellschaftlicher Normierung stehen. Unter pränataler Diagnostik versteht man die vorgeburtliche Untersuchung des Fetus im Mutterleib, nicht zu verwechseln mit der augenblicklich viel diskutierten Präimplantationsdiagnostik, bei der ausserhalb der Mutter, in der Petrischale nach genetischer Gesundheit und Krankheit selektiert werden kann. Gestern wurde dazu, von einem fraktionsübergreifenden Bündnis, ein Gesetzentwurf für die Zulassung der Präimplantationsdiagnose in Ausnahmefällen vorgelegt. Hier werden wir dagegen über die pränatale Diagnose sprechen, die bereits seit 1958 durchgeführt und weiterentwickelt wurde. Von sonografischen Aufnahmen, über invasive Methoden, wie Fruchtwasserentnahmen, Nabelschnurblut-, Eihaut- und Plazentauntersuchungen zur Magnetresonanztomographie - mit diesen Methoden soll früh Erkrankungen des Kindes entdeckt werden. Und dann? Wissen ist Macht - in diesem Fall zur Selbstbestimmung der Frau beziehungsweise zum Verhindern eines Lebens mit behindertem Kind. Aber liegt diese Macht tatsächlich nach der Diagnose in der Hand der Mutter? Was bringt schwangere Frauen dazu, der Utopie nach einer Gesundheitsversicherung ihres Kindes zu folgen? Was nährt die Idee, planen zu können, wie das Leben weiter geht? Und: Wer bestimmt, welches Leben lebenswert ist?

Gesprächspartner sind: Birte Müller, sie ist Kinderbuch-Illustratorin, wohnhaft in Hamburg und Mutter zweier Kinder. Ihr Sohn hat ein Down-, die Tochter ein Normalsyndrom, wie sie sagt. Von ihr werden wir hören, wie sie selbst mit den Möglichkeiten der Pränataldiagnostik umgegangen ist und mit der Geburt und dem Leben mit einem behinderten Kind. Ausserdem kommen Eva Zattler von Pro Familia, München und Andrea Singer von der Fachstelle für Pränataldiagnostik in München zu Wort. Aus einer Arbeit von der Soziologin Karin Griese über die psychosozialen und biographischen Aspekte, die bei der Verunsicherung oder bei der Versicherung durch pränatale Diagnostik ausschlaggebend sind, wird es Passagen geben.

Autor: Eva Schmidt

Radio: LoraMuc Datum: 22.12.2010

Länge: 48:39 min. Bitrate: 128 kbit/s

Auflösung: Mono (44100 kHz)