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Die Leiche lächelt noch

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Über das Ende der Trend-Zeitschrift «Tempo» Die Leiche lächelt noch

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Endlich, endlich, sind wir erlöst worden von dem Bösen. Das Klatsch- und Tratschheft für geistige Tiefflieger, die Bunte für 20jährige, das Lifestyle-Magazin für Orientierungslose, das überflüssigste, unpolitischste und trendigste Hochglanzprodukt aller Zeiten ist tot. Wir alle jubeln erfreut und atmenauf.

Buffalo Skull.
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Buffalo Skull. Foto: PD

Datum 24. Juni 1996
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KorrekturKorrektur
Die Trendeitschrift Tempo, die gemessen an der
Bevölkerungszahl in der Schweiz am meisten Leser für sich finden konnte,
hat am 11. April 1996 seinen Betrieb einstellen müssen.

Wir gratulieren
herzlich zu dieser vernünftigen Entscheidung. Die Freude konnte noch
gesteigert werden, als ein peinlich-primitiver Abschiedsartikel im Ernst
Nr.16 erschien, der sich wehmütig mit dem Niedergang des Pleiteobjektes
befasste.

Die TA-Medien waren gerade dabei, die freundschaftlichen
Beziehungen mit Tempo-Chefredakteur Walter Meyer auszubauen, indem sie die
RedaktorInnen ihres Ernst zu Praktikumskursen in das Hamburger Verlagshaus
schickten. Die Auflagen von Tempo sind in den letzten zehn Jahren von
230'000 auf 105'706 Exemplare zusammengeschrumpft und die Anzeigeneinnahmen
sackten von 14 Mio. auf 4 Mio. ab.
Die 1986 gegründete Klatschpostille
sorgte anfänglich mit ihrer respektlosen, unverblümten Sprache dafür,
dass
unkonventionelle Schreiber wie Christian Kracht oder Moritz von Uslar ein
offenes Forum geboten werden konnte. Im Dezember 1989 wurde jedoch Tempo-
Gründer Markus Peichl entlassen. Danach war der Ofen aus.

Die
Chefredakteure wechselten so schnell wie die Konzepte, welche auf dem
allgemein verbreiteten Geilheitsprinzip des Menschen beruhten.

Sex,
Klatsch, Sex, Einkaufen, Sex, Konsumtips, Sex, Ausgehtips, Sex, Liebe?,
Sex. Mit viel nackter Haut und primitiv-körperfeuchten Titelstorys wie
Sanfte Lustknaben", "Wie wichtig ist der Penis", "Potenzrakete
Kokain" oder "Wie verführen Mädchen" wollte das abserbelnde Magazin sich
über Wasser
halten. Bleibt noch zu hoffen, dass Nachahmungsmagazine wie Max, Amica oder
Wiener so schnell wie nur möglich dasselbe verdiente Schicksal ereilen
wird.

ub