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Bank macht Krank

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Die Machenschaften der Grossbanken und deren Auswirkungen Bank macht Krank

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Die Banken, Symbole des Kapitalismus, Paradebeispiele für unproduktive Arbeit, Ikonen der Ausbeutung, Aufbewahrungsorte des dreckigen Geldes, Subjekte der Spekulation. Was hat es denn mit dem Hass auf die Banken an sich, mal abgesehen davon, dass sie jedeR gerne ausrauben würde?

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UBS Logo in New York, USA. Foto: Alex Proimos (CC BY 2.0 cropped)

Datum 24. Juni 1996
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KorrekturKorrektur
Die Schweizer-Banken sind einige der wenigen Unternehmen, die auch in der
kapitalistischen Krise noch Rekordgewinne verzeichnen können. Da liegt
doch der Schluss nahe, dass das Geld, welches überall fehlt, vielleicht dort
gelandet ist. Dies ist nun eine grobe Vereinfachung aber entspricht im
Endeffekt der Tatsache.

Die Geldinstitute erwirtschaften sich ein kleiner Teil ihrer Gewinne über
das Kreditwesen, welches dadurch funktioniert, dass die Zinsen für Kredite
höher sind als diejenigen für angelegtes Guthaben. Die Legitimation
für
diesen unproduktiv erwirtschafteten Mehrwert liegt im möglichen Verlust
von
Krediten d.h. in einer Art Risikoentschädigung.

Das allein ist schon
fragwürdig genug, macht jedoch zusammen mit anderen Dienstleistungen
wie
dem Wertpapierverkehr, den sie auf Auftrag ausführen, Handel mit Gold
u.a.
nur einen unwesentlichen Teil des Bankenertrages aus.
Ein grosser Teil des
privaten und vor allem des wirtschaftlichen Zahlungsverkehrs läuft
bargeldlos über die Banken ab mittels sogenannter Kontokorrentkonten,
irgendwelche Vermögen werden häufig bei Banken auf Sparkonten angelegt.
Warum jedeR seine Kohle auf der Bank lagert oder sonstwie investiert hat
nur in zweiter Linie mit der Angst vor Diebstahl zu tun, vielmehr geht es
um den angebotenen Zins, Dividenden oder Kursgewinne.
Auf diese ist mensch
angewiesen, sofern er/sie nicht will, dass sein/ihr Geld durch die
Inflation (Erhöhung der nominalen Lebenskosten) an Wert verliert. JedeR
GringokapitalistIn hat das irgendwie mitbekommen und so liegt das ganze
Geld eben bei den Banken, irgendwie angelegt, um so viel wie möglich
abzuzocken.

Diese vielen Moneten bleiben aber nicht einfach im Keller der
Banken liegen, sondern werden investiert. Das ist möglich, weil jeweils
nur
ein kleiner Teil des Geldes von den eigentlichen BesitzerInnen abgezogen
wird, so dass nur ein kleiner Prozentsatz der Gelder auch tatsächlich
auf
der Bank zur Auszahlung bereit steht.

Würden also alle GläubigerInnen
oder
schon nur ein grösserer Teil davon gleichzeitig ihr Geld abheben wollen,
so
wären die Banken schnell mal zahlungsunfähig und erledigt. Das ist
aber nie
der Fall, und so haben Banken die Möglichkeit, mit dem grössten
Haufen
dieses Geldes zu machen, was sie wollen.

Investitionen und Spekulationen:

Sie vergeben also z.B. Kredite zu gewinnbringenden Zinsen, d.h. Zinsen die
höher sind als diejenigen, die sie für Guthaben ausbezahlen. Damit
hat es
sich allerdings noch lange nicht. So viel Kohle wie eine Bank hat, erlaubt
es Immobilien oder ganze Unternehmen selber aufzuziehen oder zu kaufen.

 

Immobilien eignen sich als sogenannt sichere Kapitalanlagen, weil der Wert über die Zeit nicht abnimmt, sondern sich durch zunehmende Verknappung
eher
erhöht. Das ist aber gar nicht immer so. Und weil das nicht immer so
ist,
nennt sich dieser Vorgang auch Spekulation.

Da können selbst auch Banken
mal auf die Nase fallen, doch sind sie da relativ gut abgesichert, weil sie
durch MarktforscherInnen beraten werden. Zudem bringen Immobilien nicht
bloss spekulative Gewinne sondern einfache Einträge aus Miete oder Pacht,
so dass sich auf jeden Fall durch Nichtstun Geld verdienen lässt.

 

Banken besitzen oft nicht unbedingt eigene Unternehmen, sondern nur
Beteiligungen davon und zwar in Form von Wertpapieren.

 

Die Wertpapiere sind
Spekulationsobjekte erster Güte mit denen sich bereits einE kleineR Hans-
oder Gretchenwurst üben darf. Den Banken aber, durch BeraterInnen und
Insiderinformationen aus erster Front gelingt es meistens, die Risiken
rechtzeitig zu entdecken. Dazu kommt, dass sie durch ihre immense
Kapitalkraft alleine durch Kauf und Verkauf von Papieren die Kurse
beeinflussen können.

Die Herzen des Kapitalismus:

Die Banken als Aktionäre haben natürlich ein Interesse daran, dass
es den
Unternehmen gut geht, da Kursgewinn und Dividende ihnen zu gute kommen.
Dadurch werden sie zu doppelten Ausbeutern. Nicht nur erwirtschaften sie
einen Gewinn durch unproduktive Arbeit (Verwaltung von Geld), sondern sie
zwacken auch den Mehrwert der produktiven Arbeit ab.

Gewinnmaximierung der
Unternehmen liegt also in ihrem Interesse. Wie dieser Gewinn erwirtschaftet
wird und durch Produktion wovon, interessiert keine Sau. Als Anlageorte,
internationale Gelddrehscheiben, Kreditgeberinnen, Eintreiber-innen von
Zinsen und mehrfache Profiteusen sind die Banken die Herzen der
kapitalistischen Produktionsweise.

Stinkendes Geld:

Je mehr Geld desto mehr zusätzliches Geld kann verdient werden. Das wissen
natürlich auch die Banken, und so scheren sie sich denn auch nicht darum,
woher das Geld kommt. Vielmehr versuchen sie sogar bei zweifelhafter
Herkunft der Kohle, den Ursprung des Geldes zu verwischen. Schmutziges Geld
wird gewaschen. Da gibt es die Gesetze der Geldwäscherei und andere schöne
juristische Bestimmungen, an die sich kaum jemand hält. Kriminelle Gelder
sind oft ganz schöne Summen, wer möchte darauf verzichten?
Denken
wir mal
an den Milliardenmarkt der illegalen Drogen. Ist es nur ein Zufall, dass
alle Bonzen gegen die Liberalisierung sind? All die netten Diktatoren, die
ein Konto in der Schweiz haben, liebe Mafiabosse aus Italien, den USA,
Russland und und und. Alle diese IdiotInnen bringen ihre Kohle in die
Schweiz, weil sie angeblich politisch stabil ist, und damit ihr stinkendes
Geld hier nicht gefährdet ist.

Natürlich kommen die Banken auch nicht auf die Idee, Konten auf die keineR
mehr Anspruch erhebt, weil der/die EigentümerIn verstorben ist, den
rechtmässigen Erben oder sonst einer legitimierten juristischen oder
privaten Person den Zugriff zu ermöglichen. Ne, ne, da bleiben sie ganz
still und setzen dieses Kapital weiterhin in ihrem Sinne des
Kohle scheffelns ein, ungeachtet davon, dass ein Mensch, der rechtmässig
Anspruch darauf hätte, eventuell in arger finanzieller Not stecken könnte,
oder dass jemand tatsächlich etwas Intelligentes mit dem Geld machen
würde.
So sollen nach Angaben des Jüdischen Weltkongresses auf Schweizerbanken
Beträge in Milliardenhöhe liegen, die Naziopfern aus dem zweiten
Weltkrieg
gehörten und seither stillschweigend "weiterverwaltet" wurden.

Eine Unmenge von Geldern, die unrechtmässig in die Schweiz geschleust
wurden, liegen auf CH-Banken.
Da sind z.B. 6,2 Mio des Waffenhändlers
Monzer al-Kassar auf einer Genfer-Bank. Der frühere mexikanische Präsident
Salinas hat 100 Mio. auf einer CH-Bank, die offenbar gewaschenes Drogengeld
sein sollen. 3,2 Mio. Schmiergelder die der französische Konzern Dassault
an die flämische Sozialistische Partei für eine Flugzeugbestellung
gezahlt
hat, liegen in der Schweiz.

Ebenfalls in Milliardenhöhe dürften
die Beträge
gehen, welche Partei-Bonzen der DDR vor dem Fall der Mauer zur Sicherheit
in die Schweiz brachten. Da haben wir auch noch 600 Mio. des mittlerweilen
verwesten Ex-Diktators der Philippinen Marcos. Das sind nun alles
aufgeflogene und bekannte Fälle.
Die Konten wurden blockiert, aber in
der
Zwischenzeit verdienen die Banken weiterhin Geld damit. Das diese Kohle in
irgendeiner Form der geprellten und geschädigten Bevölkerung zurückgeführt
werden könnte, scheint den Banken nicht in den Sinn zu kommen.
Es muss davon ausgegangen werden, dass die Dunkelziffer der unseriösen
Gelder auf CH-Konten riesig ist. Wofür gibt es denn ein Bankgeheimniss?
Alles klar! Und die Geldwäschereigesetze zur Gewissensberuhigung; vielen
Dank.

Schweizer-Banken und die Nazis:

Wer eine Ahnung von neuerer Schweizergeschichte hat, wird sich auch nicht
wundern, dass die Schweizer-Banken mit den Nazis kollaboriert haben. Wie
bereits erwähnt, liegen nachrichtenlose Milliardenbeträge von Naziopfern
auf unseren sauberen Banken. Während der Hitlerdiktatur haben sie von
Nazis
beschlagnahmte Gelder ohne weitere Umstände ihnen zugeschrieben und in
Umlauf gebracht. Wieviel Geld das war, ist schwierig abzuschätzen, denn
es
waren auch viele Gelder dabei, die während den nazistischen
Eroberungskriegen enteignet wurden.

Viele Nazis hatten ihre Konten in der
Schweiz. Vor allem als es mit dem Reich abwärts ging, müssen laut
der
Schweizerischen Verechnungsstelle mindestens 1,3 Milliarden
zusammengeklaute Nazigelder auf den Schweizerkonten gelegen haben. Die
tatsächliche Zahl dürfte noch weit höher liegen. Jedenfalls
haben sich
einzelne Bankiers und Banken die ganze Kohle unter den Nagel gerissen und
nicht etwa wie teilweise gefordert wurde für Reparationen freigegeben.

Banken und ihre Angestellten:

Die Banken scheuen vor nichts zurück, solange etwas für sie abspringt,
und
wenn sie eine Gelegenheit finden, um irgendwo noch mehr Kohle
rauszupressen, so folgen sie natürlich dem kapitalistischen Prinzip der
Gewinnmaximierung. Da kommt doch die sogenannte Wirtschaftskrise genau
richtig, überall wird entlassen, gefeuert und teilweise zu tieferen Löhnen
wieder eingestellt.
Die ArbeiterInnen lassen sich angesichts der auch in
der Schweiz wieder vorhandenen Angst vor der Arbeitslosigkeit besser
auspressen als je zuvor. Umstrukturierung heisst das offiziell und wird
meistens bei schlechter Struktur, d.h. bei Verlust oder rückgängigem
Gewinn
gemacht. Genau das ist bei den Schweizerbanken jedoch nicht der Fall, wie
die Rekordgewinne der letzten Jahre gezeigt haben (für 1995: BZ-Bank
185
Mio., SBV 1069 Mio, Credit Suisse 889 Mio Franken).

Mehr Stutz ist immer besser und
so wurden seit 1990 trotz Wachstum in der Bankenbranche 6.000 Stellen
gestrichen. Das ist zwar nicht sehr viel, doch der Witz ist, dass eher mehr
als weniger Arbeit seit 1990 vorhanden ist. Da mag manager noch so
umstrukturieren und computerisieren, am Ende müssen ganz einfach die
verbliebenen ArbeiterInnen mehr schuften.
Das bedeutet unbezahlte Überstunden und zwar durchschnittlich 4 Stunden pro Arbeitswoche für
eineNArbeiterIn.

Bei 120'000 Bankangestellten könnten durch das Verbot von Überstunden also 12'000 Vollzeitstellen geschaffen werden. Damit auch
niemand vergisst, dass die kapitalistische Gesellschaft eine patriarchale
ist, werden vor allem Frauen entlassen, die bei den Banken ohnehin über
20%
weniger verdienen als Männer (KV Zürich 1996).

Und warum machen
das die
ausgebeuteten ArbeiterInnen mit? Alle haben Angst als nächste gefeuert
zu
werden. Das ist kapitalistischer Arbeitsmarkt.
Bis zum Jahre 2000 wird mit
einem zusätzlichen Abbau von 20-60'000 Stellen in der Bankenbranche
gerechnet (Schätzungen vom Schweizerischen Bankpersonalverband bzw. Nouveau
Quotidien).
Da die schlampigen Gewerkschaften wohl nie mehr aus ihrem
Hochkonjunkturschlaf erwachen werden, kommen sie für einen effektiven
Widerstand nicht in Frage. Nur selbstorganisiert und solidarisch könnte
dieser Schweinerei einhalt geboten werden.

Und wo ist denn dein Geld?

Genau auf diesen Banken. Wichtig ist, sich bewusst zu sein, dass nicht nur
unsere Sparkonten, die wir vielleicht gar nicht haben, dort liegen. Wo ist
die ganze Kohle, die vom Lohn für die Pension und die AHV abgezwackt
werden? Womit hat Martin Ebner von der BZ-Bank in zehn Jahren ein Vermögen
von 1,5 Milliarden Franken gescheffelt?
Ebner hat sich auf die Verwaltung
von Pensionsgelder spezialisiert aber natürlich sahnen auch alle anderen
Banken dabei kräftig ab, ohne dass die Einzahlenden irgend einen Einfluss
darauf haben könnten, was mit ihrem Geld gemacht wird. Genauso verhält
es
sich mit den Versicherungsgeldern.

Die Versicherungen arbeiten ähnlich
wie
die Banken und oft mit ihnen zusammen so z.B. die Credit Suisse und die
Winterthurversicherung. Übrigens gehören auch die Versicherungen
zu den
Gewinnern der Sozial- und Wirtschaftskrise, wie ihre stolzen
Betriebsergebnisse beweisen. Nur durch kollektiven Druck auf die
Pensionskassen, Versicherungen und ähnlichen Institutionen könnte
verhindert
werden, dass mit unserem Geld missbräuchlich umgegangen wird. Vielleicht hat aber doch eineR ein paar tausend Franken und möchte sie
nicht einfach unter der Matratze liegen lassen, weil ich das wissen könnte.
Für diesen Fall gibt es neben all diesen profitgierigen Banken auch noch
eine Alternative.
Die Alternative Bank Schweiz (ABS). Sie verzichtet auf
die kapitalistische Logik der Profitmaximierung und vergibt nach ethischen
Kriterien Kredite an förderungswürdige Unternehmen. Berücksichtigt
werden
Projekte der Ökologie, biologischen Landwirtschaft, Selbstverwaltung,
alternativen Kultur und Bildung, Frauenprojekte und alternative Wohnformen.

Damit die ABS keine hohen Zinsen verlangen muss, arbeitet sie einfach
kostendeckend und bietet nur eine sehr tiefe Verzinsung von Einlagen. Da
stellt sich leider auch die Frage, wer es sich überhaupt leisten kann,
auf
den Zins ganz oder teilweise zu verzichten. Anderseits sind die ethischen
Kriterien so extrem alternativ auch wieder nicht.
So werden durchaus auch
gewinnorientierte Unternehmen unterstützt, nur weil es z.B. ökologische
Projekte sind usw. Wenigstens bietet die ABS selbst faire Löhne und ist
relativ demokratisch organisiert, so dass auch die MitarbeiterInnen bei der
Entscheidungsfindung miteinbezogen werden. Besser als die anderen ist die
ABS alleweil, auch wenn sie aufpassen muss, nicht zu verknöchern und
selbstgefällig zu werden, wie das bei solchen Alternativen üblich
ist.

Es dürfte klar sein, dass mit einem Konto bei der ABS die Sache noch
nicht
gelaufen ist. Vielleicht ist das Verständnis für das Zerdeppern und Bewerfen von Banken mit Farben etwas gewachsen. Jedoch geht es im Grunde um mehr, nämlich um alles: Den Kampf gegen das Kapital, die Ausbeutung und das kapitalistisch-patriarchale Gesellschaftsystem.

D.S.