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Wolfgang und Michael

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Zwei ungleiche Brüder Wolfgang und Michael

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Archiv

Ein Tag wie viele andere im Sommer 1993. Bad Kleinen: Ein Bahnhof, Polizei, Schüsse, zwei Tote, viele Rätsel. In der Folge des GSG-9-Angriffs auf die mutmasslichen TerroristInnen Grams und Hogefeld sind viele Fragen und Unklarheiten aufgetaucht.

Bahnhof von Bad Kleinen.
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Bahnhof von Bad Kleinen. Foto: Dr. Mattias Kreutz (PD)

Datum 7. Dezember 1995
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Lesezeit4 min.
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KorrekturKorrektur
Im Nachhinein
ist es nun sehr schwierig, die Ereignisse dieses schwarzen Tages genau zu
durchleuchten, doch das spielt in der jetzigen Situation auch keine Rolle
mehr.

Es ist nun wichtig, dass wir, als Menschheit einen Schritt
weitergehen und begreifen, dass nicht die "Wies" und "Wers"
Veränderungen
bewirken,sondern das gezielt differenzierte "Warum".

Gerade dieses
Warum
wurde im Fall Bad Kleinen immer umgangen und aus dem kollektiven
Interessenfeld verdrängt. Presse und Justiz hatten zwei tote Menschen:
Den
mutmasslichen RAF-Mann Wolfgang Grams und den jungen GSG-9-Beamten Michael
Newrzella.
Diese beiden Männer wurden geschickt benutzt, um über
die wahren
Probleme und Hintergründe hinwegzutäuschen. Auch wurden konstant
alte
Feindbilder zementiert und neue erschaffen, dabei bin ich überzeugt,
dass
Wolfgang und Michael hätten Freunde sein können, waren sie doch
beide
Idealisten und auch bereit, für ihre Überzeugungen einzustehen.

Hätten
die
beiden die Möglichkeit gehabt, sich früher kennenzulernen, wäre
es durchaus
möglich, aufgrund ihrer Charaktere sogar höchstwahrscheinlich, dass
sie
zusammen im Sandkasten gespielt hätten und jetzt im gleichen Fussballverein
wären. Soweit sollte es jedoch nicht kommen. Die beiden wurden zu Opfer
der
Politik und der gesellschaftlichen Rollenverteilung, welche in unserem
System zwangsläufig zu eigendynamischen Rückkopplungen, das heisst
zwischenmenschlichen Konflikten führt.

In diesem Fall hat genau das wieder einmal so funktioniert, wie es die
Hintermänner (jawohl, es handelt sich in hierbei wirklich fast
ausschliesslich um Männer) geplant haben. Man hat zwei Parteien mit je
einem Toten, grenzenloser Hass und grosse Verwirrung auf beiden Seiten.

Nun
ist es zwecks besseren Verständnisses zwingend anzumerken, dass auch
diese
beiden verfeindeten Parteien mitsamt ihren Idealen und Idolen (Lenin, Ché
Guevara und auch Adolf Hitler) von den obig erwähnten Hintermänner
künstlich erschaffen wurden, um von ihren perfiden Machenschaften
abzulenken.

Wie gesagt, Hass und Verwirrung auf beiden Seiten wird zu
Reaktionen führen. Das Ziel der Anstifter ist die Eskalation, der
Volkskrieg. Volkskrieg im Sinne von: Das Volk tötet sich selber.
Wie
lange wird das noch so gehen? Wieviel Zeit muss noch vergehen, bis das Volk
merkt, dass gerade diejenigen Volksfreunde und Volksvertreter die
Gefährlichsten sind, welche am harmlosesten erscheinen.

Wie viele Wolfgangs, Ulrikes und Michaels sind noch nötig, bis endlich
jeder erkennt, dass Leute wie zum Beispiel Moritz Leuenberger und Pfarrer
Sieber das wahre Böse verkörpern und sich am Leid des von ihnen
aufgehetzten Volkes ergötzen, während sie in ihren Betonpalästen
hocken und
sich die Wänste mit Fleisch vollhauen, bis sie nicht mehr in ihre Kleidung
passen.
Es wird Zeit, etwas zu tun. Wir sind das Volk. Lasst uns den Kampf führen.
Boykottiert die Medien.

Komitee zur Rationalisierung der Vernunft

Zur Erinnerung

Am 27.Juni 1993 wurde das RAF-Mitglied Wolfgang Grams von der deutschen
Anti-Terroreinheit GSG-9 auf den Geleisen von Bad Kleinen aus nächster
Nähe
durch einen Kopfschuss exekutiert. Obwohl mehrere Zeugen bestätigten,
die
Hinrichtung
beobachtet zu haben, wurde dieser Tathergang von staatlicher
Seite her bestritten. Es hiess, der Herr Grams solle den tödlichen Schuss
selber abgefeuert haben. Die Herrschaften wollten Zeit gewinnen, um Gras über die Sache wachsen zu lassen. Das Interesse der Öffentlichkeit liess
dann auch wie erwartet schnell nach. Aus Neutralitätsgründen und
um den öffentlichen Druck von sich abzuwenden, delegierte das Bundeskriminalamt
(BKA) die Untersuchung an den Wissenschaftlichen Dienst (WD) der
Kriminalpolizei Zürich.

Einmal mehr durfte so die Stadtpolizei Zürich
ihre
tiefste Untergebenheit gegenüber den Killerkommandos aus der BRD unter
Beweis stellen. Ganz nebenbei liessen dann diese Männer des WD ein
wichtiges Beweisstück verschwinden. Ausgerechnet die Tatort-Jacke des
GSG-9-Beamten Nummer 6 wurde Mitte September aus dem Tresor des Instituts
für Rechtsmedizin in Zürich gestohlen (!).

Diese dunkelblaue Jacke
hätte
darüber Aufschluss geben sollen, ob die Nummer 6 einen gezielten oder
gar
aufgesetzten Nahschuss auf den Kopf von Grams abgefeuert hat. Dieses
Beweisstück war das letzte von vielen, das gezielt unbrauchbar gemacht
wurde.

Die Hose, Schuhe ;Holster, Handschuhe wurden frisch gewaschen und
gereinigt nach Zürich geschickt (!). Weiter kamen verschiedene
Leichenteile, die in Plastiksäcke abgepackt waren, mit aufgebrochenem
Siegel in Zürich an.

Der Leiter der Untersuchung, Walter Bär, versuchte
hinsichtlich der peinlichen Spurenvernichtung die problematische
Ausgangslage zu beschönigen und herunterzuspielen, indem er mit der
Aussage: "Wir haben unter schwierigen Bedingungen getan, was man noch
erwarten konnte", jegliche Verantwortung von sich wies.

Letzten Endes
kam
es so, wie es kommen musste: Aus Zürich kam die erhoffte Bestätigung,
dass
sich Wolfgang Grams auf den schmutzigen Geleisen, von mehreren Kugeln
getroffen, selbst die erlösende Kugel gab.

Die Saubermänner des
Rechtsstaates haben somit ihre kurzweilig blutverschmierten, weissen Westen
wieder reinigen lassen; die staatliche Hygiene funktioniert
beruhigenderweise immer noch reibungslos, soviel wissen wir jetzt mehr.

ub