Unbeschreiblich
              Ein Nichts ist
              Lass Dich fallen, immer tiefer, geniesse das Gefühl des Versinkens.
              Finde die erholende Stille im Grunde Deines Wesens.
              Es gibt keine Nervosität mehr, keine Angst keinen Zwang.
              Sei Dich selbst, schau Dich an, spüre Dich.
              Du in Deiner vernachlässigbaren Kleinheit;
              Du in Deiner einzigartigen Grösse.
              Die Verlassenheit, Deine unbezwingbare Einsamkeit.
              Die Gefangenschaft Deiner selbst in der Hülle Deines Körpers;
              Seele und Geist unfassbar in ihrer Unendlichkeit.
              Alles ist da; es ist einfach, nichts mehr.
              Genauso steht es mit Dir: Du bist; was Du tust, ist.
              Vergiss was sein soll, vergiss Erwartungen und Zwänge.
              Sei Dich, sei Welt, sei Leben.
              Nimm das einfache, schöne und schlichte Ist auf.
              Frag nicht nach Inhalt und Sinn.
              Verlier Dich in der Leere der Existenz.
              Schwebe haltlos ohne Grund unter den Füssen
              und vergiss zu verzweifeln, denn Du hast sie gefunden,
              die Freiheit.
Das Warten
              Ich sitze hier und wart auf dich
              doch wirst du jemals finden mich
              der hier wartet schon so lang
              mit einem unvorstellbar starken Drang
              dich zu halten, dich zu spüren
              und dich unaufhörlich oft berühren
              dir zu geben, was du brauchst
              mir zu nehmen, was du gibst
              mich zu vereinen nur mit dir
              ganz oben zu stehen nur wir
              doch das Warten hier ist nicht so leicht
              so langsam wie hier die Zeit verstreicht
              es kommt mir vor wie eine Ewigkeit
              du bist so nah und doch bleibst unerreicht

Hässlichkeit
              Hässlichkeit hat einen Namen: toter Mensch.
              Nicht körperlich tot aber seelisch.
              Im Grunde seines Wesens ist er sich nicht bewusst,
              was ein Mensch alles sein könnte oder sein müsste.
              Von ihm kommt nur Leere und Vergnügunssucht,
              Faschismus und Tod.
              Nichts als ein Leben fürs Nichts.
              Für das Leben aber bedeutet diese Hässlichkeit
              die grösste Gefahr auf der Erde.

Der Ritter
              Er war ein Ritter, wie aus alter Zeit,
              ein mutger Mann, fand immer Streit.
              Mit Ross und Schwert, über Feld und Stein,
              gewann, verlor so manche Schlachterein.
              In seiner Burg das Leben leben, das Leben feiern,
              nach Weibern und nach Drogen geiern.
              Doch diese Zeiten sind längst vorbei,
              Fortschritt, Ozonloch und allerlei.
              Computerhirne, Emanzipation, solche Sachen,
              vergangen ist ihm da das Lachen.
              Mit Rüstung, Schild, Lanze steht er da,
              wartend, mitten auf der Strasse gar.
              Da kam der Feind, ne Walze glatt
              und walzte unsern Ritter platt.



 



 
 
 
 




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6. Dezember 1995 3 min.
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