100 Franken für den nächsten Kick Gschäftli machä

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Er sitzt in einer Beiz. Es ist ein heisser Nachmittag. Er, allein am Tisch, raucht einen Joint, rund um ihn einige Leute ebenfalls rauchend. Jemand setzt sich zu ihm. Er schaut von der Tischplatte auf. Er erkennt die Person, es ist ein alter Freund.

Gschäftli machä.
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Gschäftli machä. Foto: My Friend (CC BY-SA 3.0 cropped)

7. Juni 1995
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Eigentlich müsste er sich freuen, doch er ist der Menschen satt. Trotzdem oder gerade deswegen muss er immer unter den Leuten sein. Sie begrüssen sich. Michi hat sich verändert, findet er.

Er trägt jetzt einen Bart, sieht aus wie 35, obwohl er erst gerade 20 wurde.

Was macht Michi überhaupt hier um diese Zeit, arbeitet er nicht?
"Was machsch Michi?"
"Ich bin am gschäftli machä. Hasch verchaufä und so."

Er denkt sich nichts weiter dabei, und widmet sich wieder seinem Joint. Doch plötzlich tauchen Erinnerungen auf. Michi und er zusammen vor dem Kindergarten. Sie zusammen im Klassenlager in einem Kloster. Viele Erlebnisse schwirren ihm durch den Kopf, als sich ein Dritter zu ihnen setzt.

"Suächsch än CD?", fragt der Neue Michi. Er schaut wieder auf. Der Neue sieht alt aus, als ob er bald seinen nächsten Schuss bräuchte. Michi sieht ihn von oben herab an und fragt ihn wieviel er denn haben will. Der Junkie meint 150 Franken, doch Michi will nur 100 bezahlen. Da der Junkie das Geld unbedingt braucht, verkauft er und zischt gleich wieder ab.

"Michi, du hast den anderen untervorteilt", sagt er.

Ach was, der ist froh hat er 100 Franken für seinen nächsten Kick."
Er will nicht diskutieren. Er fühlt sich plötzlich schlecht und geht.

M.S.