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Prosa LX 6

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Im Labor von Dr. Hoffmann ging es heiss zu und her, man hatte eine neue chemische Droge erfunden, LX 6.

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Foto: T. Schütz

14. März 1995
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Bild: T. Schütz

Das Problem war nun, herauszufinden wie sie auf Menschen wirkt. Da der Chemiker keine Zeit mehr hatte, die Droge zuerst an einem Tier zu erproben, beauftragte er Max und Daniel, Versuchspersonen zu besorgen.

Dr. Hoffmann war es nicht recht, die Droge gleich an Menschen zu erproben, aber der Chef wollte am nächsten Tag die Resultate haben, da er meinte, das neue Mittel wäre zur Zeit auf dem Markt gefragt. Drei Stunden später hatten Daniel und Max zwei Junkies aus dem Kreis 5 aufgeschnappt, die voll auf dem "Affen" waren und kein Geld beschaffen konnten. Sie stiegen gerne in dieses Projekt ein, da man ihnen sagte, es sei absolut ungefährlich. Man wies sie an, sich auf zwei Liegen zu legen. Dort wurden sie fünf Minuten lang ausgefragt. Die eine Person hiess Lucie Marx und war 26 Jahre alt, seit sechs Jahren ein Junkie und flippte langsam aus.

Man solle ihr endlich mal die Pille schieben, meinte sie. Die andere Person war Philippe Conturas, Chilene und seit drei Jahren drauf, 24 Jahrealt.

Endlich kam Max herein und brachte Lucie und Philippe die Pille, die sie sofort schluckten. Langsam kamen sie hoch, Lucie wollte aufstehen, sie konnte nicht. "Wieso kann ich nicht aufstehen." gluckste sie.

"Ich kann nicht aufstehen, wieso nicht?!" Sie lachte, weinte, kreischte dann. Sie war durchgedreht. Sie schrie:



"Hilfe, Hilfe!... Dädi, ich weiss ich bin ein böses Mädchen, ein bööööses Mädchen, ich werde es nie wieder tun, nie mehr tuuuun!" Sie Zitterte am ganzen Körper, sie wurde nervöser und nervöser, plötzlich fing sie an, sich die Haare auszureissen. "Macht Spass, macht Spass", lachte sie wie ein kleines Kind, das spielt. Sie fing an ihren Augen zu grübeln.

Sie kratzte, bis sie die beiden Augäpfel in den Händen hatte. Sie riss die Augen heraus und schrie vor Schmerz. Dr. Hoffmann und Daniel liefen zu ihr hin. Sie war wahnsinnig. Sie rastete völlig aus, packte Daniel und sagte zu Dr. Hoffmann: "Bring mir ein Messer, sonst erwürge ich ihn!" Er brachte das Messer. Aber statt es gegen Daniel zu gebrauchen, zerschnitt sie sich selbst mit einer Riesenfreude. Dann war sie tot.

Bei Philippe wirkte LX 6 völlig anders.

Er lag ruhig da und alle dachten, bei ihm sei alles in Ordnung; er sei jetzt am fliegen. Dr. Hoffmann sagte zu Max und Daniel: "Kommt, wir machen eine Kaffeepause nach diesem Horror." Philippe stand auf, schaute im Raum umher und ging durch die Türe aus dem Labor. Er roch Blut, es kam von der linken Seite.

"Hörst du auch was?" fragte Max Daniel.
"Nein." sagte dieser. Max stand auf.

"Ich sehe mal nach Philippe." Er lief durch die Gänge, als Philippe auf ihn zukam.
"Max, du musst keine Angst haben. Mir ist das Zeug nicht eingefahren."
"Woher weisst du meinen Namen?" fragte Max ängstlich.

"Du hast ihn mir doch gesagt." erwiderte Philippe in einem Tonfall, so ruhig und angsterregend, wie es kaum vorstellbar ist. Philippe sah Max an, dass er sich nicht bewegen konnte. Er stand starr da. Philippe ging auf ihn zu, machte den Mund auf und biss ihm die Nase ab. Er konnte nicht schreien, obwohl er fast ohnmächtig war vor Schmerz. Philippe frass ihn auf brutalste Weise auf; nur die Knochen liess er übrig.

Als die Putzfrau am nächsten Tag kam, fand sie fünf Leichen: Lucie Marx, die sich selbst zerfetzt hatte, Max, von dem nur noch die Knochen übrig waren, Daniel, der tot über der Kaffeemaschine hing, aus dessen Mund Blut strömte und in kleinen Bächen am Boden entlang floss, Dr. Hoffmann, von dem nur noch der Kopf dalag und Philippe, der sich selbst so gut es ging aufgefressen hatte.

S.H.

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