Schweizer Kapital und die Interessen am Krieg Die Rolle der Schweizer Grossbank UBS im Gaza-Konflikt

Wirtschaft
Hierzulande muss sich (und tut es bereits) eine Linie dieser Intensivierung gegen die UBS richten. Seit jeher stark in Israel investiert, hat sie allein in diesem Jahr ihren Besitz an Elbit Systems, einer der grössten israelischen Waffenschmieden, verzehnfacht.
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UBS-Gebäude am Paradeplatz in Zürich. Foto: Ank Kumar (CC-BY-SA 4.0 cropped)

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Krieg dem Krieg heisst für uns, die Verantwortlichen des Schlachtens in Gaza hier in Europa zu demaskieren, zu konfrontieren und zu sabotieren. Und Hebel dafür gibt es - gerade in der Schweiz - genügend. Der Finanzplatz Schweiz - und allen voran sein Flaggschiff UBS - ist mehr als Profiteur der weltweiten Verheerungen. Er ist ein wesentlicher Grund dafür.
Erinnern wir uns, um vorwärts zu blicken: Es waren nicht irgendwelche UNO-Vollversammlungen und nicht irgendwelche zu moralischer Einsicht gelangte Minister:innen, welche den imperialistischen Krieg der USA gegen Vietnam beendet, die Befreiung Algeriens erzwungen oder die koloniale Apartheid in Südafrika gestürzt haben. Es war der entschlossene Kampf vor Ort gemeinsam mit der internationalistischen Bewegung in den imperialistischen Zentren, welcher die Herrschenden gezwungen hat - gegen ihre Interessen - einzulenken. An diese Erfahrungen, an dieses Selbstbewusstsein gilt es anzuknüpfen. Denn der Genozid am palästinensischen Volk geschieht nicht einfach so. Er ist auch nicht einfach das Werk einer rechtsextremen israelischen Regierung. Sicher, der zionistische Staat ist in seinem Wesen tief durchdrungen von Rassismus. Und sicher, Rassist:innen sind nicht eben bekannt für ihre rationale Logik. Aber der zionistische Staat inklusive seiner genozidalen Politik folgt durchaus einer rationalen Logik. Es ist die Logik bedrohter Profite westlicher Interessensblöcke.
Ein solcher Interessensblock ist eben das Schweizer Kapital. Dessen Interessen am Krieg sind zunächst ganz unmittelbar. Vor Kurzem sind die Quartals-Zahlen der US-amerikanischen Börsen-Aufsichtsbehörde veröffentlicht worden. Mit dabei die Investments der UBS, welche diese an den US-Börsen in den letzten drei Monaten getätigt hat. Und damit deren Investments in einige Unternehmen der israelischen Rüstungsindustrie.
Während die Menschen verhungern und unsereins vor Grauen über die Bilder aus Gaza schlaflose Nächte erlebt, scheinen die UBS Manager andere Sorgen zu haben. Nachdem die UBS ihr Aktienpaket von Elbit Systems schon im ersten Quartal 2025 verdoppelt hat (auf 17 Mio USD), hat sie ihren Besitz an Elbit zwischen April und Juni auf nunmehr 85 Mio USD erhöht und dazu Kaufoptionen auf Aktien (das heisst Wetten auf steigende Kurse) im Wert von weiteren 300 Mio USD erworben.
Irgendwie logisch, produziert Elbit doch einen Grossteil der über Gaza eingesetzten Drohnen und Raketen. Eine sicherere Absatzgarantie als den Krieg der Reichen gibt es gar nicht. Doch zum israelischen Rüstungssektor sind nicht nur Bomben- und Drohnen-Hersteller zu zählen. Die israelische Armee ist bekannt für ihre enge Integration mit Software-Unternehmen. Zwei der grössten dieser Unternehmen, beide mit namhaften Verträgen zur IDF, sind 'CyberArk' und 'Checkpoint'.
Da auch sie sind an der US-Börse gelistet sind, sind auch ihre Besitzer:innen bekannt. Und wer hätts gedacht, die UBS ist mit jeweils knapp einer halben Milliarde USD mit an Bord (immerhin eine Verzehnfachung ihres Investments gegenüber dem Fünfjahres-Durchschnitt vor 2023).
Klar, das ist nur die Spitze des Eisbergs. Die meisten israelischen Unternehmen sind in Tel-Aviv gelistet und wir wissen entsprechend nicht, wie viele Aktien die UBS zB an der zweiten grossen privaten Rüstungsfirma Rafael hält.
Wir müssen es auch nicht genau wissen. Wir wissen um die Verantwortung der UBS für den Genozid und wir wissen entsprechend um unsere Verantwortung als Internationalist:innen. Unsere Verantwortung ist es, hier in der Schweiz die Finanzierung und die politische Rückendeckung des Genozids unter Druck zu setzen. Wir haben in Europa einen Hebel in der Hand um die Logistik-Linie des Mordens entscheidend zu stören. Und es gilt, auf allen Ebenen und in allen Formen, das Gewicht auf diesen Hebel zu erhöhen.
Vergessen wir nicht, dass es zuerst nicht rassistischer Wahn ist, der den Genozid und all die anderen imperialistischen Verbrechen antreibt und auch nicht einfach kapitalistische Gier nach einigen Extra-Profiten. Es ist die krisenhafte Entwicklung des Kapitalismus selbst, die den Herrschenden zunehmend nur nationalistische und kriegerische Optionen offenlässt. Schein-Optionen aber, die zwangläufig den entschlossenen Widerstand sowohl der Konkurrenz wie der unterdrückten Massen hervorruft.
Die Region zwischen Mittelmeer und Persischem Golf zeigt derzeit in beispielhafter Klarheit das blutige Resultat der Vermischung althergebrachter kolonialer Unterdrückung mit krisenhaften Kämpfen um imperialistische Neuordnung. Einmal mehr sollte uns der Blick in die Region auch daran erinnern, dass sich der Imperialismus niemals freiwillig zurückziehen wird: Die Herrschenden werden eher den Planeten in die Luft sprengen als einfach unterzugehen.
Nein, für den Untergang dieses Systems, das Genozide produzieren wird, solange es existiert, müssen wir schon selber sorgen.