Budgetkürzungen und Einschnitte bei den Sicherheitsmassnahmen Gazprom - Ölbohrung in der Arktis

Wirtschaft

Gazprom verursachte bereits bei seinen kontinentalen Bohrungen eine beträchtliche Anzahl Öllecks. Satellitenbilder und Besuche vor Ort ermöglichten es Expertinnen und Experten von Greenpeace Russland, 206 Öllecks auf sechs von Gazprom genutzten Ölfeldern nachzuweisen.

Der Newski-Prospekt in Sankt Petersburg. Gazprom-Werbung auf dem Haus Nummer 52.
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Der Newski-Prospekt in Sankt Petersburg. Gazprom-Werbung auf dem Haus Nummer 52. Foto: A.Savin (CC BY-SA 2.0 cropped)

9. Januar 2014
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Die Pläne des Unternehmens, im Dezember 2013 in der eisbedeckten Peschorasee das erste arktische Öl zu fördern, stehen aufgrund der schwerwiegenden Umweltkrise in der Kritik.

Gazprom ist das erste Unternehmen, welches eine Bohrplattform in der eisbedeckten Petschorasee in der Arktis errichtet hat.

Die Pläne des Unternehmens, im Dezember 2013 das erste arktische Öl zu fördern, stehen aufgrund der schwerwiegenden Umweltrisiken in der Kritik. Gazprom weigert sich bis heute, ihren Notfallplan gegen Ölverschmutzung öffentlich zu machen.

Einzig eine Zusammenfassung ist erhältlich, welche darlegt, dass Gazprom nicht für die grossen Risiken einer Ölbohrung in der Arktis vorbereitet ist. Das Unternehmen bekennt sich zur Einhaltung von Umweltstandards, hält jedoch trotzdem an seinen Bohrplänen in der Arktis fest.

Konsequenzen

Unabhängige Studien über die potenziellen Auswirkungen einer Ölpest zeigen auf, dass Gazprom nicht in der Lage wäre, auf ein Leck zu reagieren. Das Auslaufen von Öl würde zu einer schwerwiegenden und langfristigen Verschmutzung dieser fragilen Region führen.

Eine Studie des U.S. Geological Survey kam zum Schluss, dass «es keine umfassende Methode für die Reinigung von ausgelaufenem Öl in Meereis gibt». Schätzungen gehen davon aus, dass eine Meeresfläche von über 140.000 km2, 3.000 Küstenkilometer, nahegelegene Nationalparks sowie der Lebensraum von arktischen Vögeln und Meerestieren akut gefährdet sind.

Ursache

Gazprom verursachte bereits bei seinen kontinentalen Bohrungen eine beträchtliche Anzahl Öllecks. Satellitenbilder und Besuche vor Ort ermöglichten es Expertinnen und Experten von Greenpeace Russland, 206 Öllecks auf sechs von Gazprom genutzten Ölfeldern nachzuweisen. Gazprom war zudem in einen küstennahen Bohrunfall im Dezember 2011 involviert. Beim Abschleppen kenterte die Förderplattform Kolskaya; 53 Menschen kamen ums Leben. Die Tochtergesellschaft von Gazprom, welche die Plattform betrieb, wurde nie direkt für diesen Unfall zur Rechenschaft gezogen, obwohl die Verantwortung der Firma augenscheinlich ist.

Laufende Budgetkürzungen und Einschnitte bei den Sicherheitsmassnahmen haben massgeblich zu diesem Unfall beigetragen. Die Welt hat bereits gesehen, wie Shell kläglich daran gescheitert ist, sicher in der Arktis Alaskas zu bohren – und dies trotz Milliardenbudget und jahrelangen Bemühungen. Die miserable Bilanz Gazproms lässt für die unberührte und fragile Region das Schlimmste befürchten. Die russischen Steuerzahler werden für die unverantwortlichen Geschäftspraktiken von Gazprom und die Konsequenzen eines Öldesasters bezahlen – gemeinsam mit dem Rest der Welt.

Verursacher

Open Joint Stock Company Gazprom (“Gazprom”) ist gegenwärtig das grösste Gasunternehmen und befindet sich mehrheitlich im Besitz des russischen Staates. Für das Jahr 2012 wies Gazprom einen Reingewinn von 83 Milliarden US-$ aus.

Gazprom ist zudem auch ein Mediengigant. Gazprom Media Holding ist eines der reichsten Medienunternehmen in Russland mit einem Umsatz von mehr als 2 Milliarden US-$. Das Unternehmen benutzt seine TV- und Radiosender, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen, so zum Beispiel, um den friedlichen Protest von Greenpeace zum Schutz der Umwelt als ausländischen Öko-Terrorismus darzustellen.

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