UB-Logo Online MagazinUntergrund-Blättle

Coal India - Der staatliche Kohlemoloch

903

Unverantwortliches Konzernverhalten Coal India - Der staatliche Kohlemoloch

barcode-677583-70

Wirtschaft

Coal India ist mit 400 Millionen Tonnen der weltweit grösste Kohleförderer, betreibt 90% aller Kohleminen in Indien und will weiterhin neue Kohlekraftwerke bauen, was Indien zum drittgrössten CO2-Emittenten der Welt machen würde.

Kohlenmiene in Dhanbad, Indien.
Mehr Artikel
Mehr Artikel
Bild vergrössern

Kohlenmiene in Dhanbad, Indien. Foto: Nitin Kirloskar (CC BY 2.0 cropped)

Datum 6. Januar 2013
0
0
Lesezeit4 min.
DruckenDrucken
KorrekturKorrektur
Die Kohleminen zerstören den Lebensraum vieler Gross-Säugetiere und rauben Stammesvölkern die Lebensgrundlage und die Heimat, was sie zu einem Leben in bitterster Armut zwingt. Die düstere Bilanz mit 205 Toten und 699 Schwerverletzten allein im Jahr 2010 lassen auf katastrophale Arbeitsbedingungen schliessen. Mindestens 239 Kohleminen des Konzerns sind ohne Umwelterlaubnis in Betrieb. Korruption und Vetternwirtschaft gehören zur gängigen Geschäftspraxis des Konzerns in Staatsbesitz, der gerade desdwegen noch mehr Verantwortung zu tragen hätte, als privat geführte Konzerne. Die im Firmenlogo verankerten Claims «Nurturing Nature» und «Enabling Life» sind vor dem Hintergrund des Geschäftsgebahrens blanker Hohn.

Unverantwortliches Konzernverhalten

Coal India betreibt unter anderem Kohleminen in der Jharia Region, ursprünglich ein dichter Waldgürtel, den verschiedene ethnische Minderheiten bewohnten. Heute kommt aus Jharia die meiste indische Kohle, die in 23 Untertage- und neun Tagebauen abgebaut wird. Unter anderem Coal India's ungeklärte Rolle im indischen Kohleskandal «Coalgate» und Hinweise für den Verkauf von Kohle an bevorzugte Grosskunden weit unter dem Marktpreis, unterstreichen die gängige Praxis von Korruption und Vetternwirtschaft bei Coal India. Arbeitsbedingungen, Sicherheitsvorkehrungen und Umweltstandards sind teils katastrophal. Folgen

In den Minen kommt es immer wieder zu spontanen und unkontrollierten unterirdischen Kohlebränden, die giftige Gase freisetzen. Mehr als 400.000 Menschen in Jharia leben in der ständigen Gefahr, dass sich durch die Feuer der Boden absenkt. Ganze Dörfer und Strassen mussten verlegt werden, wenn sich die Feuerfronten näherten. Die steigende Oberflächentemperatur und die toxischen Stoffe im Grundwasser und Boden haben die ehemals dicht besiedelten Kohlegebiete in ausgedehntes Ödland verwandelt. Die Menschen, die in Jharia über den Untergrundbränden leben, atmen täglich giftige Gase ein. Da Landwirtschaft unmöglich geworden ist, bleibt vielen Dorfbewohnern nur das Zusammensammeln von Restkohle für ein mickriges Einkommen.

Da Coal India mit seinen 7 Tochterfirmen für nahezu 90% der Kohleminen in Indien zuständig ist, leiden nicht nur die Menschen in Jhari und der Firma.. Der Kohleabbau in Waldgebieten schadet nicht nur der Natur und dem Klima, er hat auch bisher schon den Stammesvölkern Zentralindiens die Lebensgrundlage geraubt. Für die Minen von Coal India wurden bereits hunderttausende Stammesbewohner vertrieben. Diese Menschen leben heute in bitterster Armut. Viele von ihnen wurden in den letzten 25 Jahren bis zu fünf Mal zwangsumgesiedelt. Und obwohl sie für den Kohleboom bitter bezahlt haben, haben sie bis heute keinen elektrischen Strom.

Die Expansion des Tagebaus einer Tochterfirma von Coal India - Central Coalfields Limited - vertreibt nicht nur Indigene von ihren Ländereien und zerstört deren Landwirtschaft in einem der ertragreichsten Reis- und Gemüseanbaugebiete Indiens, sondern er macht ein weiteres Leben, in der Umgebung der Minen durch Verschmutzung der Flüsse und Sprengungen, die zu Rissen in den Häusern führen, nahezu unmöglich.

Durch Abholzung und Fragmentierung der Landschaft im grossen Stil, stellt der Kohletagebau in Indien auch eine der grössten Bedrohungen für das Überleben des indischen Tigers dar. In Zentralindien, wo sich die grössten Minen von Coal India befinden, bedrohen die Minen einige der wichtigsten Tigerschutzgebiete, wie z.B. das Tadoba Andhari Tiger Reservat und das Bandhavgarh Tiger Reservat. Die geplante Ausweitung der Minen stellt eine akute Bedrohung für die letzten Tigerpopulationen dar.

Ungeachtet dessen geht die Zerstörung und Vertreibung weiter: Coal India beabsichtigt die restlichen indischen Kohlereserven den Wäldern Zentralindiens zu erschliessen. Werden die Pläne realisiert, werden über eine Million Hektar Wald zerstört. Mit schlimmen Folgen nicht nur für die Biodiversität, sondern auch für das Klima.

Forderungen an das Unternehmen

Coal India darf keine weiteren Kohlekraftwerke und neuen Minen bauen und muss stattdessen auf sauberere Energien umsatteln und sich vom Kohleberbau verabschieden. Arbeitsbedingungen, Sicherheitsvorkehrungen und Umweltstandards sind radikal zu verbessern.

Public Eye