UB-Logo Online MagazinUntergrund-Blättle

Chevron - Verschmutzung unberührten Urwalds im Norden Ecuadors | Untergrund-Blättle

1113

Gewinnung von Rohöl in Südamerika Chevron - Verschmutzung unberührten Urwalds im Norden Ecuadors

Wirtschaft

Der Chevron-Fall zeigt auf, wie transnationale Unternehmen nicht nur den Kampf der Betroffenen um ihre Rechte gefährden, sondern auch, wie das Recht auf Wiedergutmachung jener unterminiert wird, deren Menschenrechte durch Unternehmen verletzt wird.

Chevron-Motorenöl in einem Museum in Holland.
Mehr Artikel
Mehr Artikel

Chevron-Motorenöl in einem Museum in Holland. Foto: Alf van Beem (PD)

9. Februar 2015
0
0
3 min.
Drucken
Korrektur
Im Jahr 2001 kaufte der US-Konzern Chevron die Firma Texaco. Diese hatte in Ecuador mit Technologien, welche die damals gängigen Standards unterliefen, während fast dreissig Jahren die Umwelt massiv verunreinigt. Riesige Land- und Wasserflächen im Amazonasgebiet wurden durch mehr als 68 Milliarden Liter giftiges Abwasser, 64 Millionen Liter ausgelaufenes Rohöl, Giftmüll und durch Abfackeln von Gas sehr stark verschmutzt. Die lokale Bevölkerung leidet nach wie vor unter schweren gesundheitlichen Problemen. Indigene Gemeinschaften waren gar vom Aussterben bedroht. Unglaublich, aber wahr: Anstatt das verschmutzte Gebiet zu reinigen, liess die Firma die verpesteten Flächen zurück und übernahm bis heute keine Verantwortung für die verursachten Schäden.

Nachdem eine 1993 in den USA eingereichte Sammelklage zurückgewiesen wurde, da Ecuador als zuständiger Gerichtsstand betrachtet wurde, wurde im Namen von 30 000 Betroffenen vor einem ecuadorianischen Gericht eine neue Klage eingereicht. Sie forderte umfassende Aufräumarbeiten der verschmutzten Gebiete durch Chevron. Im Jahr 2013, nach einer Berufung von Chevron, bestätigte Ecuadors höchstes Gericht das Urteil zugunsten der Kläger und verurteilte Chevron zur Zahlung von 9,5 Milliarden US-$ Schadenersatz und Reinigungskosten. Bis heute akzeptiert das Unternehmen das Urteil nicht und bezeichnet es als illegitim und nicht durchsetzbar. Schlimmer noch, Chevron reichte gegen die Anwälte und VertreterInnen der Betroffenen eine Klage wegen Erpressung ein und wirft ihnen vor, sich gegen Chevron verschworen zu haben, um vom Unternehmen Milliardenbeträge durch gerichtliche Verfahren in Ecuador zu erpressen.

Chevron versuchte gar, Anwälte der Betroffenen, Menschenrechtsaktivistinnen und -aktivisten und Journalisten zur Offenlegung jeglicher Kommunikation mit den Aktionären der Firma, der Presse sowie der Regierung zu zwingen. Da das Vorgehen Chevrons gemäss den KlägerInnen eine kontinuierliche Verletzung ihrer Menschenrechte darstellt, haben die Hauptanwälte der Betroffenen nun eine Klage wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit gegen Chevrons CEO sowie den Vizepräsidenten beim Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag eingereicht.

Bis heute weist das Unternehmen jegliche Verantwortung für eine der wohl schlimmsten Umweltkatastrophen überhaupt von sich. Die Gemeinschaften leiden noch immer unter den Konsequenzen der Verschmutzung. Nichtsdestotrotz weigert sich Chevron, den Schaden zu beseitigen, den es durch die Übernahme von Texaco geerbt hat. Trotz eines mehr als zwanzig Jahre dauernden Rechtsstreits konnte sich Chevron bis anhin jeglicher Bestrafung entziehen.

Die Betroffenen warten noch immer auf Gerechtigkeit und Entschädigung. Auch in Afrika, Nord- und Südamerika, Asien und Europa setzen sich Gemeinschaften, die aufgrund Chevrons Geschäftspraktiken Schaden erlitten haben, zur Wehr, um ihre Rechte einzufordern. Es ist unakzeptabel, dass Chevron die Verteidigung und Unterstützung durch zivilgesellschaftliche Organisationen als Verschwörung brandmarkt. Der Chevron-Fall zeigt auf, wie transnationale Unternehmen nicht nur die Anstrengungen der Betroffenen gefährden, sondern auch das Recht auf Wiedergutmachung jener Menschen untergraben, deren Menschenrechte durch transnationale Unternehmen verletzt werden.

Public Eye

Mehr zum Thema...
Ecuador: Umweltverschmutzung durch Texaco/Chevron.
Ein Interview mit dem Wissenschaftler César Paz y MiñoEcuador: Umweltverschmutzung durch Texaco/Chevron

24.10.2018

- Ein Öl-Konzern vergiftet Mensch und Natur in Ecuador.

mehr...
Nestle R&D, Marysville, Ohio, United States.
Die Folgen einer UmweltkatastrophePalmöl: Nestlé macht trotz Umweltzerstörung weiter

05.02.2018

- Nestlé bezieht Palmöl von Repsa – einem Konzern, der in Guatemala Menschenrechte verletzt und massive Umweltzerstörung anrichtet.

mehr...
Der Präsident von Ecuador, Lenin Moreno, ist seit April 2017 im Amt.
Geschichte und GegenwartEcuador: Kehrtwende im Dollar-Paradies

10.04.2019

- Der neue Präsident Ecuadors, Lenin Moreno, ist entgegen den in ihn gesetzten Hoffnungen nicht bereit, den von seinem Vorgänger eingeschlagenen Weg in Richtung Souveränität, Volkswohlstand und Mitbestimmung fortzusetzen.

mehr...
In Ecuador wurde der Ölkonzern Chevron wegen schwerer Umweltverschmutzung zu einer hohen Geldstrafe verurteilt.

25.11.2013 - In Ecuador wurde der US-Ölkonzern Chevron wegen schwerer Umweltverschmutzung im Amazonas-Gebiet zu einer hohen Geldstrafe verurteilt. So meldet es die Französische Nachrichtenagentur AFP.

Ölverseuchung im Amazonas: Indigene und Kleinbauern in Ecuador kämpfen für Gerechtigkeit

30.12.2018 - David gegen Goliath: So könnte man die juristische Auseinandersetzung zwischen ecuadorianischen Kleinbauern und Indigenen und dem Öl-Riesen Chevron treffend umschreiben. Fast drei Jahrzehnte lang, von 1967 bis 1992, leitete das Unternehmen Texaco, mit dem Chevron im Jahr 2001 fusionierte, giftige Abfallstoffe in das Amazonas-Gebiet des südamerikanischen Landes. 2011 verurteilte ein ecuadorianisches Gericht das Unternehmen zu einer Entschädigungszahlung von 9,5 Milliarden US-Dollar an die Betroffenen.

Dossier: Julian Assange
Prishank Thapa
Propaganda
Schnell

Aktueller Termin in Hannover

Kneipenabend im LKA

Jeden Dienstag um 20 Uhr ist Kneipenabend im LKA in der Fröbelstrasse, kommt gerne vorbei!In geraden Kalenderwochen kann drinnen geraucht werden, in ungeraden nicht.Aktuell ist unser Umgang mit Corona, dass drinnen nur die Maske ...

Dienstag, 21. März 2023 - 20:00 Uhr

LKA, Neustädter Kirchhof, 30169 Hannover

Event in Zürich

Sarah Elena Müller – Bild ohne Mädchen

Dienstag, 21. März 2023
- 20:00 -

Sphères

Hardturmstrasse 66

8005 Zürich

Mehr auf UB online...

Aktivist*innen halten in Wolfsburg einen Autozug an und verkleiden ihn als Strassenbahn.
Vorheriger Artikel

Die Autoindustrie ist tot – Volkswagen wird umgebaut

Wolfsburg: Die erste Strassenbahn verlässt das VW-Stammwerk

Nächster Artikel

Fritz Güde: Umwälzungen

Die Kämpfe nicht zweimal verlieren

Untergrund-Blättle