Chiapas / Mexiko Zur Geschichte der EZLN
Politik
Die Ejército Zapatista de Liberación Nacional (zu deutsch: Zapatistische Armee der Nationalen Befreiung), oder kurz EZLN, ist heute eine der bekanntesten antiimperialistischen Guerilla Südamerikas und der ganzen Welt.


Subcomandante Marcos von der EZLN während des Marcha del Color de la Tierra 2001. Foto: Orianomada (CC BY-SA 3.0 unported)
Auf diese Art erfolgte die nächsten Jahre eine Verschmelzung verschiedener Einflüsse, sowohl aus dem sozialistischen, dem anarchistischen, aber auch aus dem religiösen Bereich, die zu einer bis heute einmaligen Form des Zusammenlebens der Chiapas führte. Was die EZLN bis heute auszeichnet, ist ihr radikales basisdemokratisches Verständnis. So will sie auch nicht die macht im mexikanischem Staat übernehmen, vielmehr will sie autonome Verwaltungsstrukturen schaffen, in denen die Menschen ihre Probleme ohne Bevormundung Anderer lösen können.
Erstmals in Erscheinung trat die EZLN am 1. Januar 1994. Vermummte Kämpfer besetzten fünf Verwaltungszentren im östlichen Chiapas und erklärten der mexikanischen Regierung den Krieg, mit dem Versprechen, bis in die mexikanische Hauptstadt vorzudringen. Nach nur zwölf tagen teilweise erbitterten Kämpfen wurde ein Waffenstillstand ausgehandelt. Das eigentliche Ziel, einen allgemeinen Volksaufstand in ganz Mexiko zu entfachen, verfehlte die EZLN dabei. Sie zog sich nach einigen tagen aus den Städten zurück in den nur schwer für das mexikanische Militär erreichbaren Dschungel zurück, in denen sie von der verarmten Bevölkerung Unterstützung erhielt. Seit diesem Aufstand sind die Zapatisten und ihre Sympathisanten immer wieder Opfer von Überfällen reaktionärer Paramilitärs, die zu grossen teilen von der mexikanischen Regierung bezahlt und versorgt werden.
Die EZLN kämpft nicht nur mit Waffen gegen die zunehmende Verarmung der einfachen Bevölkerung und globale Probleme, wie der anhaltende Neoliberalismus, sondern auch mit sozialen Initiativen, die bei der Verbesserung der Lebenssituation der Menschen auch in den Städten Mexikos helfen.
Die hauptsächlich aus Bauernmilizen bestehende Bewegung hat bereits zwei Mal zum intergalaktischen Treffen gegen Neoliberalismus und für Menschlichkeit eingeladen. Das zweite treffen fand in Spanien statt, um den weltweiten Anspruch der Forderungen der EZLN zu unterstreichen. Zum ersten Treffen, 1996 in Chiapas, kamen über 3.000 Menschen aus über 50 Länder der ganzen Welt. Ein Jahr später fand schon das zweite Treffen statt. Die während den internationalen Treffen geknüpften Kontakte hatten im Februar 1998 die Gründung der PGA (Peoples Global Action), einem weltweiten Netzwerk zur Vernetzung und zur Aktionskoordination, zur Folge. Während diesen gesamten Prozesses löste sich der militärische Apparat allmählich von der zivilen Basis, sodass auch zunehmend Gewaltvermeidende Gruppierungen Interesse an der Arbeit der EZLN finden.
Am 9. August 2003 wurden die so genannten „Caracoles“ gegründet. Es handelt sich dabei um fünf kommunale Verwaltungszentren, in denen die „Juntas der Guten Regierung“ tagen. Sie sind regelmässig wechselnde, streng basisdemokratische Regierungen, die sich mit den Sorgen und Nöte aller Bewohner_Innen befassen.
2005 startete die EZLN anlässlich der Präsidentschaftswahlen in Mexiko eine Kampagne gegen das gesamte Parteiensystem und forderte stattdessen eine ausserparlamentarische Mobilisierung und begann mit der „anderen Kampagne“. Mehrere treffen mit allen linken Gruppierungen in Mexiko sollte zu einer landesweiten Vernetzung führen. Diese Kampagne wird nicht zuletzt durch immer wieder währende Angriffe von rechtsgerichteten Paramilitärs und ehemals verbündeten Bauernmilizen, mit denen sich die EZLN mittler Weile um ursprünglich gemeinsam besetztes Land im Streit liegt, überschattet.
Mehrmals entzog sich die Führung der EZLN deshalb bereits der Öffentlichkeit, um sich auf drohende Konflikte vorzubereiten. Wie es in den nächsten Jahren mit der EZLN weitergehen wird, bleibt also spannend.
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