Your Holiday – Their Homes Widerstand im Tourismus

Politik

Die negativen und fragwürdigen Seiten des Reisens sind nicht nur Gegenstand westlicher Tourismuskritik. Widerstand vor Ort gegen touristische Entwicklungen wird tendenziell wenig beachtet, ist aber kein neues Phänomen, sondern so alt wie der moderne Tourismus selbst.

Tourismus in Kuba.
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Tourismus in Kuba. Foto: Emmanuel Huybrechts (CC BY 2.0 cropped)

5. Juli 2009
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Der Widerstand ist ebensowenig wie sein Gegenstand eindimensional, sondern bezieht sich auf viele Themen und nimmt unterschiedliche Formen an. Gründe für Widerstand gegen Tourismus gibt es genug; wer sich durch die FernWeh-Seiten klickt, wird vielen Beispielen begegnen.

Dazu gehören wirtschaftliche und ökologische Schäden durch Tourismus ebenso wie die Tatsache, dass die örtliche Bevölkerung zwar mit den negativen Seiten des Tourismus leben muss, aber nicht davon profitiert.

Schlechte Arbeitsbedingungen im Tourismus, Enteignungen (die oft zum Verlust des traditionellen Lebensunterhaltes führen) zugunsten touristischer Erschliessung, erhöhter Ressourcenverbrauch durch Touristen und mangelnde Mitbestimmung sind Ursachen für Proteste.

Die Übermacht der Konzerne erzeugt Wut und Ressentiments, zumal häufig wesentliche Rechte der Bevölkerung missachtet und verletzt werden. Menschen werden zu exotischen Objekten abgewertet, ihr Aussehen, ihre Traditionen und Lebensweisen werden ebenso wie die Natur als Waren vermarktet.

Ein extremes Beispiel ist Burma, wo eine Militärdiktatur herrscht. Hier wurde und wird die Infrastruktur für den Tourismus zum Teil durch Zwangsarbeit aufgebaut und aufrechterhalten. Das Geld der Touristen finanziert die Repression.

Ausbeutung und Unterdrückung nehmen meistens subtilere Formen an. Aber auch anderswo profitieren undemokratische Regime, während die Bevölkerung leer ausgeht. Entsprechend richten sich Proteste gegen Touristen, gegen Konzerne, aber auch gegen Regierungen, die derlei Entwicklungen oft unter der Flagge der Entwicklung und des Fortschritts unterstützen und vorantreiben.

Die Formen des Widerstands sind vielfältig. Gewisse Formen sind sehr etabliert, andere werden kaum wahrgenommen. Aktivitäten, die den Namen »Widerstand« am ehesten verdienen, finden vor Ort statt. Es handelt sich um konkreten Widerstand gegen Tourismusprojekte: Menschen verweigern z.B. die Umsiedlung oder greifen, wenn sie es sich leisten können, zu Rechtsmitteln und strengen eine Klage an. Demonstrationen, Streiks, Boykottaufrufe und Gewaltandrohung lassen sich ebenfalls hierunter subsumieren. Meist geht es den Betroffenen gar nicht um den Tourismus an sich, sondern einfach um die Verbesserung oder Erhaltung ihrer Lebenschancen.

Häufig ist dies mit Risiken verbunden. Beispielsweise wurde 1994 bei einer Demonstration gegen ein Tourismusprojekt in Bali, das unter anderem ein »Nirwana Resort« auf dem Gelände einer heiligen Stätte vorsah, auf die Demonstranten geschossen. Mehrere Studenten wurden verletzt und kamen ins Krankenhaus.

Im selben Jahr wurden drei Wochenzeitungen, die sich kritisch zum Thema geäussert hatten, die Lizenzen entzogen.

Angehörige einer Bürgerbewegung gegen den Chartertourismus im indischen Goa mussten sich vor Gericht verantworten, weil sie Flugblätter verteilt, Touristen beschimpft und Touristenbusse mit Kuhmist beworfen hatten. Andere Formen des Widerstands sind eher individuell und nicht organisiert, sondern werden überall von Tourismus-Beschäftigten durchgeführt, die sich gegen miserable Arbeitsbedingungen oder unverschämtes Verhalten von TouristInnen zur Wehr setzen.

Elena Futter