Die Parteienlandschaft wird sich ändern Was in der weiblich werdenden Welt zu tun ist

Politik

Die Welt wird weiblich. Welche Auswirkungen hat das auf unser Leben? Zur Beantwortung dieser Frage werden die Zukunftsaussichten der deutschen Parteien beleuchtet. Bringt die Zukunft Anarchie und Kommunismus?

Was in der weiblich werdenden Welt zu tun ist
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Was in der weiblich werdenden Welt zu tun ist Foto: Mo Riza (CC-BY-NC 2.0 cropped)

26. September 2023
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Eine kürzlich entwickelte These besagt, dass die kollektive Psyche der Menschheit langsam weiblich wird. Das ist ein langfristiger Prozess, der ca. um 1500 begann. Damals lag das Zeitalter der Entdeckungen hinter uns und wir begannen, die Welt, die wir erobert hatten, wohnlich zu machen. Das Wohnlich-Machen ist eine Aufgabe der Frauen. So wurde die weibliche Seite der Menschheit wichtiger. Es handelte sich um einen kaum spürbaren Prozess in der kollektiven Psyche der Menschheit.

Die Individuen merkten davon nichts. Frauen wurden bis in die jüngste Vergangenheit noch unterdrückt. Erst im 20. Jahrhundert und da besonders den siebziger Jahren beschleunigte sich der Prozess des Weiblich-Werdens der Menschheit. Nachzulesen ist das in dem Buch „Die weiblich werdende Welt“, achte Auflage, von Christoph-Maria Liegener, erschienen 2023 bei Books on Demand.

Die Menschheit wird also weiblich. Vorher war sie männlich. Die Einteilung von Verhaltensweisen in männlich und weiblich ruft gelegentlich Widerspruch hervor, mit dem sich der Autor des genannten Buches seinerzeit ausführlich auseinandergesetzt hat. Für die Diskussion in diesem Artikel sollen jene Argumentationen nicht wiederholt werden, sondern nur darauf hinwiesen werden, dass das kollektive Unbewusste, das die Transgenderisierung der Menschheit hervorruft, sich nicht nach Fakten richtet, sondern nach Archetypen. Diese enthalten viele Vorurteile und Gerüchte, die an dieser Stelle nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft werden sollen, weil dieser im Kontext des kollektiven Unbewussten keine Rolle spielt.

Das Gleiche gilt für die Charakterisierung von Verhaltensweisen als typisch männlich oder typisch weiblich. Auch dabei sind Pauschalisierungen nicht zu vermeiden und Begründungen finden sich in dem erwähnten Buch.

Wenn Sie also in diesem Artikel Aussagen finden, die Sie für Vorurteile halten, regen Sie sich nicht auf! Es handelt sich um Bestandteile des kollektiven Unbewussten, die nicht mit der heutigen Realität übereinstimmen müssen. Sie haben sich in den letzten zehntausend Jahren der männlichen Menschheit gebildet und sind heute einfach da und wirken von dort aus. Darum geht es.

Was ist in der weiblich werdenden Welt zu tun? Der Übergang zur weiblichen Welt geschieht automatisch. Es gibt nichts zu tun. Das wäre eine einfache Antwort auf das Thema dieses Artikels. Fertig!? Aber diese Antwort ist zu einfach.

In der Tat ist es nicht weiblich, hier eine umfassende Antwort zu suchen. Man sagt, Männer handelten nach Plänen, Frauen spontan. Also sollte man in der weiblich werdenden Welt spontan handeln und es erhebt sich abermals die Frage, was der Artikel dann noch soll. Eins ist klar: Es will jedenfalls kein politisches Programm sein.

Also was dann? Er soll eine Diskussionsgrundlage sein, um sich auf das einzustellen, was uns bevorsteht. Dazu noch ein Hinweis: Männer handeln zielorientiert, Frauen vorgangsorientiert. In der weiblich werdenden Welt sollte man sich also vorgangsorientiert verhalten. Das heisst: Selbst wenn das Ziel, die weibliche Welt, feststeht, ist es nicht überflüssig, den Weg dahin angenehm zu gestalten. Vielleicht können wir uns das Leben einfach ein wenig leichter machen, indem wir die Zeichen der Zeit erkennen und uns danach verhalten. Ratschläge dazu sind zwar im historischen Kontext überflüssig, für das tägliche Leben aber unter Umständen nützlich.

Wenn es um die Zukunft geht, dann geht es nicht zuletzt um das eigene Land und seine Politik. Was ist in diesem Zusammenhang zur deutschen Politik zu sagen?

Die Parteienlandschaft in Deutschland wird sich ändern. Die grossen Volksparteien Union und SPD sind von Pilgrim als Parteien von Muttersöhnen (Union) und Vatersöhnen (SPD) charakterisiert worden. Selbst wenn die Parteiämter gendergerecht besetzt werden, bleibt der kollektive Charakter der Parteien doch männlich. In einer weiblich werdenden Welt wird es schwierig für diese beiden Parteien werden. Sie werden wohl keine Zukunft haben.

Die FDP als liberale Partei könnte an Attraktivität gewinnen. Die individuelle Freiheit ist in der weiblichen Welt ein hohes Gut. Derzeit fungiert die FDP jedoch nur als Korrektiv, obwohl auch das nicht immer funktioniert. Ob sie mehr kann, muss sich noch zeigen.

Die Grünen bedienen zwar den weiblichen Wunsch nach Schutz der Natur, müssen sich aber davor hüten, die Bevölkerung zu bevormunden. So etwas geht in einer weiblichen Welt gar nicht. Dirigismus ist männlich. Die Grünen müssen ihren Weltverbesserungsanspruch ablegen oder sie werden untergehen. Hier könnte in der jetzigen Koalition die FDP als kontrollierende Instanz wirken.

Ganz schlimm ist in diesem Zusammenhang das Gesetz zu Erneuerung der Heizungen. Die, die uns den Einbau einer Wärmepumpe verordnen wollen, wissen oft selbst gar nicht, wie eine Wärmepumpe wirklich funktioniert. Was hier ausserdem oft übersehen wird, ist, dass der Einbau einer Wärmepumpe weitere Umbauten bis hin zu einer kompletten Wärmeisolierung des Hauses notwendig machen kann, welche unter Umständen mehr kostet als ein Hausneubau und im Gegensatz zur Wärmepumpe selbst nicht vom Staat finanziell unterstützt wird. Die armen Häuslebesitzer! So ein Vorgehen ist der weiblich werdenden Welt nicht angemessen. In einer weiblichen Welt wird nicht mehr von oben nach unten verordnet, sondern durch Lockmittel motiviert. Bei diesem Gesetz hat die FDP als Konrollinstanz versagt.

Das Gleiche gilt für die überhastete Ersetzung von Verbrennerautos durch Elektroautos gerade in einer Zeit, wo die Strompreise hoch sind. Wie die Unmengen von Akkus später entsorgt werden sollen, kann auch keiner sagen.

Ein weiterer Punkt, der nicht nur die Grünen betrifft: Aus der Kernkraft auszusteigen, mag langfristig richtig sein, zumal die Frage der Endlagerung noch nicht endgültig geklärt ist, aber man darf nichts überstürzen. Eine Nachfolgetechnologie könnte die Kernfusion sein, deren Entwicklung jedoch noch nicht abgeschlossen ist. Vielleicht sollte man also mit dem Ausstieg aus der Kernspaltung noch etwas warten, sonst riskiert man, dass man zu Kohlekraftwerken zurückkehren muss. Gute Ideen werden sich durchsetzen, aber man muss Geduld haben. Nicht den zweiten Schritt vor dem ersten machen! Den Fehler begehen Idealisten immer wieder: Sie glauben, etwas besser zu wissen, werden selbstgerecht und wollen die Menschen zu ihrem Glück zwingen. Damit ist im letzten Jahrhundert schon der Marxismus-Leninismus gescheitert. So konnte man vielleicht Politik in der männlichen Welt machen, in der weiblichen Welt funktioniert sie so nicht. Heute muss man sich Zeit nehmen und die Menschen überzeugen. So gesehen dürften auch die Grünen scheitern.

Noch etwas zeichnet die Grünen aus: Ihre Abgeordneten glänzen zu einem grossen Teil durch mangelnde Qualifikation. Viele weisen weder ein abgeschlossenes Studium noch eine abgeschlossene Berufsausbildung auf. In der männlichen Welt hätte man solche Abgeord-neten gar nicht ernst genommen. Heute werden sie deswegen nicht beanstandet. Das ist ganz normal in einer weiblichen Welt, in der Faktenwissen nicht mehr so wichtig genommen wird wie soziale Fähigkeiten. Eine junge Infuencerin, die ein paar Hunderttausende von Followern in den sozialen Netwerken um sich scharen kann, ist in den Parteien begehrter als ein eigenbrödlerischer Fachidiot. Dieser Trend dürfte sich fortsetzen. Das Fachwissen muss dann eben von den Beratern kommen.

Jetzt zu den Linken. Die Linken propagieren den Demokratischen Sozialismus, der in der weiblich werdenden Welt die Staatsform der Zukunft sein dürfte, wie sich aus der Theorie der weiblich werdenden Welt ergibt. Der Hintergrund ist der folgende: Vor der männlichen Phase der Menschheit gab es schon einmal eine weibliche Phase. Es war die Zeit vor der Neolithischen Revolution. Die Menschen waren Jäger und Sammler, die Gesellschaftsform eine Anarchie mit Formen des Urkommunismus. Wenn jetzt die Menschheit wieder in eine weibliche Phase eintritt, könnte auch der Kommunismus wiederkehren. „Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich“, soll Mark Twain gesagt haben. Der Urkom-munismus könnte nach 10000 Jahren wiederkehren, aber die Frage ist, wie. Er wird wohl nicht in der marxistisch-leninistischen Form wiederkehren, was bereits im 20.ten Jahrhundert versucht worden war. Dies war ein erster Versuch in dieser Richtung und er musste scheitern, weil er die Diktatur des Proletariats wollte.

Diktaturen werden in der weiblichen Welt nicht mehr akzeptiert. Das liegt daran, dass Frauen Netzwerke bilden, während Männer Hierarchien errichten. Diktaturen sind hierarchisch, Demokratien sind netz-werkartig organisiert. Man kann also erwarten, dass etwas wie der Demokratische Sozialismus die Regierungsform der Zukunft sein wird, auch wenn er dann vielleicht anders heissen wird.

Insofern könnte man die Linke für die Partei der Zukunft halten. Hierbei ergibt sich nur das Problem, dass die Entwicklung der Menschheit ohnehin in die von den Linken propagierte Richtung geht. Andere Parteien werden im Lauf dieser Entwicklung linke Thesen übernehmen und gleichzeitig andere Aspekte betonen. Damit werden die ursprünglich linken Themen mehrheitsfähig gemacht. Die Kopien könnten das Original verdrängen. Die Welt ist manchmal ungerecht. Aber andererseits kann man sich damit trösten, dass zumindest die richtige Sache sich durchgesetzt haben wird, vielleicht auch die richtige Partei. Man hat das Richtige zuerst gesagt, auch wenn einem die Anerkennung nie garantiert ist. In jedem Fall gilt: Die Linke hat Zukunft.

Nun zur AfD. Die AfD kann wohl als Populistenpartei gekennzeichnet werden, da sie vorherrschende Tendenzen in der Bevölkerung thematisiert und entsprechende Forderungen erhebt. Das ist noch nicht per se schlecht. Im Gegenteil: Es macht sie zu einer Art Protestpartei, wie sie offenbar gebraucht wird. Immer wenn die Bevölkerung mit einer Aktion der Regierung besonders unzufrieden ist, gewinnt die AfD in den Umfragen. Das war schon 2015 so, als die gewaltige unkontrollierte Migrationswelle viele Wähler verängstigte und das war dieses Jahr (2023) so, als eine gesetzliche Gängelei bei der Wahl der Heizung durch das „Heizungsgesetz“ drohte. Wenn „Populismus“ dann als Schimpfwort gebraucht wird, zeigt das jedenfalls, dass die Herrschenden sich dadurch gestört fühlen.

Populismus kann als ein Symptom der weiblich werdenden Welt betrachtet werden. Eine Kultur des Nörgelns kann als weiblich betrachtet werden. Sie ist im Zusammenleben von Frau und Mann notwendig, da der Mann zu übereilten Handlungen neigt. Der Populismus nörgelt dabei nicht nur, sondern zeigt auch Alternativen auf. In Grunde die ideale Opposition. Man wird ihn daher wohl nicht aufhalten können. Der richtige Weg, mit dem Populismus umzugehen, dürfte vielmehr sein, die Thesen, die jene Leute vertreten, nachdem sie dem Volk aufs Maul geschaut haben, ernst zu nehmen und sich mit ihnen auseinanderzusetzen.

Betrachtet man die AfD genauer, muss man differenzieren. Es gibt Richtiges, z.B. die Migration zu kontrollieren, wobei hier die Mittel sorgfältig abzuwägen sind. Es gibt aber auch einiges, was nicht so gut ist, z.B. die Befürwortung der Wehrpflicht, die Anfeindung von EU und NATO in ihrer gegenwärtigen Form – weiblich ist der Hang zu Dezentralisierung – und die in der Praxis noch unzureichende Abgrenzung gegen Rechtsextremisten.

Es scheint jedoch, dass die negativen Seiten der AfD von ihren Wählern ausgeblendet werden, zumal diese und andere strittige Themen oft nur in den Raum gestellt werden und bindende Parteibeschlüsse gern vermieden werden. So kann jeder in dieser Partei das sehen, was er sich wünscht, und denen, die das nicht mögen, kann man sagen, dass es ja gar nicht ernst gemeint sei. Das funktioniert, solange die AfD in der Opposition ist. Sollte sie jedoch an die Regierung kommen, müsste sie Farbe bekennen und könnte dann ihre Beliebtheut schnell verlieren.

Ein Thema, das gegenwärtig besonders polarisiert und gerade auch in der Auseinandersetzung mit der AfD eine Rolle spielt, ist der Umgang mit der Migration.

Mit der Entwicklung der ersten Menschen aus den Australopithecinen vor ca. zwei Millionen Jahren wurde die kollektive Psyche der Menschheit weiblich. Erst in den Neolithischen Revolution vor ganz grob 10000 Jahren wurde sie männlich. Das ist den meisten unbekannt. In der langen weiblichen Phase der Menschheit herrschten Anarchie und Kommunismus. Gegen Ende dieser Phase, vor ca. 35000 Jahren, wanderte der Cro-Magnon-Mensch aus Afrika in Europa ein und verdrängte den Neandertaler-Menschen. Diese Verdrängung erfolgte nicht gewaltsam, sondern friedlich. Fast könnte man von einer Verschmelzung reden. Selbst der moderne Mensch weist in seiner DNS Spuren von Neandertaler-DNS auf. Die weibliche Psyche der Menschheit zu dieser Zeit garantierte, dass alles friedlich verlief. Frauen sind gastfreundlich, während Männer ihr Revier verteidigen.

Da wir uns heute auf dem Weg befinden, wieder eine weibliche kollektive Psyche zu bekommen, können wir viel aus jener Vergangenheit lernen.

In nicht allzu ferner Zukunft wird Afrika durch den Klimawandel unbewohnbar werden und die Einwohner werden nach Europa fliehen. Wenn das Weiblich-Werden der Menschheit weit genug fortgeschritten sein wird, dürften die Immigranten freundlich aufgenommen werden. Es wird also wie einst zu einer mehr oder weniger friedlichen Verschmelzung der Völker kommen, geprägt wahrscheinlich von der afrikanischen Mehrheit.

Das mag vielen nicht gefallen, die sich vor der Migration fürchten, aber es ist eine historische Notwendigkeit, die wir nicht abwenden können.

Es hat keinen Sinn, sich gegen etwas zu stemmen, das unausweichlich geschehen wird. Aber man kann beeinflussen, wie es geschehen wird.

Der Fehler bei der Migrationswelle 2015 war, jegliche Kontrolle aufzugeben. Das bedeutete im Prinzip, dass jeder machen konnte, was er wollte. Es gab negative Folgen. Was wir tun können? Dafür sorgen, dass der Prozess kontrolliert und friedlich abläuft. Eventuell kann man sogar selektieren, indem man Straftäter abschiebt oder gar nicht erst hereinlässt. Auch muss man wohl ehrlich hinterfragen, wie viele Migranten man in einem gegebenen Zeitraum wirklich aufnehmen kann. Das Recht auf Asyl verbietet, Flüchtlinge abzuweisen. Wie man den Zuzug begrenzen und steuern kann, ist daher eine offene Frage. Aber man darf nicht, nur weil man diese Frage nicht beantworten kann, die Diskussion der Frage unterlassen. Es müssen Lösungen gefunden werden, die sowohl praktische Gegebenheiten als auch moralische Aspekte berücksichtigen.

Weibliche Strategien müssen entwickelt werden. Zum Beispiel müssten beide Parteien, Migranten und Einwohner, versuchen, aufeinander zuzugehen. Die Einwohner müssten sich darauf einstellen zusammenzurücken und die Migranten müssten bereit sein, ihr Migrationsziel den Gegebenheiten anzupassen. Alle wollen in die Ballungsgebiete, die schon zu voll sind. Es gibt auch Orte, wo die Bevölkerung schwindet und Zuzug weiterer Menschen passen würde. Natürlich kann man die Freizügigkeit der Menschen nicht einschränken, aber man kann zum Beispiel dadurch steuern, dass man Unterkünfte dort anbietet, wo es sinnvoll ist.

Die Theorie von der weiblich werdenden Welt sagt für die fernere Zukunft eine Anarchie voraus, wohl in einer kommunistischen Form. Wie kann man sich darauf einstellen? Am besten, indem man nicht dem schnöden Mammon hinterherrennt. Wer nicht zu viel hat, dem muss auch nichts weggenommen werden. Opposition zu den zu Mächtigen dürfte auch nicht verkehrt sein.

In einer Anarchie dürfte es kaum beständige Werte geben. Daher könnte es sich lohnen, ein wenig Gold zu horten. Gold ist der sichere Hafen in unsicheren Zeiten. Allerdings überzeugt die Langzeithistorie nicht. Die Transgenderisierung zur weiblichen Welt begann ca. 1500 n. Chr. Wenn es stimmt, dass in der weiblichen Welt Gold wertvoller wird, sollte das ab 1500 zu beobachten sein. Nun ist es aber so, dass just zu dieser Zeit ein gigantischer Verfall des Goldpreises im Vergleich zu Preisen alltäglicher Güter begann. Der Grund war, dass der Markt mit Gold aus der gerade entdeckten Neuen Welt geflutet worden war. Das widerspricht der Annahme des Preisanstiegs. Allerdings handelte es sich offensichtlich noch um Nachwirkungen des vorhergehenden Zeitalters, das noch zur männlichen Epoche gehörte. Dieser Einbruch des Goldpreises setzte sich dann nicht fort. Im Gegenteil, ab den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts explodierten die Goldpreise. Zu dieser Zeit machte das Weiblich-Werden der Welt gerade rasante Fortschritte, wie der Wertewandel dieser Zeit zeigt. Hier würde die Hypothese vom Zusammenhang zwischen Goldpreis und Weiblich-Werden der Welt wieder passen.

Die spezielle Situation um 1500 war zwar singulär, aber irgendwelche unvorhersehbaren Entwicklungen könnten auch in Zukunft den Goldpreis jederzeit wieder beeinflussen und die Effekte durch die weiblich werdende Welt überdecken. Langfristige Spekulationen auf einen steigenden Goldpreis in der weiblich werdenden Welt sind zwar theoretisch möglich, aber man muss eventuell vier- bis fünfhundert Jahre warten, bis sich der Trend durchsetzt. Das ist wohl nichts für die Spekulation.

Die nähere Zukunft wird also den Demokratischen Sozialismus bringen. Die Original-Partei dafür sind die Linken. Die fernere Zukunft wird dann wohl in einer Anarchie münden – im positiven Sinn. Das Wichtigste dabei ist wohl: In der Anarchie sollte es keine Hierarchien mehr geben. In Zukunft wird also auch die Sozialisation wohl auf derartige Strukturen verzichten müssen. In den sozialen Medien kommt man bereits jetzt ohne sie aus. Das ist ein Trend, der sich fortsetzen dürfte. Es sollte auch im täglichen Leben möglich sein, sich von übermässiger Sozialisation abzukoppeln. Ein Anfang wäre gemacht, wenn man die entsprechenden überflüssigen Spielchen und Rituale einfach weglässt. Man fühlt sich dann gleich viel freier. Man sollte nicht mehr nach sozialem Rang streben, sondern geniessen, ohne Hintergedanken Gutes für andere zu tun. Das bringt Freude, mehr noch, als Gutes zu empfangen.

Christoph-Maria Liegener